ZeitZeichen
22.01.1917 - Plädoyer für "Frieden ohne Sieg"
Stand: 17.11.2016, 12:54 Uhr
Als Österreich Serbien 1914 den Krieg erklärt, lautet der Kommentar Woodrow Wilsons lapidar: Das geht uns nichts an. Zweieinhalb Jahre und Millionen Tote später sieht es der amerikanische Präsident dann ganz anders. Am 22. Januar 1917 spricht er erstmals vor dem Senat von der moralischen Verpflichtung der USA, eine neue Art von Frieden in der Welt durchzusetzen.
Von Almut Finck
Einen gerechten Frieden, ohne Sieger und Besiegte. Eine Friedensordnung, die Freund wie Feind einbeziehen und deshalb alle künftigen Kriege würde überflüssig machen. Als 14-Punkte-Plan wurde Wilsons Vision später weltberühmt. Aber: Zu Hause in Washington schlug ihm heftiger Widerstand entgegen. Denn was er skizzierte, bedeutete nicht nur eine völlige Abkehr vom traditionellen amerikanischen Prinzip der Nichteinmischung im Alten Europa.
Wilson hatte auch einen Bund der Nationen gefordert, dem die USA beitreten sollten. Das aber hieß letztlich, dass sie nicht mehr autonom über ihre Außenpolitik würden entscheiden können. Absurd und unvorstellbar für viele Amerikaner.
Wilsons Tragik: 1919 erhielt er zwar den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um ein Ende des Weltkriegs und die Gründung eines Völkerbunds. Der aber musste 1920 seine Arbeit ohne die USA aufnehmen. Der amerikanische Kongress hatte einem Beitritt die Zustimmung verweigert.
Redaktion: Ronald Feisel