Zunächst hat Bill Gates noch gute Laune. Auf der Computerhändlermesse Comdex 1998 in Las Vegas will ein Assistent im Beisein des Microsoft-Chefs dem Fachpublikum die "Plug and Play"-Funktion des neuen Betriebssystems "Windows 98" demonstrieren, das nach langer Verzögerung endlich ausgeliefert werden soll. Darauf ist Gates besonders stolz. Denn dank "Windows 98" soll es endlich möglich sein, Hardware ohne lästige Installationen anzuschließen, da das Betriebssystem sie automatisch erkennen kann.
Aber dann passiert das Desaster: Beim Versuch, einen Scanner mittels "Plug and Play" anzuschließen, stürzt "Windows 98" vollkommen ab. Ein blauer Bildschirm als Ausdruck der Katastrophe bleibt zurück. Dies sei wohl der Grund, "warum Windows 98 noch nicht ausgeliefert wird", mimt Gates den Gelassenen. Der Spott der Computergemeinde ist ihm trotzdem gewiss.
Im "Browserkrieg"
Dabei hat die Computerwelt Microsoft einiges zu verdanken. Denn der Konzern macht aus den EDV-Rechnern, die nur über komplexe Programmierbefehle funktionieren, dank einer einfach zu bedienenden Benutzeroberfläche Arbeitsinstrumente für jedermann. Vor allem der praktische Start-Button von "Windows 95" links auf dem Bildschirm erleichtert Nutzern das Leben auf eine heute kaum noch nachvollziehbare Art und Weise.
Ganze drei Jahre müssen Computerfans auf die Weiterentwicklung von "Windows 95" warten, die unter dem Codenamen "Memphis" firmiert und eigentlich schon früher auf den Markt kommen soll. Am 25. Juni 1998 ist es endlich so weit. "Windows 98" ist für den Multimediabetrieb ausgerichtet und soll vor allem den Weg zum World Wide Web öffnen. Neben der "Plug and Play"-Funktion gehört vor allem ein bereits integrierter Internet-Explorer zu den Neuerungen.
Dagegen klagen Konkurrenten im sogenannten Browserkrieg. Die Europäische Union verdonnert Microsoft zu einer saftigen Geldstrafe; in der Folge muss "Windows 98" bei der Installation nachfragen, welcher Browser auf den Computer aufgespielt werden soll.
530.000 Softwarepakete
Wie alle Microsoft-Betriebssysteme, so hat auch "Windows 98" seine Anfangsmacken. Die bedeutendste ist wohl, dass das System nach genau 49,7 Tagen im Dauerbetrieb einfach abstürzt. Private Anwender, die ihren Rechner nach getaner Arbeit wieder herunterfahren, stört das wenig.
Überhaupt entwickelt sich "Windows 98" schnell zum Erfolgsmodell. Wenn man Microsoft glauben darf, verkauft sich das Produkt am Auslieferungsdatum über 270.000 Mal; in den kommenden vier Tagen gehen nochmals 530.000 Softwarepakete über den Ladentisch.
Der Erfolg von "Windows 98" hält noch immer an: Bis heute benutzen Freaks das seit 2006 nicht mehr durch Support unterstützte Betriebssystem.
Stand: 25.06.2013
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