Jürgen Vogt über das kalte Wetter in Deutschland

01:24 Min. Verfügbar bis 16.03.2027

Droht eine Kältewelle? Warum viele nach dem "Polarwirbel" suchen

Stand: 16.03.2025, 16:04 Uhr

Mehrere Medien berichten, dass der Frühling erst mal Pause einlegen könnte. Grund dafür ist der Polarwirbel. Was steckt dahinter?

Der Frühling liegt in der Luft. Aber ein Wetterphänomen über dem Nordpol könnte die Temperaturen erst mal wieder sinken lassen: der Polarwirbel.

Droht in Deutschland tatsächlich eine Kältewelle, wie manche Medien berichten? WDR-Wetterexperte Jürgen Vogt rät zur Gelassenheit und meint: Die aktuelle Lage ist für Mitte März weder sensationell noch besonders ausgeprägt.

Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was sind Polarwirbel?

Polarwirbel sind Bereiche über den beiden Polen, in denen die sehr kalte Polarluft in einem Wirbel rotiert. Diese Wirbel verstärken sich vor allem in den Wintermonaten, wenn kaum Sonnenlicht die Atmosphäre erwärmt. Die Wirbel befinden sich in der oberen Troposphäre, also der unteren Luftschicht über unserem Planeten. Es gibt sie übrigens auch auf anderen Himmelskörpern, etwa auf dem Mars.

Fotografie von Jürgen Vogt

WDR-Wetterexperte Jürgen Vogt

In der Regel sind Polarwirbel stabil. Vereinfacht kann man sagen, dass die kalte Polarluft in diesem Wirbel wie in einem Strudel "gefangen" ist und deswegen in der Region über den Polen verbleibt. Regelmäßig aber passiert es auch, dass sie gestört werden und dadurch instabil werden.

Wie werden die Polarwirbel gestört?

Wenn sich die Schicht über dem Polarwirbel – die Stratosphäre – erwärmt, dann führt das dazu, dass die Strömung im Wirbel schwächer wird, der Polarwirbel insgesamt instabiler, also an Kompaktheit verliert.

Welche Folgen hat das?

Die kalte Polarluft im Wirbel ist nicht mehr "gefangen" und kann in der Folge ausbrechen. Es entstehen großflächige Ausbuchtungen kalter Polarluft, die dann – im Falle des Polarwirbels über dem Nordpol – in Richtung Süden strömt, auch zu uns nach Mitteleuropa.

Die Folgen: Es wird kälter, das Wetter unbeständiger. Ungewöhnlich ist das aber nicht, meint WDR-Wetterexperte Jürgen Vogt.

Im Schnitt kommt es alle zwei Jahre zu einer Störung des Polarwirbels. Jürgen Vogt, WDR-Wetterexperte

Droht uns tatsächlich eine Kältewelle in den kommenden Tagen?

Eher nicht. Zwar ist der nördliche Polarwirbel derzeit tatsächlich gestört, verliert also an Kompaktheit. Allerdings ist die aktuelle Störung des nördlichen Polarwirbels für Mitte März nicht sonderlich ausgeprägt.

"2004, 2006 und 2023 hatten wir sehr viel tiefere Temperaturen.", sagt Jürgen Vogt. "Nachts zum Beispiel minus 18 Grad in Eslohe im Hochsauerlandkreis und Bad Sassendorf im Kreis Soest."

Grundsätzlich kann man aber sagen, dass dieses Wetterphänomen sich vor allem in Kanada und den USA auswirkt. Die polare Kaltluft kann dort ungehindert Richtung Süden, bis zum Golf von Mexiko strömen, ohne von Gebirgen ausgebremst zu werden. So kam es etwa 2019 in den USA zu einer extremen Kältewelle, die von einem instabilen Polarwirbel ausgelöst wurde und mehr als 20 Todesopfer forderte.

Laut Jürgen Vogt aus der WDR-Wetterredaktion kommen die Kaltluftvorstöße in Europa in der Regel aber abgefedert an. Der Grund: "Durch die meist noch relativ warme Nordsee wird die polare Kaltluft ein bisschen vorgewärmt."

Und wie kalt wird es nun bei uns?

Erstmal wird es in den kommenden Tagen sogar wärmer. Bis zum Ende der Woche sind Temperaturen von teilweise 20 Grad drin. Danach könnte der instabile Polarwirbel die Temperaturen aber sinken lassen, auf verbreitet unter die Marke von 15 Grad, in Höhenlagen kann es nachts auch nah an den Gefrierpunkt kommen. Aber auch das ist nicht ungewöhnlich.

Unsere Quellen:

  • WDR-Wetterexperte Jürgen Vogt
  • dwd.de