Ein Putschversuch, der heute kaum noch bekannt ist: Am 13. März 1943 schmuggelt der Wehrmachtsoffizier Fabian von Schlabrendorff ein Sprengstoff-Päckchen in Hitlers Flugzeug. Doch der Zünder versagt, vermutlich wegen der Kälte während des Fluges nach Ostpreußen. Der "Führer" überlebt.
An diesem gescheiterten Attentat sind auch der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer und sein Schwager Hans von Dohnanyi beteiligt. Dohnanyi ist seit Jahren bei geheimen Umsturzplanungen innerhalb des Nachrichtendienstes der Wehrmacht dabei. Über ihn ist Bonhoeffer zunächst zum Mitwisser und schließlich zu einem Akteur des militärischen Widerstandes geworden.
Hitler-Gegner seit der Machtübernahme
Kurz nach dem Attentatsversuch werden die beiden am 5. April 1943 verhaftet. Doch über ihre Umsturzbemühungen weiß die Gestapo zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Bonhoeffer sitzt in Haft wegen einer unklaren Sache mit Devisen beim militärischen Geheimdienst. Dohnanyi hängt mit drin. Er wollte Geld in die Schweiz leiten, um einige jüdische Familien durchzubringen nach ihrer Flucht.
Bonhoeffer gehört bereits seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten zu ihren Gegnern. Wenige Stunden nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler sagt der 26-jährige Pfarrer am 1. Februar 1933 im noch nicht gleichgeschalteten Radiosender Funk-Stunde: "Aus dem Führer wird ein Verführer, wenn dieser sich dazu hinreißen lässt, sich selbst verherrlichen zu lassen."
Führender Kopf der Bekennenden Kirche
Im April 1933 verfasst Bonhoeffer ein Thesenpapier mit dem Titel "Die Kirche vor der Judenfrage". Darin schreibt er:
Bonhoeffer bedenkt lange, was zu tun ist. Zwei Mal weicht er ins Ausland aus. Erst geht er nach London als Pfarrer, dann nach New York, um seine akademische Laufbahn fortzusetzen. Doch er kehrt jeweils wieder zurück. Als einer der Köpfe der Bekennenden Kirche - jenem Teil der evangelischen Kirche, der sich der nationalsozialistischen Gleichschaltung entzieht - bildet er im Verborgenen ihre Seelsorger aus.
Kurz vor Kriegsende gehängt
Weil seine Kontakte ins Ausland hilfreich sind, wird Bonhoeffer von seinem Schwager über die Existenz und die Absichten des militärischen Widerstandes informiert. Im Auftrag der Verschwörer soll er als Mann der Weltkirche bei den Alliierten um Vertrauen werben für die Zeit nach Hitler.
Als der "Führer" am 20. Juli 1944 auch das Stauffenberg-Attentat überlebt, sitzt Bonhoeffer noch immer im Gefängnis der Wehrmacht in Berlin-Tegel. Die Gestapo durchforstet nun jede Akte beim militärischen Geheimdienst, auch in Dohnanyis Büro. Zeugen werden gefoltert. Erst jetzt gelingt es, Bonhoeffer seine Widerstandstätigkeit nachzuweisen. Er wird ins Gestapo-Gefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße verlegt.
Am 5. April 1945 befiehlt Hitler, auch die letzten lebenden Verschwörer "zu vernichten". Am Tag darauf hängt die SS Hans von Dohnanyi im KZ Sachsenhausen. Dietrich Bonhoeffer wird nach Bayern geschafft, wo der 39-Jährige am 9. April im KZ Flossenbürg durch den Strang hingerichtet wird - vier Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Autor des Hörfunkbeitrags: Uwe Schulz
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
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