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02.02.2025 – „De Kölsche Fledermaus“, Divertissementchen von Lajos Wenzel in Köln

Stand: 02.02.2025, 09:30 Uhr

An der „Kölschen Fledermaus“ ist womöglich sogar eine Portion historische Wahrheit. Denn Jacques Offenbach und Johann Strauß trafen sich 1864 in Wien. Der Kölner Operettenkomponist ermunterte seinen Wiener Kollegen, mit dem Komponieren von Operetten zu beginnen. Schon dessen drittes Stück in diesem Genre, „Die Feldermaus“, wurde zum Welterfolg. Das Libretto geht zurück auf das Lustspiel „Le Reveillon“ von Henri Meilhac und Ludovic Halévy, und das waren wiederum die Hauptlibrettisten von Offenbach. Dies entstand zwar Jahre nach der Wiener Begegnung, aber die Vorlage von „Le Reveillon“, also die Ur-Urfassung der „Fledermaus“, ist wiederum das Lustspiel“ Das Gefängnis“ des in Köln lebenden Schriftstellers Roderich Benedix. Er könnte Offenbach in Köln begegnet sein!

Nun also im Jubiläumsjahr des 200. Geburtstag von Johann Strauß, eine „Kölsche Fledermaus“ als diesjähriges Divertissementchen der Cäcilia Wolkenburg im Staatenhaus. Im Vergleich zur Wiener „Fledermaus“ hat Autor und Regisseur Lajos Wenzel die Vorgeschichte ausführlich auf die Bühne gebracht. Hauptfigur ist Prinz Karneval Mättes I. in den 1920er-Jahren, der von seinem Düsseldorfer Freund Anton Adler nach einem Trinkgelage auf einer Parkbank liegen gelassen wird. Er kommt in dieser misslichen Situation in die Zeitung, verliert das Prinzenamt und seine Verlobte Marie. Mättes rächt sich, indem er ein Jahr später Anton Adler in einen Kölner Nachtclub entführt und ihn in eine gegenüber seiner Frau kompromittierende Situation bringt.

Alles ist ziemlich nah am Originalplot, aber wie beim Divertissementchen üblich, sind die Dialoge und Lieder liebevoll in Kölsche Sproch gekleidet mit kleinen Anspielungen auf den Zeitgeist. Adler muss z. B. in den Klingelpütz, weil er einen Parkplatz für Lastenfahrräder missbraucht hat. Und das Festkomitee ist ein Verein des Biedersinns und der Scheinmoral. Die „Kölsche Fledermaus“ läuft heiter und unverkrampft ab und bietet viele Spielflächen für Musik und Tanz und Nummern, bei denen man die überaus prachtvollen Kostüme von Judith Peter bewundern kann, vor allem die Frauenkleider in einer schönen Mischung aus elegant, historisch und karnevalesk. Im Divertissementchen sind ja alle Darsteller Männer. Sie wirken aber, auch wenn sie etwas korpulenter sind, wie echte Mamsells. Und manche, wie etwa Dirk Pütz als Antons Gattin Rosa, machen aus ihrer Figur eine echte Charakterrolle.

Das Männerballett im Divertissementchen 2025

Das Männerballett im Divertissementchen 2025

Herrlich auch das Ballett, das in der 2025er-Ausgabe des Divertissementchens besonders viel zu tanzen hat. Die Herren stecken von Nummer zu Nummer in immer neuen Glitzerkostümen und bewegen sich auf sympathische Weise in einer gewollt kontrollierten Behäbigkeit, bei der jede Ballettfigur sorgfältig einstudiert ist.

Musikalisch hat der langjährige Arrangeur Thomas Guthoff viel originale „Fledermaus“ mit Kölschen Karnevals Hits so gemischt, dass man sich immer aufgehoben und wohl fühlt, aber nie ins Schunkeln gerät, dafür ist das Tempo des langen Abends zu hoch und bringt auch die Amateurdarsteller nie in die Verlegenheit, die Akrobatik der Strauß‘schen Arien imitieren zu müssen. Aber auch ohne Koloraturen- oder Buffobeweglichkeit ist deren Können darstellerisch wie sängerisch auf einem erstaunlichen Niveau, z. B. bei Manuela Anatasi in der Rolle der Haushälterin Kätchen, der eine emanzipierte selbstbewusste Frau spielt oder Rainer Wittig als immer froh gelaunter Prinz Mätes.

Ein überaus vergnüglicher Abend in einer gelungenen Mischung aus Theatergeist, historischem Bewusstsein, hohem musikalische Niveau und vor allem wieder mit allem, was die Kölsche Seele braucht.

Premiere: 01.02.2025 noch bis 04.03.2025 (Karnevalsdienstag)

Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg im Kölner Männer-Gesang-Verein

Regie & Buch: Lajos Wenzel
Liedtexte: Johannes Fromm, Manfred Schreier
Musik & Arrangements: Thomas Guthoff
Musikalische Einstudierung: Keno Brandt, Philip van Buren,Thomas Guthoff, Benedict Nagel, Bernhard Steiner
Dirigat: Philip van Buren, Benedict Nagel, Bernhard Steiner
horeographie: Jens Hermes, Katrin Bachmann
Kostüme: Judith Peter
Bühnenbild: Tom Grasshof
Lichtdesign: Andreas Grüter
Sound-Design: Thomas Wegner
Gesamtleitung: Simon Wendring