ZeitZeichen
06.06.1985 - Todestag von Vladimir Jankélévitch
Stand: 12.05.2020, 14:21 Uhr
Für Vladimir Jankélévitch, Sohn eines jüdischen Ukrainers, war es unmöglich, den Deutschen den Holocaust zu verzeihen. Der Philosoph, der über Schelling promoviert hatte, verweigerte nach 1945 jeden Kontakt mit der lange vergötterten deutschen Kultur.
Von Christoph Vormweg
1980 sagte Vladimir Jankélévitch, Professor für Moralphilosophie an der Pariser Sorbonne, im Rundfunk: "Die Deutschen haben sechs Millionen Juden getötet, aber sie schlafen gut, sie machen gute Geschäfte". Dieses Urteil hörte auch der 41-jährige Französischlehrer Wiard Raveling in Westerstede. Er schrieb in einem Brief an Jankélévitch, dass er "keine Juden getötet", aber trotzdem "kein gutes Gewissen" habe.
Es war der Anfang eines Briefwechsels, der heute an französischen Schulen gelesen wird. Die Folge: Nach Jankélévitchs Tod 1985 wurden die Übersetzungsrechte für Deutschland freigegeben. Die Auseinandersetzung mit seinem provozierenden Werk, das um die existentiellen Grundfragen kreist, konnte beginnen.
Redaktion: Hildegard Schulte