Gefährlicher Hass gegen trans Menschen
Anfeindungen, Beleidigungen, Übergriffe bis hin zum Totschlag: Transfeindlichkeit nimmt weltweit zu. Es wird Zeit, mit Vorurteilen aufzuräumen und den Menschen die Angst vor trans zu nehmen, sagt der Historiker Richard Kühl. Die Sexualforschung könnte dabei helfen.
Als in den 20er-Jahren in der Politik über Homosexualität und Abtreibung auf das Heftigste diskutiert wurde, ergriff die noch junge Sexualwissenschaft das Wort und versuchte mehr oder weniger erfolgreich, eine moderne Gesetzgebung in Gang zu setzen. Heute, sagt der Medizin- und Zeithistoriker Dr. Richard Kühl, bräuchten wir dringend wieder so eine laute Stimme.
Wir erleben Diskriminierungen, Beschimpfungen, Übergriffe auf trans Menschen – und zwar nicht nur auf der Straße und in Stadien. Selbst in Parlamenten wird fernab jeglicher wissenschaftlicher Erkenntnisse über trans Personen geurteilt. Vielen gelten sie als Gefahrenquelle für junge Menschen, die von ihnen verführt würden. Trans sei Trend, wird behauptet, die Geschlechterrollen, das Geschlecht selber sollten aufgelöst, die Biologie in Frage gestellt werden. Pseudostudien aller Art haben in diesem Bereich Hochkonjunktur und werden bereitwillig von den Medien aufgegriffen und verbreitet. Sex sells und trans erst recht. Dem könne und müsse die Sexualwissenschaft dringend etwas entgegensetzen und aufklären, meint Richard Kühl. Fehlende oder falsche Informationen führten zu Ängsten. Und die wiederum seien ein Grund, warum Transsexualität sich so leicht politisch instrumentalisieren lasse.
Redaktion: Chris Hulin