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Ein Wikingerschiff auf See

8. Juni 793 - Wikinger überfallen die englische Klosterinsel Lindisfarne

Als im Jahr 793 die ersten Segel der Wikingerschiffe am Horizont auftauchen, ahnt keiner der Mönche auf der Klosterinsel Lindisfarne im Nordosten Englands, was ihnen bevorsteht.

Im Morgengrauen des 8. Juni 793 bereiten sich die Mönche im Kloster von St. Cuthbert gerade auf das erste gemeinsame Gebet vor. Plötzlich erscheint am Horizont eine kleine Flotte fremd aussehender Segelschiffe. Wenig später springen schwer bewaffnete Männer von Bord und starten einen Überfall, der die damals bekannte Welt erschüttert.

Die Wikinger überfallen das englische Inselkloster Lindisfarne

WDR ZeitZeichen 08.06.2023 15:05 Min. Verfügbar bis 08.06.2099 WDR 5


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Angriff mit brutaler Gewalt

Die Wikinger erfahren keine Gegenwehr. Blitzartig schlagen die mit Äxten und Lanzen bewaffneten Wikinger zu. Sie plündern die Kirche des berühmten Wallfahrtsortes, ertränken viele Mönche, verschleppen andere als Sklaven.

Nie zuvor ist derartige Gewalt in Britannien erschienen. Alkuin, englischer Berater von Karl dem Großen.

Beginn der Wikingerzeit schon vor dem Überfall auf Lindisfarne

Eske Willerslev, Evolutionsgenetiker an der Universität Cambridge, erklärt, dass die Wikingerzeit ziemlich sicher nicht erst mit dem Angriff auf das Kloster St. Cuthbert beginnt."Wir haben eine große Genomstudie über die Wikinger gemacht, bei der wir von fast 500 Individuen in ganz Europa die DNA sequenziert haben, um zu verstehen, wie die Entwicklung in der Wikingerzeit aussah. Und vor allem, wie sie mit der üblichen Sichtweise, wie wir die Wikinger sehen und wie sie in Filmen und so weiter dargestellt werden, überhaupt zusammenpasst."

Migration nach Skandinavien vor der Wikingerzeit

Die genetischen Daten zeigen, dass es bereits kurz vor der Wikingerzeit in Skandinavien eine "Migration von Menschen aus Südeuropa Richtung Dänemark gab, die dann weitergezogen sind nach Norwegen und Schweden. Wir wissen nicht, wer diese Menschen waren. Wir wissen auch nicht genau, welchen Einfluss sie hatten. Aber es ist schon sehr auffällig, dass das genau vor dem Beginn der Wikingerzeit passiert ist."

Mythos der unbesiegbaren Wikinger

Die Wikinger werden zum Mythos. Nordische Krieger, vermeintlich unbesiegbar mit ihren wendigen Segelschiffen. Sie schlagen meist überraschend zu und verschwinden oft genauso schnell, wie sie gekommen sind.

In Sagas nimmt man es mit der Wahrheit nicht so genau

England, Schottland, Irland. Das Frankenreich. Spanien oder Nordafrika. Vor den Nordmännern ist von Ende des 8. bis Mitte des 11. Jahrhunderts kaum jemand sicher.

Der Mythos der unbesiegbaren, blonden, bärtigen und großen Wikinger hält sich seit dem ausgehenden Mittelalter hartnäckig. Dass Wikinger keine Hörnerhelme getragen haben, ist inzwischen bekannt. Genauso ist es mit den fantastischen isländischen Heldenerzählungen über die Großtaten der Wikinger.

In den Sagas, so Eske Willerslev, sei jedes Mal, wenn ein Wikinger gestorben war, "etwas unglaublich Cooles und Wichtiges", aber auch Unwahrscheinliches geschrieben worden. Die Absicht war, die Wikingerzeit als eine goldene Ära erscheinen zu lassen.

Zeitenwende nach dem Tod Harald des Harten

Genauso wenig, wie es einen genauen Anfang der Wikingerzeit gibt, gibt es ein genaues Ende. Das Jahr 1066 markiert aber eine Zeitenwende. Harald der Harte, Wikinger und König von Norwegen, fällt in der Schlacht von Stamford Bridge.

Damit übernehmen in England die Normannen die Macht. Sie sind Nachfahren der Wikinger, die sich einst in der Normandie niedergelassen hatten. Die Wikingerüberfälle hören nach und nach auf.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 8. Juni 2023 an den Überfall der Wikinger auf das englische Inselkloster Lindisfarne. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 09.06.2023: Vor zehn Jahren: Todestag des Schriftstellers, Gelehrten und Fußballtorwarts Walter Jens.