Deutsche Soldaten beim Vormarsch in der Sowjetunion im Sommer 1941

22. Juni 1941 - Deutschland überfällt die Sowjetunion

Stand: 22.06.2016, 00:00 Uhr

Für Adolf Hitler ist die Sache klar. Bereits in den 1920er Jahren schreibt er in "Mein Kampf", dass für das deutsche Volk im Osten "Lebensraum" gesucht werden müsse. 1937 enthüllt er in einer Geheimkonferenz seine Kriegspläne der deutschen Militärspitze. Es sei Hitlers "unabänderlicher Entschluss, spätestens 1943/45 die deutsche Raumfrage zu lösen", heißt es im Protokoll des Adjutanten des "Führers". Nach den deutschen "Blitzsiegen" im Westen fühlt sich Hitler stark. Endlich, so scheint es, kann er seinen Traum im Osten erfüllen.

Im Dezember 1940 unterschreibt Hitler eine geheime Weisung: Russland soll ebenfalls "in einem schnellen Feldzug" besiegt werden. Die Aktion erhält den "Decknamen Barbarossa" - in Anspielung auf Kaiser Friedrich I., der einen Kreuzzug befehligt hatte. Am 22. Juni 1941 ist es soweit: Deutschland greift die Sowjetunion an. Wie schon beim Polen-Feldzug rechtfertigen die Deutschen den Überfall mit einer Propaganda-Lüge: der angeblichen Notwendigkeit eines Präventivkrieges. Dabei ist die Rote Armee völlig unvorbereitet. Denn seit 1939 gilt der Hitler-Stalin-Pakt, der den Deutschen wichtige Rohstofflieferungen garantiert. Stalin habe einen Bruch dieses Vertrages nicht für möglich gehalten, sagt Historiker Joachim Käppner. "Weil das strategisch ja auch keinen rechten Sinn ergab." Denn für die Deutschen bedeutet das einen Zweifrontenkrieg mit den Engländern im Rücken.

Wehrmacht unterstützt Vernichtung

Hitler will nicht nur deutsches Siedlungsland erobern. Sein Ziel ist es - laut Historiker Käppner - auch, die Sowjetunion zu vernichten, weil "die Juden dort als angebliches Ziel einer antideutschen Weltverschwörung physisch auszumerzen" seien. Fast alle Generäle willigen ein. Kurz vor dem Angriff auf die Sowjetunion hat das Oberkommando der Wehrmacht den sogenannten Komissarbefehl erlassen: "Im Kampf gegen den Bolschewismus ist mit einem Verhalten des Feindes nach den Grundsätzen der Menschlichkeit und des Völkerrechts nicht zu rechnen." Insbesondere sei von "den politischen Kommissaren" eine "unmenschliche Behandlung unserer Gefangenen zu erwarten". Solche "Elemente" seien "grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen". Damit ist das eigene unmenschliche Vorgehen legitimiert.

Die Ostfront hat eine Länge von 1.800 Kilometern. Mit 3.600 Panzern und Panzerfahrzeugen stößt die Wehrmacht auf sowjetisches Gebiet vor. Gleich am ersten Tag der Offensive zerstört die Wehrmacht 1.800 sowjetische Flugzeuge, verliert selbst nur 40 Maschinen. In wenigen Wochen gelingt es, sieben sowjetische Armeen einzukesseln. 5,7 Millionen sowjetische Kriegsgefangene fallen in die Hände der Wehrmacht. 3,3 Millionen davon sterben an Hunger und Verwahrlosung.

Kriegseintritt der USA bedeutet Wende

Hinter der Front organisieren SS-Kommandos die systematische Ausrottung der Juden. Pogrome und Massenerschießungen sind an der Tagesordnung. Von insgesamt vier Millionen russischer Juden überleben nur 1,5 Millionen. Der deutsche Terror geht nicht nur von der SS aus, auch die Wehrmacht ist daran beteiligt. Für Historiker Käppner ist es "eine der erfolgreichsten Lebenslügen der Weltgeschichte, dass der deutsche Soldat jenseits der SS im Kriege 'sauber' geblieben war".

Doch schon bald zeigt sich, dass die Deutschen sich übernommen haben. Anfang September 1941 hat die Wehrmacht bereits 30 Prozent ihrer Panzer verloren. Die Nachschub- und Versorgungsprobleme nehmen zu. Für den russischen Winter sind die Landser schlecht ausgerüstet. Es fehlt an entsprechender Kleidung, die Motoren der deutschen Panzer frieren früher ein als jene der Sowjets. Der Kriegseintritt der USA Ende 1941 bedeutet den Anfang der Wende. Mit der deutschen Niederlage in Stalingrad wird die endgültige Wende des Krieges im Winter 1941/42 deutlich. Das "Unternehmen Barbarossa" wird für die Deutschen zum Bumerang.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 22. Juni 2016 ebenfalls an den Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.