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Leo Baeck, Rabbiner

2. November 1956 - Leo Baeck stirbt in London

Stand: 22.10.2021, 14:39 Uhr

Er gilt im 20. Jahrhundert weltweit als führender Vertreter des liberalen Judentums: der Rabbiner Leo Baeck. Seinen Glauben lebt er auch im Ghetto Theresienstadt.

Die 613 Gesetze der Thora sind dem Rabbiner Leo Baeck wichtig. Doch etwas anderes ist ihm noch wichtiger. Der Gläubige soll selbst bestimmen, was moralisch ist und dem Glauben entspricht: "Eine Entscheidung über Menschentum und Sinn des Lebens wird hier von diesem einen getroffen."

Leo Baeck, Rabbiner (Todestag, 02.11.1956)

WDR ZeitZeichen 02.11.2021 14:40 Min. Verfügbar bis 03.11.2099 WDR 5


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Baeck, der am 23. Mai 1873 in Lissa in der Provinz Posen geboren wird, stammt aus einer Rabbinerfamilie. Neben Jüdischer Theologie studiert er auch Geschichte und Religionsphilosophie. Als der evangelische Theologe Adolf von Harnack in seinem Buch "Das Wesen des Christentums" den jüdischen Glauben attackiert, wehrt sich Baeck.

Feldrabbiner im Ersten Weltkrieg

Er verfasst eine Antwort, die 1905 erscheint: "Das Wesen des Judentums" ist bis heute ein Standardwerk für das Selbstverständnis moderner aufgeklärter Juden. Seine erste Stelle hat Baeck in Oppeln, danach folgt Düsseldorf. Er predigt auf Deutsch und führt Chorgesang und Orgelmusik im Gottesdienst ein.

1912 wird er Berliner Gemeinderabbiner und Dozent an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Im Ersten Weltkrieg meldet er sich als Feldrabbiner. Er will den deutschen Sieg, kümmert sich aber auch um die russischen jüdischen Kriegsgefangenen.

Netzwerker und Repräsentant

In der Weimarer Republik wird Baeck zum Bindeglied zwischen den verschiedenen Richtungen des Judentums. Er gründet einen christlich-jüdischen Gesprächskreis. Nach Adolf Hitlers Machtübernahme schließen sich die jüdischen Organisationen zur "Reichsvertretung der deutschen Juden" zusammen. Baeck wird einstimmig zum Präsidenten gewählt.

Er muss regelmäßig Anweisungen von der Gestapo entgegennehmen. Trotz mehrfacher Gelegenheit zur Flucht bleibt Baeck in Deutschland. Als Rabbiner müsse er der letzte Jude sein, der das Land verlasse. Für andere organisiert er die Auswanderung und begleitet sogenannte Kindertransporte nach England.

Unterstützung im Ghetto

1943 wird Baeck mit seiner Familie ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort unterstützt er vor allem Alte und Kranke. Heimlich hält er Predigten und Vorträge. Unfreiwillig muss er im SS-Propagandafilm "Theresienstadt" mitwirken.

Baeck weiß, dass viele der Darsteller nach den Dreharbeiten in Vernichtungslagern landen. Aber er gibt die Information nicht weiter. Er will die Zahl der Suizide im Ghetto nicht noch steigern.

Schwer misshandelt überlebt Baeck. Er lässt sich in Großbritannien nieder und lehrt an Universitäten in Europa und den USA. Leo Baeck stirbt am 2. November 1956 mit 83 Jahren in London.

Autor des Hörfunkbeitrags: Heiner Wember
Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. November 2021 an Leo Baeck. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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