Pauline Viardot-García (kolorierter Stich)

18. Juli 1821 - Opernsängerin Pauline Viardot-García wird geboren

Stand: 18.07.2021, 10:20 Uhr

Sie ist eine der vielseitigsten Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts, umschwärmt von den großen Komponisten ihrer Zeit. Als Mezzosopran beherrscht Pauline Viardot-García die Bühnen Europas und tritt mit Clara Schumann als Klavierduo auf. In ihren Salons trifft sich die kulturelle Elite Europas.

Pauline Viardot-García, franz. Sängerin (Geburtstag, 18.07.1821)

WDR Zeitzeichen 18.07.2021 14:39 Min. Verfügbar bis 19.07.2099 WDR 5


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Schon als Kind sieht Pauline García viel von der Welt. Am 18. Juli 1821 in Paris geboren, reist die junge Spanierin mit ihrer singenden Familie durch Europa, Mexiko und die USA. Wie ihre Schwester, die unter dem Namen Maria Malibran zur gefeiertsten Opernsängerin jener Epoche aufsteigt, verfügt Pauline über eine außergewöhnlich charismatische Mezzosopran-Stimme.

Ihre ganze Liebe dagegen gehört zunächst dem Klavierspiel und dem Komponieren. Der junge Franz Liszt wird ihr Lehrer; im Duett mit ihrer Freundin Clara Schumann spielt sie später viel beachtete Klavierkonzerte. Doch zwei Tragödien beenden früh ihren Traum von einer Karriere als Pianistin.

Pauline Viardot-Garcia 1840, Gemälde von Ary Scheffer

Pauline Viardot-Garcia um 1840, Gemälde von Ary Scheffer

Gerade elf geworden verliert Pauline den Vater; vier Jahre später stirbt Maria mit nur 28 Jahren nach einem Sturz vom Pferd. Nun muss sie die Familie ernähren und die Mutter bestimmt: Schließ dein Klavier, ab morgen bist du Sängerin! "Das gibt Pauline García selbst so wieder", weiß ihre Biografin Beatrix Borchard, "und das war für sie sicher ein sehr bitterer Wendepunkt."

Heirat mit Louis Viardot

Als Desdemona in Rossinis "Otello" gibt die Fünfzehnjährige 1837 ihr Debüt. Kurz darauf wird die Sängerin mit der exotischen Erscheinung von Impresario Louis Viardot, einem Kunstsammler, Schriftsteller und überzeugten Republikaner, ans Pariser Théâtre-Italien engagiert. 1840 heiratet Pauline García den 20 Jahre Älteren, der für sie das Théâtre-Italien aufgibt, um sich ganz der Karriere seiner Frau zu widmen.

Eingefädelt wird die Ehe von der Salonlöwin George Sand, der Lebensgefährtin Frédéric Chopins. Wie die umstrittene Schriftstellerin und Vorkämpferin für Frauenrechte sympathisiert auch Pauline mit den Revolutionären von 1848.

Als Sängerin gefeiert – als Komponistin hoch geachtet

Fast ein Vierteljahrhundert feiert Pauline Viardot-García Triumphe auf allen großen Bühnen Europas. Sie singt Bellinis Norma, Verdis Lady Macbeth, Mozarts Donna Anna, Glucks Orpheus und Beethovens Leonore. Eine enorme Leistung, wie ihre Biografin betont, da ihr Repertoire damit von hohen Koloraturpartien bis in die äußersten Tiefen des Mezzosoprans reicht.

Als Komponistin schafft Pauline Viardot-García, die fünf Sprachen beherrscht, ein umfangreiches Œuvre von Klavierstücken, Kammermusikwerken und Liedbearbeitungen. In ihrem Pariser Salon sind die berühmtesten Künstler jener Zeit zu Gast, darunter auch der russische Dichter Iwan Turgenjew, mit dem sie eine lebenslange erotische Freundschaft verbindet.

Nach ihrem Abschied von der Bühne 1863 verlässt Pauline Viardot-García das ungeliebte Kaiserreich Napoleons III. und emigriert nach Baden-Baden, dem Sommerrefugium der europäischen Haute-Volée. Immer an ihrer Seite - in bestem Einvernehmen mit Ehemann Louis - der unsterblich verliebte Turgenjew.

Leitfigur der männerdominierten Musikwelt

Pauline Viardot-García revanchiert sich bei Turgenjew mit russischen Liedern und Bühnenwerken, die im eigens erbauten Privattheater erklingen. Sie unterrichtet Schülerinnen aus aller Welt und ihr Salon ist wieder Treffpunkt der musikalischen und intellektuellen Elite. Doch als Frankreich 1870 Preußen den Krieg erklärt, muss sie Baden-Baden verlassen und zieht zurück an den Pariser Montmartre.

Als weibliche Leitfigur in der männerdominierten Musikwelt fördert Pauline Viardot-García junge Komponisten wie Jules Massenet oder Gabriel Fauré. 1883 wird zu ihrem Schicksalsjahr: Kurz nacheinander sterben Louis Viardot und Iwan Turgenjew – die beiden Männer ihres Lebens. Sie zieht an den Boulevard Saint Germain und eröffnet erneut einen Salon, in dem ihr alter Freund Camille Saint-Saëns seinen "Karneval der Tiere" uraufführt. 1910 stirbt Pauline Viardot-García mit 89 Jahren.

Autor des Hörfunkbeitrags: Michael Struck-Schloen
Redaktion: Hildegard Schulte

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. Juli 2021 an Pauline Viardot-García. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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