Heute ist mal wieder ein besonderer Tag für die rund zwei Millionen Schülerinnen und Schüler in NRW: Es gibt Zeugnisse für das erste Halbjahr. Und während die einen von der Oma fünf Euro für jede Eins einheimsen, machen sich die andere Sorgen um ihre schulische und auch die folgende berufliche Laufbahn. Entsprechend häufig wird es wieder klingeln bei den Zeugnistelefonen, die die Bezirksregierungen im Land eingerichtet haben.
Besonders wichtig sind die Halbjahreszeugnisse in der 10. Klasse. Denn dort beginnt bald die heiße Phase der Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz. Und es ist eben genau dieses Zeugnis, das man einem möglichen Arbeitgeber vorlegt.
Auf der Baustelle ist kein Algebra nötig
Ein Unternehmen, das demnächst viel Post von Bewerbern bekommen dürfte, ist der Malerbetrieb Bussmann in Bergheim. Dort wirft man natürlich einen Blick auf das Zeugnis, das potenzielle Azubis ihren Unterlagen beilegen. "Wir schauen natürlich auf die Noten", sagt Geschäftsführerin Lisa Bussmann. "Allerdings stehe diese nicht in unserem Fokus." Die Noten sagten nicht alles über einen Bewerber aus. Da könne auch "Prüfungsangst" eine Rolle spielen. "Und manche haben auch einfach keinen Bock auf Schule, sind aber in der Lage, kreativ mit ihren Händen etwas eigenes zu erschaffen."
Selbst eine Fünf in Mathe findet Bussmann "verzeihlich". Schließlich sei es eher unwahrscheinlich, dass man auf der Baustelle Algebra anwenden müsse. Man müsse dort zwar immer wieder Berechnungen anstellen, aber diese seien doch sehr spezifisch auf den Beruf ausgerichtet. "Und da kann man die jungen Leute hinbringen", glaubt Bussmann.
Wichtiger als Schulnoten: Zuverlässigkeit und Auftreten
Stattdessen achtet man in dem Bergheimer Betrieb auf Punkte wie Einsatz und Engagement: "Wie viele Fehlzeiten sind vermerkt, wie viele davon sind unentschuldigt?" Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit seien sehr wichtige Kriterien so Bussmann. "Das steht bei uns ganz oben." Wer Kollegen oder Kunden auf sich warten lasse, mache sich schnell unbeliebt.
Jogginghose kommt nicht immer gut an
Die Entscheidung, welche Azubis im neuen Lehrjahr bei Bussmann anfangen, wird nach einem persönlichen Treffen gefällt. Und bei einem solchen Gespräch schaut Lisa Bussmann schon sehr genau hin: "Wie ist das Erscheinungsbild, wie kommt die Person hier bei uns an? Kommen die ein paar Minuten vorher zum Termin, haben die einen anständigen Händedruck?" Zudem sei es nützlich, wenn sich der Bewerber schon vorher über die Firma informiert habe und so Interesse sichtbar werde.
Auch die Kleidungswahl beim Vorstellungsgespräch spielt eine Rolle. Jeans und schönes T-Shirt oder ausgeleierte Jogginghose - das alles wird genau registriert. Für Bussmann sind solche Gespräche in der Regel schnell erledigt: "Man merkt innerhalb der ersten fünf Minuten, ob man zusammenpasst oder nicht."
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- "WDR 5 Morgenecho"-Interview mit Lisa Bussmann
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