Nach den Studentenunruhen von 1968 verschwindet der Protest nicht: In den 1970er Jahren richtet sich die Gesellschaftskritik gegen die Atomenergie und den Kalten Krieg. Es entstehen Bürgerinitiativen und "neue soziale Bewegungen", die sich für Umwelt, Frieden und Frauenrechte einsetzen.
Auf dem "Tunix"-Kongress in Berlin wird 1978 diskutiert, was zu tun ist. Alternative Projekte wie Buchläden, Kneipen und Landkommunen werden vorgestellt. Das Treffen wird zur Initialzündung für die Tageszeitung "Taz" und die Grüne Partei.
Europawahl sichert Finanzierung
Im März 1979 schließt sich ein Bündnis zur Sonstigen Politischen Vereinigung (SPV) "Die Grünen" zusammen. Im Juni 1979 gibt es erstmals Direktwahlen zum EU-Parlament. Daran kann man nicht nur als Partei, sondern auch als SPV teilnehmen.
Die grüne Vereinigung verpasst mit 3,2 Prozent zwar den Einzug ins Europäische Parlament. Aber die Wahlkampfkosten-Rückerstattung bringt ihr 4,8 Millionen D-Mark ein - eine gute Basis, um sich flächendeckend zu organisieren.
Diskussion über Gewalt
Um aber im Oktober 1980 an der Bundestagswahl teilnehmen zu können, muss nach deutschem Wahlrecht aus der SPV eine Partei werden. Deshalb drängen sich am 12. Januar 1980 in der Stadthalle von Karlsruhe über 1.000 Delegierte. Der zweitägige Gründungskongress verläuft turbulent.
Friedens- und Umweltbewegte, AKW-Gegner, Feministinnen, Kommunisten und sogenannte Wert-Konservative streitet über die Frage der Gewaltlosigkeit. Ein Antrag, der das "Recht auf Widerstand und soziale Notwehr" gegen staatliche "Gewaltmaßnahmen und Unterdrückung" fordert, wird abgelehnt. Das Plenum spricht sich für Gewaltfreiheit im Rahmen des Grundgesetzes aus, streicht aber die Ablehnung von Revolutionen.
Keine Doppelmitgliedschaft
Eine andere Debatte tobt um die Frage der Doppelmitgliedschaft: Sollen Mitglieder von kommunistischen Kleinstparteien, den sogenannten K-Gruppen, auch Mitglied der Grünen sein dürfen? Zunächst wird die Doppelmitgliedschaft abgelehnt, dann bricht die Diskussion erneut los.
Da für eine Parteigründung die Satzung mit zwei Dritteln der Stimmen beschlossen werden muss, kommt es zum Kompromiss. Eine Mehrheit stimmt dafür, dass die Landesverbände eigene "Übergangsregelungen" treffen können.
Vier Grundsätze
Die vier Grundsätze der Partei lauten schließlich: "ökologisch, sozial, basisdemokratisch und gewaltfrei". Die Vorstandswahlen und die Verabschiedung des Parteiprogramms werden auf die zweite Bundesversammlung im März 1980 in Saarbrücken verschoben.
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Januar 2020 ebenfalls an den Gründungskongress. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 13.01.2020: Vor 60 Jahren: Ersatzdienstgesetz verkündet