Julius II. darf nicht in den Himmel. So jedenfalls sieht es der Humanist Erasmus von Rotterdam 1514 – ein Jahr nach dem Tod des Papstes – in einer bissigen Satire. Zu poltrig und selbstverliebt schlägt der Pontifex Maximus an die diamantene Himmelspforte, zu gebieterisch und "entkräftet von Völlerei" kommt er Petrus vor. "Hier wirst du nicht aufgenommen, wenn du nicht der Beste bist", erwidert der Apostel, "und das heißt: heilig".
Bei Erasmus reagiert Julius II. so, wie viele Zeitgenossen ihn sehen, nämlich als überheblicher Kriegsherr: "Gut, ich warte noch ein paar Monate, und wenn ich meine Mannschaft vermehrt habe, jage ich euch von hier herab, falls ihr euch nicht ergebt"
"Der Schreckliche"
Geboren wird Julius II. 1443 als Sohn eines Fischers unter dem Namen Giuliano de la Rovere in Ligurien. 1471 wird sein Onkel überraschend Papst und überschüttet seinen Neffen mit kirchlichen Pfründen. Als Bischof von Bologna und Vercelli sowie als Erzbischof von Avignon kann er danach seine Position im Vatikan stärken. Trotzdem sieht zunächst alles danach aus, als würde er bei der Papstwahl leer ausgehen: Als sein schärfster Gegner Alexander VI. den Thron des Kirchenstaats besteigt, muss er um sein Leben fürchten und aus Rom nach Frankreich fliehen.
1503 stirbt Alexander VI. Nun ist der Weg für Julius frei. Noch im selben Jahr wird er mit 60 Jahren vom Kardinalskollegium zum Papst gewählt – und geriert sich von Anfang an als mächtiger Kriegsherr. Wegen seiner Wutausbrüche auch "Il Terribile" ("Der Schreckliche") genannt, nutzt er die neu gewonnene Macht vor allem dazu, verlorenes Terrain zurückzuerobern und sein Herrschaftsgebiet auszubauen. Dabei scheut er sich nicht, selbst in den Krieg zu ziehen, was selbst stolze Städte wie Bologna und Perugia in die Knie zwingt: Der Anblick des Stellvertreters Christi treibt die Aufständischen in den Schoß der Kirche zurück.
Kunst für die Ewigkeit
1506 gründet Julius II. die Schweizergarde als seine Privatarmee. Auf dem fünften Laterankonzil bringt er ab 1512 auch innerkirchliche Feinde auf Linie.
Gleichzeitig ist Julius II. sehr darauf bedacht, seine Stellung auch in repräsentativer Kunst dargestellt und verewigt zu sehen. So holt er die Renaissancekünstler Bramante, Michelangelo und Raffael in den Vatikan. Diesem Dreigespann verdankt die Nachwelt den Petersdom, dessen unterschiedliche Bauphasen die Künstler seit seiner Grundsteinlegung im Jahr 1506 nacheinander überwachen. Von Raffael lässt sich Julius II. zudem die päpstlichen Audienzräume und Privatgemächer ausmalen.
Eine besondere Hassliebe verbindet Julius II. mit Michelangelo. Er ist einer der wenigen Menschen, die dem Papst Paroli bieten dürfen. 1505 errichtet der Künstler ein monumentales Grabmal für seinen Mäzen, drei Jahre später beginnt er in dessen Auftrag damit, das Deckengewölbe der Sixtinischen Kapelle zu bemalen. 1512 kann Julius II. das grandiose Werk feierlich enthüllen. Er stirbt am 21. Februar 1513 in Rom.
Stand: 21.02.2013
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