Die Lage in den Hochwassergebieten

WDR aktuell 24.12.2023 01:57 Min. Verfügbar bis 24.12.2025 WDR Von Bo Hyun Kim

Hochwasser in NRW: Unwetterwarnung für viele Kreise verlängert

Stand: 25.12.2023, 14:58 Uhr

Wegen des anhaltenden Regens bleibt die Lage an den Flüssen in NRW angespannt. Am Montag verlängerte der DWD seine Unwetterwarnung für viele Kreise und Städte.

Die Hochwassergefahr bleibt in vielen Teilen von Nordrhein-Westfalen angesichts erneuter Regenfälle und gesättigter Böden hoch. Besonders stark betroffen sind die Weserzuflüsse im östlichen Landesteil. An sechs Messstationen der Weser ist die höchste Warnschwelle überschritten (Stand: 25.12.2023, 14 Uhr). Diese weist auf die Gefahr hin, dass bebaute Gebiete in einem größeren Umfang überflutet werden könnten. Über erforderliche Maßnahmen entscheiden die Behörden vor Ort.

Keller im Kreis Höxter ausgepumpt

An 17 Messstationen war am Montagmorgen die zweithöchste Warnstufe überschritten, die auf die Gefahr der Überflutung einzelner bebauter Grundstücke oder Keller hinweist. Dabei ging es unter anderem um die Einzugsgebiete von Lippe, Ems und Ruhr. An 43 Pegeln war die erste Warnschwelle überschritten, die auf die Gefahr hinweist, dass land- und forstwirtschaftliche Flächen überflutet werden können. Die Pegel am Rhein und an der Weser werden bei der Zählung nicht berücksichtigt.

Überflutete Fußballfelder und viele Helfer: Bilder vom Hochwasser

Dauerregen in NRW hat in vielen Regionen die Böden aufgeweicht, sie können kein Wasser mehr aufnehmen. Die Folge: Die Flüsse treten über die Ufer, Straßen werden überflutet, Keller laufen voll. Überall sind Helfer im Einsatz.

Gefüllte Sandsäcke liegen an einem Deich nahe der Weser

Gefüllte Sandsäcke am 3. Januar nahe der Weser in Vlotho. Unter anderem die teils wieder steigende Pegelstände lassen laut Experten die Gefahr für Deichbrüche anwachsen.

Gefüllte Sandsäcke am 3. Januar nahe der Weser in Vlotho. Unter anderem die teils wieder steigende Pegelstände lassen laut Experten die Gefahr für Deichbrüche anwachsen.

In Vlotho ist ein Radweg nahe der Weser überflutet worden.

Das Restaurant "Zur Siegfähre" in Troisdorf steht noch immer unter Wasser. Der neue Besitzer hat es erst vor wenigen Wochen übernommen.

In Petershagen-Schlüsselburg bereitet der erneute Regen wieder Sorgen. Hartmut Precht überprüft seit Weihnachten den Zustand der Deiche durch das Hochwasser der Weser.

Frachtschiffe fahren an Bäumen vorbei, die im Hochwasser des Rheins stehen.

In Altena lag der Pegelstand am Mittwochmorgen bei 2,76 Meter. Damit hat er aber noch nicht den Stand von vor Weihnachten erreicht (3,10 Meter).

Am Parkplatz Schlagde in Minden kann am 30. Dezember niemand ein Ticket ziehen. Die Weser war, wie viele Bäche und Flüsse in NRW, über die Ufer getreten.

Pegelstab an der Weser am Samstag: nicht historisch hoch - aber deutlich höher als normal.

Durch das Rhein-Hochwasser ist die einzige Zufahrt zu der Reeser Ortschaft Grietherort überschwemmt - diese also nicht über Straßen erreichbar.

Bereits vor Weihnachten ist die Lippe in Hünxe-Krudenburg weit über die Ufer getreten und hat einige Wohnhäuser erreicht.

In Lippstadt überflutete die Lippe eine Sportanlage. Nur der Rasen des Fußballfeldes ist bei der Aufnahme am 28. Dezember noch zu erkennen.

In Köln stehen am 27. Dezember die Poller Wiesen am Rheinufer unter Wasser.

Über die Weihnachtstage ist in Waltrop die Lippe über die Ufer getreten, zudem ist ein Damm an zwei Stellen gebrochen.

Bilder aus der Luft bei Waltrop im nördlichen Ruhrgebiet.

Freiwillige des THW im Kreis Recklinghausen füllen im Dauerbetrieb Sandsäcke.

Auch an der Ahse in Hamm verstärken THW und Feuerwehr am 27. Dezember einen Deich mit Sandsäcken.

In Vlotho erreicht die Weser am vergangenen Mittwoch die höchste Hochwasserwarnstufe.

In Hamm sichern Einsatzkräfte den Schutzdeich der Ahse auch am vergangenen Mittwoch mit Sandsäcken.

Der Rheinpegel in Duisburg-Ruhrort lag am vergangenen Mittwoch bei 9,44 Metern. Der Hafenmeister kommt nur mit Baukonstruktion zu seinem Arbeitsplatz, Schiffe müssen vorsichtiger fahren.

Die Feuerwehr hat am zweiten Weihnachtstag in Schermbeck-Gahlen einen landwirtschaftlichen Hof und eine evangelische Jugendeinrichtung evakuiert. Die fünf betroffenen Personen sind bei Verwandten und Bekannten untergekommen.

Im Süden Münsters ist das Wasser der Werse in ein Wohnzimmer geflossen.

Viele Rettungskräfte waren auch an den Weihnachtsfeiertagen unermüdlich zur Stelle - wie hier in Beverungen. Dort musste am Dienstag Wasser aus den Häusern gepumpt werden.

In Bünde, in der Nähe von Bielefeld, musste über Weihnachten eine Straße aufgerissen werden, um Entlastung für das angestaute Wasser der Else zu schaffen.

Die Agger bei Lohmar wächst und kam am zweiten Weihnachtstag bedrohlich nah an die Häuser heran.

Überschwemmtes Ufer der Weser in Porta Westfalica: Die Bank für das Wanderpäuschen steht bei dieser Aufnahme Anfang der letzten Dezemberwoche mitten in den Fluten.

Das Wasser zieht überall in der Region Schaulustige an, wie hier an der Ems in Greven. Aber: Das Herumlaufen auf durchgeweichten Deichen kann auch zu Schäden führen.

Auch der Tierpark Weeze wurde an Weihnachten überschwemmt – die Tiere waten durchs Wasser.

In Hamm musste am Abend des ersten Weihnachtstages ein Deich repariert werden – rund 200 Einsatzkräfte füllten zwei größere Löcher mit Sandsäcken.

In ganz Minden hat sich die Weser am Montag mehr Platz verschafft. Die Fließgeschwindigkeit des Flusses hat sich zudem stark erhöht.

Fast jeden Winter hat das Restaurant Bundeshäuschen in Oberkassel mit Rhein-Hochwasser zu kämpfen. Diesmal rückte der Pegelstand an Heiligabend gefährlich nahe an das Gebäude.

Amtliche Unwetterwarnung für Teile von NRW gilt weiter

Die amtliche Unwetterwarnung vor ergiebigem Dauerregen für große Teile Westfalens und des Bergischen Landes hat der DWD am Montag für viele der betroffenen Kreise und Städte noch einmal verlängert. In diesen Bereichen werden nochmals Niederschlagsmengen um 25 Liter pro Quadratmeter erwartet. Am Dienstag soll der Regen dann nachlassen - allerdings nur vorübergehend.

Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes gilt noch bis zum Zweiten Weihnachtsfeiertag um 9 Uhr. Sie betrifft die folgenden Kreise und Städte:

Die Unwetterwarnung für diese Kreise und Städte endet am 1. Weihnachtsfeiertag um 18 Uhr:

Hier gibt es die aktuellen Warnungen im Überblick:

Höchste Warnschwelle an der Weser erreicht

Betroffen von möglichem Hochwasser sind die Flüsse und Gewässer Lenne, Lippe, Ems, Nette, Dinkel, Alme, Berkel, Ruhr, Sieg, Ahse und die Steinfurter Aa. In der Nacht zu Montag waren die meisten Pegelstände nicht nennenswert gestiegen.

An den Weser-Pegeln wurde in den vergangenen zwei Tagen die höchste Warnstufe überschritten. Die Feuerwehren in Ostwestfalen melden für die Kreise Höxter und Paderborn vollgelaufene Keller sowie überflutete und gesperrte Straßen.

Dass nicht an noch mehr Orten Leute mit Eimern das Wasser und den Dreck aus dem Keller schaufeln müssen, ist wohl auch tausenden Helfern zu verdanken, die die Maßnahmen zur Abwehr umgesetzt haben. Großer Dank kommt zum Beispiel auch von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Übersicht über die in NRW erreichten Warnstufen

Mehr aktuelle Lageberichte, Hochwasserinformationen und Informationen zur Überschreitung der Warnstufen gibt es hier:

Einige Hotspots im Land

In Oberhausen steht ein Deich an der Ruhr unter besonderer Beobachtung. In der Nacht zu Sonntag ist nach Angaben der Feuerwehr eine wasserdichte Plane komplett über den 500 Meter langen Deichabschnitt gespannt worden. Darauf seien noch 10.000 Sandsäcke sowie Kies gelegt worden. Die Feuerwehr gibt sich zuversichtlich, ein Sprecher sagte dem WDR: "Aktuell ist alles im grünen Bereich. Der Deich hält."

Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr von NRW in Oberhausen am Damm an der Ruhr

Oliver Kirscher (li.) und Daniel Schranz am Ruhrdeich in Oberhausen.

Am Montag verschafften sich NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) und Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) gemeinsam ein Bild von der Lage am Ruhrdeich. Die Pegelstände des Flusses sind aktuell stabil. Ob der Scheitelpunkt erreicht ist, ist noch nicht ganz klar. Es fällt weiterhin sehr viel Regen und es fließt auch noch viel Wasser aus dem Sauerland die Ruhr hinab.

Der Umweltminister bat die Menschen eindringlich, wachsam zu bleiben, sich fortgehend über die Lage zu informieren und von Wasser und Deichen fernzuhalten. "Das ist unberechenbar", so Krischer.

Im Kreis Herford trat die Else über die Ufer. Sonst mehr ein Rinnsal ist die Else nun zu einem Fluss angeschwollen. In Bünde überflutete sie den Rathausparkplatz. Bei Brakel im Kreis Höxter trat die Nethe über die Ufer. Dort musste die Feuerwehr ausrücken, um Keller auszupumpen. In Minden sind mehrere Straßen wegen des Hochwassers der Weser gesperrt.

Auf Hochwasser bereitet sich auch Düsseldorf vor. Am späten Heiligabend wurde die niedrigste Hochwasserwarnstufe 1 überschritten. Das heißt, die Schiffe müssen hier jetzt langsamer und ein wenig mehr in der Flussmitte fahren. Aktuell liegt der Pegel bei 7,20 Meter. Damit wird die flussnahe Straßenbeleuchtung im Stadtteil Urdenbach vom Strom abgeklemmt. Bis heute Abend wird in Düsseldorf ein Rheinpegel von gut 7,50 Meter erwartet. Dann werden die üblicherweise wasserdichten Anschlüsse der Gastroschiffe am Rhein-Ufer kontrolliert. Das sei aber noch nicht dramatisch, sagt eine Sprecherin. "Alle Maßnahmen bis zu einem Pegel von acht Metern sind umgesetzt."

In Köln überschritt der Pegel nach Daten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) am Freitagnachmittag die Hochwassermarke I von 6,20 Metern, am Samstagabend lag er bei 6,99 Metern (21 Uhr). Es gelten Einschränkungen für die Schifffahrt, zum Beispiel eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. In der vergangenen Woche hatte es bereits das erste Winter-Hochwasser des Jahres am Rhein gegeben.

In Bochum hat die Stadt wegen des hohen Pegelstandes der Ruhr eine Hotline eingerichtet (0234/9105555), auf der Anwohner Fragen zur aktuellen Lage stellen können. So sollen die Leitungen von Polizei (110) sowie Feuerwehr und Rettungsdienst (112) freigehalten werden. Es bestehe aber keine akute Gefahr, so die Stadt. "Im Falle einer Lageveränderung erfolgt eine Warnung durch die Behörden."

Anwohner sollen Vorkehrungen treffen

Anwohner, die in den betroffenen Gebieten wohnen, wurden aufgefordert Vorkehrungen treffen. Dazu gehören unter anderem:

  • Meiden Sie das betroffene Gebiet.
  • Gehen Sie bei Überschwemmungsgefahr nicht in Keller oder Tiefgaragen.
  • Halten Sie Abflüsse und Schächte frei, damit das Wasser abfließen kann.
  • Bereiten Sie sich auf eine Evakuierung vor.
  • Nehmen Sie nur das Notwendigste mit, insbesondere Ausweise und Bargeld.
  • Fahren Sie nicht durch überflutete Straßen. Schon eine geringe Wasserhöhe kann die Steuerung behindern.

Quellen:

  • WDR-Wetterredaktion
  • ARD-Wetterkompetenzzentrum
  • Deutscher Wetterdienst (DWD)
  • Nachrichtenagentur dpa
  • WDR-Reporter
  • Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV)
  • Nachrichtenagentur bbk