Im Labor des Instituts für Experimentelle Gentherapie und Tumorforschung (IEGT) der Universitätsmedizin Rostock schaut eine Doktorandin am 22.10.2013 auf ein Monitorbild von Melanom-Zellen (schwarzer Hautkrebs)

2. Juni 2016 - Neue Immuntherapie gegen Krebserkrankungen entwickelt

Stand: 25.05.2021, 08:43 Uhr

Das Wissenschaftsmagazin "Nature" veröffentlicht am 2. Juni 2016 die Ergebnisse einer Studie, in der ein Krebsimpfstoff erstmals an Menschen getestet wurde - mit Erfolg.

Immuntherapie gegen Krebs entwickelt (am 02.06.2016)

WDR Zeitzeichen 02.06.2021 14:57 Min. Verfügbar bis 03.06.2099 WDR 5


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"Krebs ist eine uralte, einst nur hinter vorgehaltener Hand erwähnte Krankheit - ein todbringendes, dauernd seine Form veränderndes Wesen." Das schreibt der New Yorker Onkologe und Sachbuchautor Siddhartha Mukherjee in "Der König aller Krankheiten", seiner preisgekrönten Kulturgeschichte des Krebses.

Die Basis allen Lebens ist die Zellteilung. So kann unser Körper wachsen, sich anpassen und sich selbst reparieren. Krebszellen tun all das auch, aber unkontrolliert - und befallen dabei immer mehr gesundes Gewebe. Wenn wir an einem Tumor erkranken, hat das Immunsystem versagt.

Gegen Krebs impfen

Seit vielen Jahrzehnten werden Tumore dreifach therapiert: chirurgisch entfernt, strahlentherapeutisch zerstört oder mit Medikamenten bekämpft. Es gibt aber auch Therapien, die unsere Immunabwehr auf den Krebs hetzen wollen. Ihr Ziel ist es, den Körper durch eine Impfung fit zu machen.

An dieser Idee arbeiten an der Universität Mainz ab 2001 eine Handvoll Forscher. Darunter sind Uğur Şahin und Özlem Türeci, die später die Firma Biontech gründen und einen Corona-Impfstoff entwickeln. Doch zuvor müssen sie die Frage lösen: Wie lernt der Körper, was er bekämpfen muss?

Antwort aus Mainz

Die Antwort aus dem Mainzer Labor: Mit der Impfung muss der genetische Bauplan der zu bekämpfenden Tumorzelle in den Körper gelangen. Mit diesem "Fahndungsfoto" soll es dem Körper gelingen, die Krebszellen zu erkennen und unschädlich zu machen. Die notwendige Information wird mit der sogenannten mRNA-Technologie transportiert: mit der "Boten-Ribonukleinsäure".

Damit die empfindliche mRNA unbeschadet ihr Ziel im Körper erreicht und von den Zellen des Immunsystems aufgenommen werden kann, muss sie sicher verpackt werden. Das geschieht mithilfe von Fetten, sogenannter Lipiden. Zu diesem Vorgang erscheint am 2. Juni 2016 in der Fachzeitschrift "Nature" ein Artikel.

Vielseitig einsetzbare Technologie

Die Publikation kann schon erste Erfolge vorweisen: Bei drei Probanden mit schwarzem Hautkrebs hat die Impfung auf mRNA-Basis das Tumorwachstum stoppen können. Bislang hat die neue Immuntherapie die bisherigen Krebsbehandlungen allerdings nicht ersetzt. Die Zukunft liegt wohl im individuellen Zusammenspiel aller Therapieformen.

Die mRNA-Technologie jedoch wird auch in anderen Bereichen erfolgreich eingesetzt: bei Impfstoffen gegen Corona. Hier ist der genetische Bauplan des SARS-CoV-2-Virus als Informationsträger für das menschliche Immunsystem im Einsatz.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Kerstin Hilt
Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. Juni 2021 an die neue Immuntherapie gegen Krebserkrankungen. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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