Death Songs - Dem Abschied auf der Spur
Stand: 17.07.2024, 12:36 Uhr
Für den "Hohepriester des Soul" Ray Charles erlischt die Sonne, als seine Liebesbeziehung entzweibricht: "The sun died"- Ein Klageruf, der nachhallt, während wir zum kleinen, warmen Tod und dessen kaltem Gegenspieler weiterziehen.
Von Ariane Jacobi
In dieser Sendung dreht sich alles um Stücke, die im weitesten Sinne mit dem Tod zu tun haben. Dabei erkunden wir zunächst mit der Stimme aus den Südstaaten, mit Cassandra Wilson und "A Little Warm Death" die Tiefen der emotionalen Intimität: "Lass mich Deinen Körper holen. Ein kleiner süßer Tod. Fühlt sich an wie die Ewigkeit" singt die "New Moon Daughter" hier und lässt uns Zeug:in einer Vereinigung, samt seelischer Umarmung werden, bei der sich die eigenen physischen Grenzen aufzulösen scheinen, wobei der Mond die psychischen Schwankungen versinnbildlicht.
Immer wieder begegnet uns in der Kunst der Tod, auch als "La petite mort", als "der kleine Tod", als Synonym für den Orgasmus mit seinem kurzzeitigen Verlust oder der Benebelung des Bewusstseins und der möglicherweise damit einhergehenden spirituellen und sonstigen Befreiungen der Gefühle. Von Cassandra Wilsons Bewusstseinsverlust beim gemeinsam erlebten Tod, geht es mit dem Delta Blues Musiker Son House und dessen "Death Letter Blues" zu dem gnadenlosen Tod: So heißt es hier: "Ich bekam heute Morgen einen Brief. Was meint ihr, was drin steht? Da stand: "Beeil dich, beeil dich! Weil, das Mädchen, das Du liebst, sie ist tot!""
Zu einem dramatischen Zwiegespräch mit dem Tod führt uns schließlich die Combo Ranky Tanky aus der Hafenstadt Charleston mit dem Trauermarsch-Folk-Song "Oh Death", den die Sängerin Quiana Parler mit den Worten anstimmt: "Oh, der Tod trat an die Sünderpforte und sagte: "Ich glaube, du bist jetzt überfällig." Ich weinte "Oh, Tod, der Morgen. Oh, Tod, willst du mich nicht bis zum nächsten Jahr verschonen?"" Wie aber geht das Gespräch mit dem Tod weiter? Und, was erfahren wir im Zusammenhang mit der Combo Ranky Tanky über die Tradition der Gullah, der Kultur, die sich unter den Sklaven und deren Nachfahren an der Küste South Carolinas und auf den Sea Islands entwickelt hat, und auch von westafrikanischen Einflüssen geprägt ist.
Und, was hat es mit dem wandelnden Toten bei Randy Newmans Song "I´m dead but I don´t know it" auf sich. Und, wohin tragen uns letztlich die Stiefel des alten Mannes, von dem Sting erzählt?
Gespielte Titel:
Ray Charles - “The Sun died”
Nicoletta - Il est mort le soleil
Cassandra Wilson - Little warm Death
Son House - Death Letter Blues
Ranky Tanky - O Death
Randy Newman - I´m dead but I don´t know it
The Band Perry - If I die young
Billy Joel - Only the good die young
Sting - Dead man´s Boots
Dead Brothers - Death Blues
Mary Couglan - The little Death
CDs:
Dead & Gone # 1 - Trauermärsche / Funeral Marches | Trikont (Trikont 1997)
Dead & Gone # 2 – Totenlieder / Songs of Death (Trikont 1997)