Porträt des Komponisten Max Reger

19. März 1873 – Der Komponist Max Reger wird geboren

Max Reger arbeitet wie ein Berserker: Er komponiert, gibt Konzerte und unterrichtet pausenlos. Sein Leben ist ein Rausch zwischen Fugen, Harmonien, Wein und Völlerei – und nimmt dadurch ein frühes Ende.

Noch heute bringt Max Reger manchen Musiker mit seinen anspruchsvollen Werken zur schieren Verzweiflung. Die Notenblätter seiner berühmten Symphonischen Fantasie und Fuge op 57 sind schon in den ersten Takten mit mehreren hundert Versetzungszeichen versehen. "Und das allein wird jeden normalen Menschen abschrecken", erklärt Jürgen Schaarwächter vom Max-Reger-Institut in Karlsruhe.

"Es ist keine Note zu viel darin", weist hingegen Reger zu Lebzeiten jede Kritik von sich. Aber er räumt ein, dass für die Aufführung seiner Werke "ein über die Technik souverän herrschender geistvoller Spieler gehöre".

Max Reger, Komponist der 1000 Werke (Geburtstag, 19.3.1873)

WDR Zeitzeichen 19.03.2023 14:51 Min. Verfügbar bis 19.03.2099 WDR 5


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Musiker gegen den Willen des Vaters

Geboren wird Johann Baptist Joseph Maximilian Reger am 19. März 1873 in Brand im Fichtelgebirge als Sohn eines Lehrers. Ein Besuch der Wagner-Festspiele in Bayreuth soll ihn so beeindruckt haben, dass er sein Leben ganz der Musik widmen möchte.

Der Vater ist davon wenig begeistert, aber von Widerständen lässt sich Max Reger schon als junger Mann nicht abhalten. Da er zudem noch musikalisch talentiert ist, kann er bei Hugo Riemann in Wiesbaden studieren. Zusätzlich arbeitet Reger als Lehrer für Klavier und Orgel.

Riemann dämpft Regers Begeisterung für Wagner und rät ihm stattdessen, sich an Brahms zu orientieren. Reger ist fleißig, aber anfangs noch unzufrieden mit seinen Stücken: "Ich fühle am allermeisten selbst meine Unreife und sage auch, dass meine bisherigen Kompositionen Schwundware sind."

Traditionell und modern zugleich

Aber Reger macht schnell Fortschritte, vor allem an der Orgel. Hier lässt er sich von Johann Sebastian Bach inspirieren: "Jede Orgelmusik, die nicht im Innersten mit Bach verwandt ist, ist unmöglich."

Auch wenn sein Musik-Idol Bach zwei Jahrhunderte vor ihm geboren wurde, verharrt Reger nicht in der Vergangenheit, sondern kombiniert Traditionelles mit den Strömungen der Zeit. Zwar interpretiert er bei Konzerten Barock-Stücke mit einem romantisierenden Tonfall. "Aber mit viel Phrasierungs-Änderung, mit sehr stark ausgeprägter, expressiver Dynamik", erzählt Jürgen Schaarwächter.

Komponist und Workaholic

Max Reger ist schon in Wiesbaden getrieben von einer Arbeitswut, die ihm kaum Luft zum Verschnaufen lässt und seine Gesundheit belastet. Wegen psychischer Probleme muss er für einige Jahre wieder bei seinen Eltern einziehen. Dann siedelt er nach München um, wo er gegen den Widerstand seiner katholischen Familie die geschiedene Protestantin Elsa von Bercken heiratet.

Heimisch wird er in Bayern allerdings nicht und so nimmt er gerne 1907 den Ruf als neuer Universitäts-Musikdirektor am Konservatorium in Leipzig an. In Leipzig, der Bach-Stadt, hofft Reger auf Anerkennung seiner Kunst. Er gibt Konzerte, komponiert und unterrichtet. Zusätzlich übernimmt Reger das Amt des Hofkapellmeisters bei der berühmten Hofkapelle in Meiningen.

Ruhm zu Lebzeiten

Seine Konzertreisen und Kompositionen machen Max Reger schon zu Lebzeiten zu einem bekannten Mann. Im Mai 1910 wird das erste deutsche Reger-Fest mit seinen Werken in Dortmund veranstaltet. Die Konzerte verlaufen zu seiner vollen Zufriedenheit und werden zu einem Höhepunkt seiner Karriere.

Doch die Arbeit ohne Unterlass zerrt an seiner Gesundheit. Nach einem Zusammenbruch fährt Max Reger zur Erholung nach Meran. Die Ruhe hält er nur ein paar Tage aus. Bald schon ist sein Kopf wieder voller Musik und er verfasst innerhalb kurzer Zeit seine berühmten Mozart-Variationen.

Maßlosigkeit und früher Tod

Neben der ausschweifende Arbeit belastet sein Lebensstil seinen Körper. Max Reger gilt als lauter Lebemann mit einer Vorliebe für derbe Witze, deftigem Essen, reichlich Alkohol und jede Menge Tabak. Das Rauchen verstopft seine Arterien und so stirbt Max Reger am 11. Mai 1916 in Leipzig mit gerade einmal 43 Jahren.

In seinem kurzen Leben hat Max Reger rund 1.000 Werke verfasst, die sich nicht ohne Weiteres einer bestimmten Stilrichtung zuordnen lassen. Regers Musik enthält Elemente aus Barock, Romantik, Impressionismus und Frühexpressionismus. Sein Musikerbe gleicht seinem Leben: gewaltig, maßlos, vielseitig.

Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph Vratz

Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. März 2023 an Max Reger. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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