Der irakische Staatschef Saddam Hussein befindet sich im Sommer 1990 in einer schwierigen Lage. Der Krieg gegen Iran hat in den 1980er Jahren Hunderte Milliarden Dollar gekostet. Nun belasten Auslandsschulden den irakischen Staatshaushalt. Deshalb will Saddam die arabischen Golfmonarchien dazu bringen, ihre finanziellen Forderungen fallen zu lassen. Ein geeignetes Mittel dafür scheint ihm ein Überfall auf Kuwait zu sein: Am 2. August 1990 besetzen irakische Truppen das Nachbarland, auf dessen Territorium Saddam ohnehin seit Langem Ansprüche erhebt. Saddam wirft Kuwait vor, illegal Ölquellen im Irak angezapft zu haben, und verlangt die Streichung von Schulden, die Irak bei Kuwait hat.
Der irakische Einmarsch in Kuwait überrascht die USA, die vorher ein gutes Verhältnis zu Saddam hatten. Jahrelang hatten alle Westmächte ihn im Krieg gegen Iran unterstützt. Nun wird der Diktator fallen gelassen. US-Präsident George Bush ordnet im Rahmen der "Operation Wüstenschild" den Aufmarsch amerikanischer Einheiten an der saudischen Grenze zu Kuwait an.
Strategisches Interesse an Öl-Versorgung
Neben der Befreiung Kuwaits geht es damals um den Erhalt einer bestimmten Ordnung, sagt Volker Perthes von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin: "Dies ist eine strategisch wichtige Region für die USA und die Weltwirtschaft - wegen des Hauptexportprodukts dieser Region, nämlich des Öls."
Der UN-Sicherheitsrat verhängt ein umfangreiches Wirtschaftsembargo gegen Irak. Doch Saddam bietet der Welt die Stirn: Er setzt Hunderte von Ausländern fest und bringt einige an strategisch wichtige Orte - als sogenannte "menschliche Schutzschilde". Westliche Repräsentanten reisen nach Bagdad und bitten um die Freilassung der Festgehaltenen, darunter auch Alt-Bundeskanzler Willy Brandt (SPD).
"Mutter aller Schlachten"
Die Vereinten Nationen geben Saddam bis zum 15. Januar 1991 Zeit, sich zurückzuziehen. Doch der ruft die "Mutter aller Schlachten" aus. Zwei Tage nach Ablauf des UN-Ultimatums befiehlt Bush die "Operation Wüstensturm", an der sich unter anderem auch Großbritannien beteiligt. Kampfflugzeuge bombardieren im Irak Fabriken, Kasernen, Ministerien, Brücken. Nahe Bagdad wird auch ein Luftschutzbunker zerstört. Dabei sterben Hunderte Zivilisten.
Am 24. Februar 1991 beginnt die alliierte Bodenoffensive gegen irakische Stellungen. Im irakischen Radio peitscht Saddam seine Truppen auf: "Der allmächtige Gott hat die Gläubigen aufgerufen, einen heiligen Kampf zu führen. Schlagt sie!"
"Truthahnschießen" auf flüchtende Iraker
Doch die irakischen Soldaten sind demoralisiert. Sie zerstören in Kuwait die Infrastruktur, setzen Ölquellen in Brand und ziehen sich überstürzt zurück. Flüchtende Soldaten werden Opfer alliierter Luftangriffe, die US-Piloten später als "Truthahnschießen" bezeichnen. Nach nur drei Tagen ist die Offensive beendet und Bush erklärt Kuwait für befreit.
Die Löschung der brennenden Ölquellen dauert noch Monate. Saddam Hussein bleibt unbehelligt und herrscht noch gut zehn Jahre weiter. Dann setzt George W. Bush 2003 - unter dem Eindruck der Terroranschläge vom 11. September 2001 - dort an, wo sein Vater 1991 aufgehört hat. Im dritten Golfkrieg stürzt er Saddams Regime.
Stand: 24.02.2011
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