Papst Pius XII

Stichtag

12. Februar 1931 - Sendestart von Radio Vatikan

Auch der kleinste Staat der Erde leistet sich eine Rundfunkanstalt mit global empfangbarem Programm: Radio Vatikan, "die Stimme des Papstes und der Weltkirche". In 47 Sprachen verbreitet die fromme Welle rund um die Uhr die Botschaften des Heiligen Stuhls, Gottesdienste und Kirchennachrichten aus aller Welt im Äther. Seit 1957 residiert der Sender zum größten Teil nicht mehr direkt im Vatikan, sondern auf exterritorialem Gelände 20 Kilometer außerhalb von Rom. Der riesige drehbare Antennenturm, der die Gebäude von Radio Vatikan in Santa Maria di Galeria überragt, kann jedes Empfangsland zielgenau anvisieren. Finanziert hat ihn einst die Erzdiözese Köln, eine der reichsten der katholischen Kirche.

Sendestart mit 10 kw

Ermöglicht wird die Gründung eines eigenen Vatikan-Senders 1929 durch die zwischen dem Heiligen Stuhl und dem faschistischen Regime Mussolinis abgeschlossenen Lateranverträge. Als nun souveränes Staatsoberhaupt des Vatikans beauftragt Papst Pius XI. niemand Geringeren als den Erfinder des drahtlosen Funks, Guglielmo Marconi, mit dem Aufbau der Übertragungstechnik. Binnen weniger Monate installiert der Physik-Nobelpreisträger in den Vatikanischen Gärten den ersten, 10 kw starken Sender. Begleitet von der Schweizergarde betritt seine Heiligkeit Pius XI. am 12. Februar 1931 erstmals die Räume der neuen päpstlichen Radioanstalt. Mit einem Kniefall begrüßen Marconi und seine Ingenieure, allesamt im Frack erschienen, den Pontifex. Um 16.30 Uhr spricht Pius XI. als erster Kirchenführer der Geschichte in ein Mikrofon, das ihm der Rundfunkpionier ehrfürchtig hinhält.

Der Weg in die Moderne

Mit einer in lateinischer Sprache gehaltenen Rede eröffnet der Papst den Sendebetrieb von Radio Vatikan. Die Leitung der Rundfunkanstalt wird dem Jesuitenorden übertragen. Schon bald nach Aufnahme der Sendetätigkeit entstehen Programme in modernen Sprachen, darunter auch auf Deutsch. Mehrmals wird Marconis Pionieranlage durch innerhalb des Vatikans installierte Sender und Antennen verstärkt. Anfang der 50er Jahre dann beginnt unter Pius XII. in Santa Maria di Galeria, auf einem Gelände, zehnmal größer als der Vatikanstaat, der Bau des modernen Sendezentrums. "Der Rundfunk soll nur Wahres bieten und zwar Wahres, das auf den Einzelnen wie auf die Gemeinschaft helfend, bildend, aufbauend wirkt", gibt Pius den Planern mit auf den Weg.

22 Jahre später erfüllt der Papstsender erstmals auch zeitgemäße, ganz weltliche Bedürfnisse seiner jüngeren Hörerschaft. "This is Radio Vatican, you are listening to Stereo Studio A", kündigt 1974 das erste Musikprogramm von Radio Vatikan an – zunächst nur rund um Rom und mit diskret eingestreuten Bibelversen. Auch einem anderen Bestandteil der modernen Medienwelt kann sich die Stimme des Papstes inzwischen nicht mehr verweigern. Um den Gesamtetat von derzeit rund 20 Millionen Euro jährlich zu finanzieren, sendet Radio Vatikan seit 2009 sogar Werbe-Spots der profanen Konsumindustrie.

Stand: 12.02.2011

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