4. Juli 1927 - Die Schauspielerin Gina Lollobrigida wird geboren
Stand: 29.06.2022, 11:59 Uhr
Bei Gina Lollobrigida geht es immer mehr um ihre Figur als um ihr schauspielerisches Können. Sie ist der Männer-Traum der 1950er-Jahre, die Superdiva in einer Zeit, in der man weibliche Filmstars noch ganz unironisch "Kurvenwunder" nennt.
Natürlich lässt Gina sich darauf ein und spielt den Part der glutäugigen Sexgöttin bereitwillig. Doch noch als 71-Jährige klagt sie im Interview mit Alfred Biolek: "Ich hätte gern eine gute Rolle. Sie können nicht die schönsten Jahre Ihres Lebens dem Kino geben, wenn Sie nicht Ihr Herz hinein geben, und ich gab mein Herz, meine Seele, meinen Willen. Ich mache meine Arbeit mit so viel Enthusiasmus, aber ich bin nicht glücklich mit dem, was ich gemacht habe. Ich bin sicher, dass ich es besser könnte."
Schönstes Kleinkind Italiens
Die Tochter eines Möbelherstellers wird am 4. Juli 1927 in der römischen Gemeinde Subiaco geboren und schon mit drei Jahren zum schönsten Kleinkind Italiens gekürt. Sie wächst als Prinzesschen auf, mit privatem Tanz-, Gesangs- und Zeichenunterricht.
Eine vielseitige künstlerische Ausbildung
Gegen Ende des Krieges zerstören Bomben die Fabrik und das Haus der Familie. Die Eltern müssen mit den vier Töchtern nach Rom ziehen, in eine ärmliche Mietwohnung. Mit Unterstützung eines Stipendiums studiert das begabte Mädchen Malerei und Bildhauerei, außerdem lässt Gina sich zur Opernsängerin ausbilden.
Erste Karriereschritte und eine unglückliche Ehe
1947 spricht ein Regisseur die hübsche 20-Jährige auf der Straße an und engagiert sie für erste kleine Film-Rollen. Während ihre Karriere schnell Fahrt aufnimmt, lernt Gina den jugoslawischen Arzt Milko Scofic kennen. Die beiden heiraten 1949 und Scofic gibt seinen Beruf auf, um als Manager für seine Frau zu arbeiten. Glücklich werden die beiden nicht miteinander.
Avancen eines Milliardärs und der Durchbruch mit einem Husaren
1950 bekommt die 23-Jährige die Hauptrolle im Film "Miss Italia" - und fällt einem Mann im fernen Hollywood ins Auge: Howard Hughes. Der exzentrische Milliardär und Filmmogul entwickelt eine Obsession für die junge Italienerin.
Gerard Philipe als Fanfan und Gina Lollobrigida
Lollobrigida widersteht seinen Avancen, kehrt nach Italien zurück und schafft es auch ohne Hughes. Mit dem französischen Abenteuerfilm "Fanfan, der Husar" gelingt ihr 1952 der internationale Durchbruch.
Knapp bekleidet in die Schlagzeilen
In René Clairs poetischer Romanze "Die Schönen der Nacht" zeigt Gina als Haremsdame so viel Haut, dass sie wochenlang Gesprächsthema in Paris ist. Humphrey Bogart, 1953 ihr Partner in "Schach dem Teufel", sagt: "Neben Gina Lollobrigida sieht Marilyn Monroe aus wie Shirley Temple."
Konkurrenz unter den "Sexbomben"
Die Schauspielerin Sophia Loren
Als ihr andere "Sexbomben" wie die sieben Jahre jüngere Sophia Loren allmählich den Rang ablaufen, konzentriert Gina Lollobrigida sich aufs Fotografieren oder schafft üppige Plastiken nach ihren Filmfiguren, die sie geschickt über eine eigene Ladenkette vermarktet.
Turbulentes Leben bis ins Alter
Lollobrigidas Privatleben bleibt turbulent: Noch 2006 kündigt die 79-Jährige an, einen 34 Jahre jüngeren Spanier heiraten zu wollen. Das Abenteuer endet nach seltsamen Verwicklungen vor Gericht – ebenso wie die Auseinandersetzungen mit ihrem Sohn, der seine Mutter wegen ihrer jungen Begleiter schon lange für unzurechnungsfähig hält.
Ein bitteres Fazit
Wenn also Gina nazionale, die Super-Diva und Filmikone, jetzt ihren 95. Geburtstag feiert, ist da auch viel Bitterkeit. "Ich bin schrecklich müde. Ich fühle mich zutiefst gedemütigt. Man sollte mich in Frieden sterben lassen."
Autorin des Hörfunkbeitrags: Christiane Kopka
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. Juli 2022 an die Schauspielerin Gina Lollobrigida. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 05.07.2022: Vor 100 Jahren: Der Nansen-Pass wird eingeführt.
