Geklont: das Schaf Dolly.

5. Juli 1996 - Das Klonschaf "Dolly" wird geboren

Die Aufregung ist groß: Am 23. Februar 1997 stellen britische Gentechniker der Öffentlichkeit das Klonschaf "Dolly" vor. Sie haben erstmals den identischen Doppelgänger eines erwachsenen Säugetieres geschaffen.

Angst vor Missbrauch

Damit wächst die Möglichkeit, dass auch Menschen geklont werden können. Darauf reagieren Politiker und Kirchen mit Kritik: Die Gefahr eines Missbrauchs der Entdeckung sei eine "Horrorvision", der gesellschaftlich vorgebeugt werden müsse, verlangt ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz: "Der Mensch darf nicht alles, was er kann."

Die Evangelische Kirche verweist auf eine Stellungnahme ihrer siebten Synode, wonach Klonen "sowohl die vorgegebene Gestalt des Lebens als auch seine Unverfügbarkeit und Individualität" verletze. US-Präsident Bill Clinton erklärt seine "äußerste Besorgnis" und beauftragt eine nationale Bioethik-Kommission, die amerikanischen Gesetze zu überprüfen.

Kompliziertes Verfahren

Am 27. Februar 1997 erscheint in der Fachzeitschrift "Nature" ein Artikel über "Dolly". Auf drei Seiten beschreiben die Forscher um Ian Wilmut vom Roslin-Institut bei Edinburgh, wie sie vorgegangen sind.

Sie haben einem ausgewachsenen Schaf aus dem Euter einen Zellkern mit genetischen Informationen entnommen und in das Ei eines anderen Schafes verpflanzt, aus dem zuvor die eigenen genetischen Informationen entfernt worden waren. Das so veränderte Ei ist einem dritten Schaf eingepflanzt worden, das es als Leihmutter ausgetragen hat.

Nach 276 Fehlversuchen klappt es

Bevor das klappte, haben die Wissenschaftler vergeblich 276 Eizellen verbraucht. Nur in einem Fall ist der Embryo in der Gebärmutter herangereift.

Am 5. Juli 1996 ist es schließlich so weit: Die ohne Vater entstandene "Dolly" wird geboren. Für Biologen gilt sie als Beleg dafür, dass auch aus einfachen Körperzellen eines erwachsenen Säugetieres Nachkommen entstehen können.

Bislang waren ähnliche Versuche nur erfolgreich, wenn dafür embryonale Stammzellen verwendet wurden. Da "Dolly" aus einer Brustzelle entstanden ist, nennt Wilmut das Klonschaf nach der US-amerikanischen Country-Sängerin Dolly Parton: "Die hat das schönste Paar Brüste der Welt."

Vorzeitige Alterserscheinungen

Zunächst verläuft alles normal: "Dolly" wächst gesund auf und bringt einige, auf natürliche Weise gezeugte Lämmer zur Welt. Doch bereits mit fünf Jahren leidet sie unter der Alterserkrankung Arthritis.

Ein Jahr später muss sie am 14. Februar 2003 wegen einer Lungenentzündung eingeschläfert werden. Normalerweise werden Schafe elf bis zwölf Jahre alt.

Der vorzeitige Tod von "Dolly" nährt deshalb die Befürchtung, dass Klonen zu vorschneller Alterung führt. Ihr Leichnam wird ausgestopft und im schottischen Nationalmuseum in Edinburgh ausgestellt. Mittlerweile hat Wilmut vor einem schottischen Gericht eingeräumt, dass nicht er, sondern sein damaliger Kollege Keith Campell "Dolly" maßgeblich geschaffen hat.

Viele künstliche Kopien

Seit der Geburt von "Dolly" sind mehr als ein Dutzend verschiedene Nutz- und Wildtierarten künstlich kopiert worden. Darunter sind unter anderem Rinder, Schweine, Pferde, Kaninchen, Hunde und Katzen.

Auch über das Klonen von Menschen sind Meldungen aufgetaucht. So verkündete die Ufo-gläubige Raelianer-Sekte 2002 die Geburt des angeblichen Klonbabys "Eve". Doch für solche Behauptungen liegen keine Belege vor.

Stand: 05.07.2011

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist in den vier Wochen nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.