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Judenverbrennung im Jahr 1349

4. Juli 1348 - Papst Clemens VI. schützt die Juden während der grassierenden Pest

Mitten in der grassierenden Pest veröffentlicht der Papst ein Schreiben, das Juden in Schutz nimmt: Sie könnten nicht Schuld sein an der Krankheit. Eine erstaunliche, weil seltene Botschaft aus der Kirchenführung - heute vor 675 Jahren.

Mitten in der Pestepidemie, die im 14. Jahrhundert ganze Landstriche in Europa entvölkert, veröffentlicht Clemens VI. einen überraschenden Papstbrief, eine so genannte "Bulle". Er, der mehr Lebemann als Pontifex und sonst kaum an seinen Mitmenschen interessiert ist, schreibt am 4. Juli 1348: "Töte sie nicht!"

Gemeint sind die Juden, die von Teilen der Bevölkerung in Mitteleuropa für den "Schwarzen Tod" verantwortlich gemacht werden. Clemens tritt dieser Anschuldigung entgegen und möchte die Juden schützen. Es ist ein ungewöhnlicher Schritt für das Oberhaupt der Christen.

Papst Clemens schützt Juden vor den Pest-Pogromen von 1348

WDR Zeitzeichen 04.07.2023 15:02 Min. Verfügbar bis 04.07.2099 WDR 5


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Die Pest kommt nach Europa

Im Winter 1347 kommt die Pest über Schiffe von der Krim in die italienischen Handelsstädte. Von dort aus breitet sie sich schnell in Zentraleuropa aus. Mit Verschwörungstheorien versuchen die hilflosen Menschen, sich die tödliche Epidemie zu erklären. Eine widrige Konstellation der Sterne soll giftige Dämpfe auf der Erde auslösen, lautet eine. Eine weitaus populärere besagt: Juden vergiften Brunnen, um so die Krankheit zu verbreiten. Diese Überzeugung stachelt zur Lynchjustiz an, zum eigenmächtigen Mord an Juden, selbst wenn es Nachbarn und Bekannte sind.

Das bislang oft friedliche Zusammenleben zwischen Christen und Juden ist beendet. Der alte Vorwurf, die Juden hätten Schuld am Tod von Jesus, lebt wieder auf und wird genutzt, um weiter zu hetzen. Das mündet in Gewaltorgien - vor allem an Orten, wo die Pest besonders schlimm wütet. Der erste Pogrom entzündet sich in Toulon, in der Provence. Von dort breiten sich sowohl die Pest als auch die Gewalt weiter nach Norden aus.

Im Sommer 1348 ist Clemens VI. seit sechs Jahren Papst. Der gebürtige Franzose residiert in Avignon. Er führt ein ausschweifendes Leben mit großen Festen und vielen Mätressen am Hof. Vor der Pest hat er allerdings auch Angst. So lässt er in seinen Gemächern permanent ein Feuer brennen, um sich vor der Seuche zu schützen.

Erfolgloser Hilfsversuch

Da auch in Avignon Tausende sterben und es viele Pogrome gibt, dringt der Lärm der Judenverfolgung bis zum Papst durch. In seinem Schreiben fordert er daher auf, ohne Gerichtsverfahren nicht gegen Juden vorzugehen. Das Problem: Der Rechtsweg führt für Beschuldigte meist trotzdem in den Tod, weil unter Folter Geständnisse erzwungen werden.

Das Morden geht weiter. Juden werden gefangen, verhört und hingerichtet - selbst an Orten, die noch gar nicht von der Pest betroffen sind. Clemens lässt das keine Ruhe. Er legt im Herbst 1348 eine zweite Bulle nach, in der er betont, wie unlogisch es sei, dass Juden eine Krankheit verbreiten, die sie selbst befällt. Zudem grassiere die Pest auch dort, wo keine Juden leben.

Er ordnet an, diese Erkenntnis ein Jahr lang in Kirchen und Kathedralen zu predigen. Doch das hilft kaum. In manchen Regionen werden alle jüdischen Bewohner getötet, mindestens 100 Gemeinden vernichtet. Etwa zwei Drittel der jüdischen Bevölkerung kommt bis 1353 ums Leben - entweder durch Mord oder durch die Pest selbst.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: David Rother​

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