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Der deutsche Automobilunternehmer Carl Friedrich Wilhelm Borgward bei der Präsentation des Wagens Isabella 1954 in Bremen.

28. Juli 1963 – Carl F. W. Borgward stirbt in Bremen

Carl Friedrich Wilhelm Borgward ist einer der schillerndsten Unternehmer der Automobilgeschichte. Der Bremer prägt vier Jahrzehnte lang den Markt, dann gerät sein Imperium ins Wanken und der eigensinnige Tüftler muss den Chefsessel räumen.

Schon als Kind bastelt der 1890 in Altona geborene Carl Friedrich Wilhelm Borgward aus einer Zigarrenkiste, einem Uhrwerk und einem Zahnradgetriebe sein erstes Auto. Eine Schlosserlehre absolviert der Sohn eines Kohlehändlers ohne Schwierigkeiten, genauso wie ein Maschinenbaustudium.

Da sich der Tüftler nichts sagen lassen will, arbeitet er lieber selbstständig und steigt 1919 in eine kleine Firma ein, die Kühler herstellt. Hier entwickelt er seinen ersten Coup: Ein robustes und günstiges Lastendreirad für Kleinunternehmer. Mit dem "Blitzkarren" beweist Borgward zum ersten Mal sein Gespür für Innovationen und Absatzmärkte.

Blitzkarren und Leukoplastbomber: Der Autobauer Carl Friedrich Borgward

WDR Zeitzeichen 28.07.2023 14:46 Min. Verfügbar bis 28.07.2099 WDR 5


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"Wer nicht schwindelfrei ist, der sollte nicht auf Berge klettern."

Während in der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre viele Unternehmer aufgeben müssen, startet Borgward nun durch. 1929 übernimmt er mit seinem Geschäftspartner Wilhelm Tecklenborg die maroden Hansa-Lloyd-Motorenwerke. Hier laufen bald der kleine Goliath-Pionier, die Hansa-Personenwagen sowie Limousinen und Lastwagen vom Band.

Dem Bremer Kaufmann Tecklenborg wird der nicht zu bremsenden Expansionsdrang seines Kompagnons zu viel und er steigt 1937 aus dem gemeinsamen Unternehmen aus. Borgwards Kommentar: "Wer nicht schwindelfrei ist, der sollte nicht auf Berge klettern."

Modernes Werk für 12.000 Mitarbeitende

Autowerk Hansa-Lloyd von Carl Borgward in Bremen: Fertigmontage des kleinen Hansa. Aufnahme aus dem Jahr 1938.

Das Autowerk in Bremen

Jetzt avanciert Borgward zum Alleinherrscher über Mensch und Maschine. 1938 eröffnet er in Bremen-Sebaldsbrück ein Werk mit 12.000 Angestellten. Befehle mochte Carl Borgward nicht, aber auch keinen Widerstand: Er wird NSDAP-Mitglied und "Reichswirtschaftsführer". Im Krieg fertigen seine Arbeiter Lastwagen und Torpedos. Nach dem Zweiten Weltkrieg verhaften ihn die Amerikaner, stufen ihn im Entnazifizierungsverfahren aber nur als Mitläufer ein.

Klebeband als Pannenhelfer

Kurz nachdem Carl Borgward wieder sein Werk betreten darf, präsentiert er 1950 den "Lloyd 300". Der sogenannte Leukoplastbomber ist für Viele das erste und einzig erschwingliche Automobil. Mit Knochen aus Holz und einer Haut aus Kunstleder ist er günstiger als der VW-Käfer – ein echter Wagen fürs Volk! Angeblich ist eine Rolle Klebeband das wichtigste Pannenwerkzeug, um die häufigen Schäden in der Kunstleder-Karosserie vor Ort zu flicken.

"Nur wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd."

"Nur wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd", lästert die Konkurrenz. Dennoch wird der "Lloyd 300" zum Verkaufsschlager. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung werden die Borgward-Modelle komfortabler und vielseitiger. Vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine, vom Transportkarren bis zum Großlaster - alles läuft in seinen drei Werken vom Band. Der Bremer Unternehmer konkurriert mit VW, Opel und Mercedes und gehört zur ersten Liga der deutschen Autobauer.

Liquiditätsengpässe führen zum Konkurs

 Roter Borgwart P100, auch "Großer Borgward" genannt: Der Wagen war ein Konkurrenzmodell zur Mercedes-Benz S-Klasse (220 Sb) und Opel Kapitän, Aufnahme aus dem Jahr 1960

Konkurrenz zur Mercedes-S-Klasse: der "Große Borgward"

Dann kommt die Krise: Der Absatz stagniert, der Export geht zurück und Borgward hat keine Rücklagen gebildet. Im Dezember 1960 schreibt "Der Spiegel" erstmals über Zahlungsschwierigkeiten und über eine 50-Millionen-Mark-Bürgschaft des Bremer Senats. Jetzt rächt sich wohl, dass sich Borgward nie um Kontakte zur feinen Bremer Gesellschaft, zu Bankern und Politikern geschert hat.

Ein Konkurs mit 23.000 Arbeitslosen

Im Februar 1961 drehen die Senatoren dem Unternehmen den Geldhahn zu. Sie wollen die Firma retten, aber ohne den Chef Borgward. Um die Arbeitsplätze zu sichern, verzichtet der 70-Jährige schließlich auf sein Unternehmen. Die Sanierung misslingt. Im Spätsommer 1961 ist der fünftgrößte deutsche Autokonzern insolvent, 23.000 Mitarbeiter werden arbeitslos.

Alles Gläubiger bekommen ihr Geld

Dass der Patriarchat nicht wirklich "pleite" war, sondern vorübergehend zahlungsunfähig, zeigt sich im Konkursverfahren: Alle Gläubiger erhalten ihr Geld zurück. Carl Friedrich Wilhelm Borgward – Privatier wider Willen – verliert mit der Firma seinen Lebensmut.

"Er hat weiter funktioniert", erzählt seine Tochter Monica, "aber gelebt hat er nicht mehr." Am 28. Juli 1963, nur zwei Jahre nach seinem erzwungenen Abschied, stirbt Carl Friedrich Wilhelm Borgward in seiner Bremer Villa an Herzversagen.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Ariane Hoffmann
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. Juli 2023 an den Automobilhersteller Carl F. W. Borgward. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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