Emil Nolde, „Abendliche Marschlandschaft mit Gehöft“, um 1935

23. August 1941 - Emil Nolde aus NS-Reichskammer ausgeschlossen

Stand: 12.08.2021, 14:40 Uhr

Nirgends ist es so schön wie in der Heimat. Davon ist Emil Nolde überzeugt. "Selbst bin ich der Meinung, dass meine Kunst trotz Reisen überall hin, tief im Heimatboden wurzelt, in einem schmalen Lande, hier zwischen den beiden Meeren", wird er selbst einmal notieren. Und will die Schönheit um jeden Preis verteidigen.

Diese Verbundenheit zur "eigenen Scholle" wird ihn später mit dem Nationalsozialismus sympathisieren lassen. Sein innovativer Malstil aber wird dafür sorgen, dass eben jener Nationalsozialismus mit ihm bricht.

Berufsverbot gegen den Maler Emil Nolde (am 23.08.1941)

WDR Zeitzeichen 23.08.2021 15:01 Min. Verfügbar bis 24.08.2099 WDR 5


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Ständiger Kampf als Ursache?

Geboren wird Nolde 1867 als Sohn eines Bauern unter dem Namen Hans Emil Hansen in der Provinz Schleswig-Holstein an der heutigen dänischen Grenze. Seinem Heimatort Nolde wird er später sein Pseudonym entleihen.

Noldes frühes Leben ist von Kampf geprägt: gegen den Vater, der nicht will, dass er Maler wird; gegen seinen Lehrmeister in Flensburg, einen bekannten Möbelhersteller, der keine Eigenständigkeit duldet; gegen die erfolgreichen Kollegen, von denen er sich neidisch abzugrenzen sucht.

1902 heiratet Nolde, inzwischen in Kopenhagen lebend, seine große Liebe Ada Vistrup. Ein Jahr später geht er nach Berlin, wo er sich auf die Seite der jüngeren Expressionisten schlägt, aber weiterhin das Image des autonomen Genies kultiviert. Hier entstehen Bilder vom Nachtleben und immer wieder auch von Blumen, Wasser und Meer.

Von Haus aus Antisemit

1930 stellt Nolde sich im ersten Band seiner Autobiografie als glühenden Antisemiten dar, der die Sache des Nationalsozialismus immer schon vorangetrieben habe. 1934 tritt er in die NSDAP ein, über seinem Haus in Seebüll weht die Hakenkreuzfahne. Fälschlicherweise denunziert er Max Pechstein als Juden, entwickelt einen "Entjudungsplan" mit einem Territorium außerhalb der "Wohnstätten der arischen Völker". Aus seiner Sympathie für Adolf Hitler macht er keinen Hehl.

Aber Hitler hasst Noldes Kunst, nennt den Maler ein "Schwein", seine Gemälde "immer Misthaufen". 1937 sind Noldes Werke in der berüchtigten Ausstellung "Entartete Kunst" zu sehen. Am 23. August 1941 schließlich wird der Maler wegen "künstlerischer Unzuverlässigkeit" aus der "Reichskammer der bildenden Künste" ausgeschlossen. Er darf nicht mehr ausstellen oder verkaufen. Vor allem seine hohen Einkünfte – allein 1940 waren es 80.000 Reichsmark – sind den Nazis ein Dorn im Auge.

„Die Deutschstunde“ als Legendenstärker

Nolde malt weiter, von Freunden versorgt mit Material. Nach 1945 versucht er, die antisemitischen und nationalsozialistischen Elemente seines Lebenslaufs auszuradieren – was nicht zuletzt dank des Bilds als künstlerisch widerständiger Maler im Roman „Die Deutschstunde“ von Siegfried Lenz lange Zeit gelingt.

Nolde stirbt 1956 in Seebüll. Wider besseres Wissen hält das dortige Nolde-Museum den Mythos aufrecht. Erst in zwei Ausstellungen 2014 in Frankfurt und 2019 in Berlin wird die von Nolde selbst geschaffene Legende zerstört.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Jutta Duhm-Heitzmann
Redaktion: Hildegard Schulte

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. August 2021 an den Ausschluss von Emil Nolde. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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