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Gezeichnete Spielszene aus einem Fußball-Länderspiel zwischen den Nationalmannschaften Schottlands und Englands

30. November 1872 - Erstes Fußball-Länderspiel der Geschichte endet torlos

Sie tragen Unterwäsche-ähnliche Kleidung. Um den Ball wird mehr gerauft als mit ihm gespielt. Es gibt noch keine Tornetze, keine Einwürfe, keine Elfmeter. Und doch führt von diesem ersten Länderspiel, das vor 150 Jahren stattfindet, eine direkte Linie zum heutigen Milliardengeschäft Profi-Fußball.

Es ist der 30. November 1872. Die Sonne scheint und die Mannschaften von Schottland und England stehen bereit, um das erste Länderspiel der Fußballgeschichte auszutragen. Dieses findet jedoch weder im Mutterland des Fußballs noch auf einem Fußballplatz statt. Stattdessen gibt der West of Scotland Cricket Club seine Anlage in Partick, mittlerweile ein Stadtteil von Glasgow, für den damals selbst in Großbritannien noch jungen Fußballsport frei.

Das erste Fußballländerspiel (am 30.11.1872)

WDR Zeitzeichen 30.11.2022 14:52 Min. Verfügbar bis 30.11.2099 WDR 5


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Die 4.000 Zuschauer sehen ein einseitiges Spiel. Wie erwartet ist das schottische Team den technisch besseren Engländern klar unterlegen. Doch mit viel Glück und leidenschaftlicher Abwehrarbeit erkämpfen sich die Hausherren ein schmeichelhaftes 0:0.

Dabei hilft sicher auch die Tatsache, dass die Schotten ein eingeschworener Haufen sind, denn alle elf Spieler kommen aus dem Klub Queen's Park FC. Die englische Elf dagegen wird aus neun verschiedenen Vereinen zusammengewürfelt. Hintergrund ist, dass in England zu dieser Zeit schon über 100 Vereine mit einheitlichen Regeln kicken, in Schottland jedoch erst etwa zehn.

Eine Zeichnung und ein Tausendsassa

Mit 20 Minuten Verspätung - wegen Nebels und dem großen Zuschauerandrang - beginnt die Partie um 14.20 Uhr. Fotos gibt es keine, aber ein Pressezeichner hält dieses geschichtsträchtige Ereignis fest. Auf seiner Zeichnung sieht man mehrere bärtige, gut gebaute Männer dem Ball hinterherjagen. Die Engländer ganz in Weiß, die Schotten in dunkelblauen Trikots und weißen Hosen. Außerdem zu sehen ist ein Tor, das aus zwei Latten und einer gespannten Leine besteht.

Dass das Spiel letztlich 0:0 ausgeht, ist umso erstaunlicher, schaut man sich die Aufstellung an. England nominiert für die erste Elf sage und schreibe acht Stürmer, Schottland sechs. Gerne hätten die Gäste sogar noch einen Torjäger mehr aufgestellt, doch ihr bester Spieler, Charles Alcock, fällt verletzt aus.

Dennoch ist er bei der Länderspiel-Premiere allgegenwärtig: Denn Alcock ist nicht nur Stürmer, sondern auch Trainer der Engländer und hier auch noch einer der beiden Schiedsrichter. Vor allem aber ist Alcock Präsident des gerade gegründeten englischen Fußballverbands "FA" - und als solcher treibende Kraft hinter der Entscheidung, dieses erste Länderspiel auszutragen.

Mit der Begeisterung steigt der Kommerz

Bis der Fußball seinen weltweiten Siegeszug antritt, dauert es zwar noch etwas, doch der Grundstein ist gelegt. Ab den 1880er Jahren nimmt neben der rasant wachsenden Begeisterung für diese Sportart auch ihre Kommerzialisierung rasch Fahrt auf. Schon 1885 gibt es die ersten offiziellen Fußballprofis und ab 1893 ein Transfersystem mit Ablösesummen für gute Spieler.

Mit Macht, Geld und Rivalitäten haben die Engländer und Schotten damals noch nichts am Hut. Im Gegenteil: Beide Mannschaften gehen nach dem Spiel gemeinsam essen.

Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Pfaff
Redaktion: Matti Hesse​

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