Großes Potenzial für Erdwärme in Münster
Stand: 18.11.2022, 10:51 Uhr
Die Stadtwerke Münster haben ihren Willen bekräftigt, ein Geothermie-Heizwerk für Münster zu bauen. Dieses könnte in absehbarer Zeit das jetzige Gaskraftwerk in Münsters Hafen ersetzen. Ermutigt dazu werden sie durch Daten des Geologischen Dienstes des Landes NRW.
Experten haben festgestellt, dass der Untergrund unter dem Münsterland geeignet ist, um Warmwasserreservoire in 3000 bis 4000 Metern Tiefe anzuzapfen und damit Heizenergie zu erzeugen. In Zukunft könnte die Wärmegewinnung aus tiefen Gesteinsschichten unter der Stadt also einen großen Teil der Fernwärme ausmachen.
Doch der Weg dorthin wird nach Schätzungen von Experten noch mindestens acht Jahre dauern. Es sind weitere Bohrungen und Tests erforderlich.
Heizen mit Tiefenwasser
Bei der Tiefen Geothermie wird heißes Thermalwasser aus bis zu 5000 Metern Tiefe für die Fernwärmegewinnung genutzt. Über Tiefenbohrungen wird das bis zu 200 Grad heiße Wasser an die Oberfläche gefördert.
Die Stadtwerke veranschaulichen ihre Pläne in einem Modell
Dort wird dem Wasser die Wärme entnommen und ins Fernwärmenetz eingespeist. Das abgekühlte Thermalwasser wird über eine zweite Bohrung wieder in das Tiefengestein abgegeben.
Forschungspartnerschaft seit 2020
Bisher wird Tiefe Geothermie in Münster nicht eingesetzt. Die Stadtwerke Münster haben jedoch bereits erste Schritte unternommen, um sich dem warmen Bodenschatz anzunähern.
Der Energieversorger hat sich die exklusiven Rechte an der Gewinnung von Tiefer Geothermie bergrechtlich gesichert und bereits 2020 eine Forschungspartnerschaft mit der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) geschlossen.
Gute Ausgangslage
"Die ersten Ergebnisse zeigen, dass in einer Tiefe von bis zu 6.000 Metern gleich drei vielversprechende Schichten von Kalkgestein übereinanderliegen. Das ist aus geologischer Sicht eine sehr gute Ausgangslage für die Gewinnung von Geothermie", sagt Professor Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer IEG. Im ersten Quartal 2023 erwarten die Partner die detaillierten Auswertungen des Geologischen Diensts. Diese werden genauere Hinweise auf die Lage der Gesteinsschichten enthalten.
Weitere Untersuchungen geplant
Um geologische und wirtschaftliche Risiken für die Geothermie-Planungen auszuschließen, planen die Stadtwerke eine weitere seismische Untersuchung, um das noch grobe Bild vom Untergrund weiter zu verfeinern.
Aus Naturschutzgründen wäre ein frühestmöglicher Zeitpunkt dafür Ende kommenden Jahres. Erst auf Basis der verfeinerten Seismik-Daten können die Stadtwerke Münster über den nächsten Schritt entscheiden: eine erste Probebohrung.
Chance für die klimaneutrale Wärme
Positive Ergebnisse vorausgesetzt sollen darauf weitere Planungen, Genehmigungsverfahren und Bohrungen folgen. Läuft alles nach Plan, könnte frühestens 2030 eine Geothermie-Heizwerk grüne Wärme ins münstersche Netz speisen.
"Erdwärme steht rund um die Uhr ganzjährig verlässlich zur Verfügung und ist völlig klimaneutral", betont Markus Bieder, Leiter Erneuerbare Wärme und Stromerzeugung bei den Stadtwerken Münster. "Tiefe Geothermie bietet also große Chancen für die klimaneutrale Wärme, aber sie ist nichts für Ungeduldige."