November 2005, großer Zapfenstreich in Hannover: Ein Trompeter der Bundeswehr-Big-Band spielt "My Way". Die durch Frank Sinatra bekannt gewordene Melodie hat sich Gerhard Schröder zum Abschied gewünscht. Er ist als Bundeskanzler abgewählt worden.
"My Way" heißt bei Schröder nicht nur: 'Ich habe es auf meine Art gemacht'. Es ist auch sein inoffizielles Lebensmotto. Die Triebkräfte für seine Karriere sind seine Herkunft und seine alleinerziehende Mutter, wie er selbst sagt: "Ich habe, obwohl aus sehr ärmlichen Verhältnissen kommend, eine ungewöhnlich glückliche Kindheit gehabt."
Rechtsanwalt und Juso-Chef
Seinen Vater lernt der am 7. April 1944 im Lipperland geborene Hilfsarbeitersohn nie kennen. Dieser fällt im Herbst 1944 an der Ostfront. Schröder junior lernt Kaufmann, macht sein Abitur nach, studiert und wird Mitte der 1970er Jahre Rechtsanwalt in Hannover.
Früh tritt Schröder in die SPD ein, wird 1978 Chef der Jusos. Er habe immer seine eigene Situation verbessern wollen, sagt er später. Aber eben nicht nur: "Ich wollte es auch für die anderen, und deshalb bin ich in die Politik gegangen."
Erster Kriegseinsatz der Bundeswehr
1986 wird Schröder Abgeordneter im Bundestag und rüttelt am Zaun des Kanzleramtes: "Ich will da rein." Vier Jahre später erreicht er ein Zwischenziel: Er wird Ministerpräsident in Niedersachsen.
1998 kommt Schröder ganz oben an: Er löst Helmut Kohl (CDU) ab. Der SPD-Kanzler und sein Außenminister Joschka Fischer von den Grünen schicken kurz darauf die Bundeswehr in den ersten Kriegseinsatz der Republik, ins frühere Jugoslawien.
Protest gegen die Agenda 2010
Als die USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 deutsche Soldaten in Afghanistan fordern, gibt es bei den Grünen Widerstand. Schröder stellt die Vertrauensfrage - und gewinnt. Eine Beteiligung am Irakkrieg lehnt er jedoch ab.
Nach seiner Wiederwahl im Herbst 2002 will Schröder seine Agenda 2010 verwirklichen. Die SPD stimmt zwar mit großer Mehrheit zu. Trotzdem wächst der Protest: in der Partei, in den Gewerkschaften, in den Medien.
Schwieriges Verhältnis
Als im Mai 2005 die SPD-Regierung in NRW abgewählt wird, kündigt Schröder vorzeitige Neuwahlen im Bund an. Doch er verrechnet sich: Angela Merkel (CDU) wird Bundeskanzlerin.
Das Verhältnis zwischen Schröder und seiner Partei bleibt angespannt - wegen seiner Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin und seiner Lobbyarbeit für die russische Öl- und Gasindustrie. Während Schröder an der Agenda 2010 festhält, sagt SPD-Chefin Andrea Nahles 2019: "Wir werden Hartz IV hinter uns lassen."
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Stichtag am 08.04.2019: Vor 145 Jahren: Das Reichsimpfgesetz wird erlassen