ZeitZeichen
20.12.1990 - Erster gesamtdeutsche Bundestag
Stand: 04.11.2015, 14:00 Uhr
So ereignisreich das Jahr war, das im Herbst 1990 hinter den Deutschen liegt, so müde ist der Wahlkampf, in den sie nun starten. Kohl hat dem Land die Einheit beschert, sein Sieg steht außer Frage. Die SPD erleidet eine historische Niederlage. Langeweile denn auch im neu gewählten Bundestag? Mitnichten.
Von Kerstin Hilt
Ehemalige Bürgerrechtler von Bündnis 90/Die Grünen fordern mehr Moral in der Politik, gerade auch im eingefahrenen westdeutschen Proporz-Betrieb. Die etablierten Parteien werden durch die Neuzugänge aus dem Osten - mal Ex-Oppositionelle, mal Ex-Blockparteimitglieder - ordentlich herausgefordert, auch modetechnisch: So muss sich etwa die SPD-West erst an die vollbärtige SPD-Ost in Gestalt von Thierse, Meckel und Co. gewöhnen.
In der Rolle der Schmuddelkinder: die PDS-Abgeordneten. Sie werden anfangs gemieden und können sich auch deshalb bald als Stimme des Ostens positionieren. Das wiederum empört die Ex-Bürgerrechtler. Genug Konfliktstoff also für mehr als eine Legislaturperiode. Aber dieser erste gesamtdeutsche Bundestag fällt auch viele wichtige und bis heute wegweisende Entscheidungen. Deren berühmteste: der Hauptstadtbeschluss, mit dem der Bundestag seinen Sitz von Bonn nach Berlin verlegt.
Redaktion: Ronald Feisel