Das größte Flachmeer der Erde, die Seestraße zwischen Nordamerika und Russland sowie eine Insel tragen heute den Namen des dänischen Entdeckers Bering. Unter fünf russischen Zaren und Zarinnen erkundet Vitus Bering die unerforschten Weiten Sibiriens und des Nordpazifiks. Seine Pioniertaten ermöglichen den Herrschern Russlands die Expansion nach Osten. Auf seiner längsten und letzten Reise, der legendären zweiten Kamtschatka-Expedition, erreicht Bering als erster Europäer das Eisland Alaskas.
1725 hatte Peter der Große den Kapitän und Entdecker aus Dänemark erstmals auf die Reise nach Sibirien geschickt. 1733 dann brechen in St. Petersburg über 1.000 Menschen zur zweiten und größten Landexpedition aller Zeiten auf. Ihr Auftrag: Sibirien zu durchqueren, einen Seeweg nach Japan zu finden, und – wenn möglich – entlang der Pazifikküste über Alaska sogar bis nach Mexiko vorzudringen.
Amerikanisches Wasser nach Asien
Nach acht Jahren und rund 14.000 Kilometern durch die sibirische Wildnis erreicht die Expedition die Pazifikküste. Dort sticht Vitus Bering Anfang September 1740 mit 90 Mann Besatzung auf den extra gebauten Schiffen "St. Peter" und "St. Paul" in See. Als Naturforscher mit an Bord ist auch Georg Wilhelm Steller. Der junge Arzt aus Halle an der Saale hat so manchen Kampf auszufechten mit seinem schon 60-jährigen Kapitän, der sich nicht im geringsten für Fauna und Flora interessiert.
Der Streit der beiden eskaliert, als die "St. Peter" im Hochsommer 1741 nach monatelanger Fahrt endlich das ersehnte, unbekannte Alaska erreicht. Bering hat es eilig, will nur kurz Wasser aufnehmen, um dann, noch vor Einbruch des Winters, die Rückkehr zur Halbinsel Kamtschatka zu schaffen. "Wir sind wohl nur hier, um amerikanisches Wasser nach Asien zu bringen", ereifert sich der ehrgeizige Steller. Gerade einen halben Tag lang darf der Naturforscher eine vorgelagerte Insel erkunden. Dann befiehlt ihn der bärbeißige Bering zurück an Bord.
Berings jämmerliches Ende
Sein Werk über diesen Kurzbesuch nennt Steller süffisant "Beschreibung von Pflanzen, die während sechs Stunden in einem Teil Nordamerikas gesammelt wurden". Berings Befürchtungen über widrige Passatwinde bewahrheiten sich allerdings. Auf der so eilig angetretenen Rückfahrt steuert die "St. Peter" in eine Katastrophe. Wochenlang kreuzt sie hilflos durch den Nordpazifik, Kälte, Nässe und Ungeziefer setzen der Besatzung zu. Das Trinkwasser geht ebenso zur Neige wie der Schiffszwieback und viele Männer sterben an Skorbut. Anfang November 1741 glaubt Bering, Kamtschatka endlich erreicht zu haben.
Doch das Land, zu dem er im Beiboot übersetzen lässt, erweist sich als kleine, karge Insel, auf der nur Brunnenkresse gedeiht. Trotzdem muss die ausgehungerte Besatzung in der Ödnis überwintern – für den alten Kapitän das Todesurteil. "Am 19. Dezember 1741 starb Bering", notiert Georg Steller, "zwei Stunden vor Sonnenaufgang, von Läusen zerfressen, ging er auf jämmerliche Weise zugrunde". Die Mannschaft bestattet den Entdecker auf der Insel, die heute nach Vitus Bering benannt ist. 46 Männer überleben am Ende die Tortur. Mit einem notdürftig zusammengezimmerten Boot erreichen sie im Sommer 1742 die rettende Ostküste Kamtschatkas.
Stand: 20.08.2011
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.