Am Südpol ist es still. Und kalt. Und dunkel. Vier Monate Sommer gibt es in der Antarktis, acht Monate Winter mit Minustemperaturen bis zu 70 Grad, keinen Frühling, keinen Herbst. Ein Viertel größer als Europa ist das Gelände, das zu 98 Prozent dauerhaft mit Eis und Schnee bedeckt ist und auf dem fünf Millionen Pinguine leben. Zwei bis drei Kilometer ist der Eispanzer dick, der die Antarktis überspannt. Ein Viertel der weltweiten Süßwasservorräte ist darin gespeichert.
Den "Kühlschrank der Erde" nennt Julian Gutt vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven die Antarktis deshalb. "Im Südpolarmeer verbinden sich alle anderen Ozeane: der Atlantik mit dem Indischen Ozean und dem Pazifik", sagt der Biologe, der von der Artenvielfalt dieses so unwirtlich scheinenden Gebietes begeistert ist.
Algen fürs Weltklima
Mit Algen, Krill und anderen Kleinstlebewesen beginnt rund um den Südpol eine Nahrungskette, die Haien und vor allem Walen das Überleben sichert. Die Algen der Antarktis, die Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff produzieren, sind für das Weltklima und das Ökosystem der Erde von zentraler Bedeutung. Diese Erkenntnis führt mitten im Kalten Krieg zu einer erstaunlichen Übereinkunft der Supermächte. 1959 einigen sie sich in Washington darauf, die Region um den Südpol von militärischer Nutzung ebenso auszunehmen wie von der Idee nuklearer Müllentsorgung oder dem Abbau von Bodenschätzen. Deutschland tritt dem Antarktis-Vertrag 1983 bei.
In den 80er Jahren werden allerdings auch Stimmen laut, die den Abbau von Rohstoffen in der Antarktis befürworten – wenn auch unter strengen Auflagen. Dagegen laufen Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace Sturm. Die Proteste haben Erfolg, die Rohstoff-Verhandlungen scheitern. Mehr noch: Am 4. Oktober 1991 unterzeichnen 26 Staaten in Madrid das sogenannte Umweltschutzprotokoll, dass die Antarktis zu einem dem Frieden und der Wissenschaft gewidmeten Naturreservat erklärt. 80 Forschungsstationen gibt es hier inzwischen.
Kein Schweröl
Seit 1991 darf sich kein Mensch der Antarktis ohne Erlaubnis auch nur nähern. Die Genehmigung erfolgt durch jenes Land, das Ausgangspunkt der Reise ist – in Deutschland ist dafür das Bundesumweltamt zuständig. Etwa 50 Anträge prüft es im Jahr. Dabei sind Fragen danach ausschlaggebend, ob die Reise die Tier- und Pflanzenwelt beeinflusst, ob der Müll entsorgt werden kann und ob das Meer verschmutzt wird. Auch Wissenschaftler müssen diese Fragen beantworten.
Das Umweltschutzprotokoll tut dringend not: Immerhin ist der wachsende Tourismus für die Region ein echtes Problem. Infrastruktur mit Hotels und Restaurants darf es deshalb in der Antarktis nicht geben. Schiffe mit Schweröl sind für die Reiseveranstalter verboten. Und mehr als 100 Personen dürfen nie gleichzeitig an Land. Dank dieser scharfen Verordnungen gilt das Umweltschutzprotokoll für die Antarktis als eine der effektivsten internationalen Maßnahmen überhaupt.
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. Oktober 2016 ebenfalls an das Antarktis-Umweltprotokoll. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 05.10.2016: Vor 375 Jahren: Geburtstag der Mätresse Marquise de Montespan