Die Idee zum Minirock kommt Mary Quant Anfang der 60er Jahre beim Ballettunterricht. "Da war ein kleines Mädchen, das trug schwarze Strümpfe und einen sehr kurzen Faltenrock zu Steppschuhen“, wird sich die britische Modedesignerin später erinnern. "Und die weißen Söckchen dazu machten das Ganze perfekt."
Kurzerhand nimmt sich Quant eine Schere, stutzt ihre knielangen Röcke um zehn Zentimeter – und nennt ihre Erfindung nach ihrem Lieblingsauto: dem "Mini". Der Minirock ist geboren – ein Kleidungsstück, das einer ganzen Generation junger Frauen das Gefühl von Unabhängigkeit verleiht: "Ein kurzer Rock, in dem man sich frei bewegen kann, laufen und den Bus erwischen konnte", sagt Quant "Aber, vor allem: in dem man tanzen konnte. Ich wusste: Das ist es!"
Orden für Devisen bringenden Umsatz
Seit Mitte der 50er Jahre betreibt Quant eine kleine Modeboutique in der Londoner King's Road im Stadtteil Chelsea. Sie will Kleider für junge Leute machen, die wenig Geld haben, aber einen ausgefallenen Geschmack: Pullover mit Plastikkragen etwa, oder Ballonkleider und weite Kickerbockerhosen in schreienden Farben, mit wild gemixten Mustern. In der Londoner Szene wird Quant schnell zu einer festen Größe. Auch die Beatles gehören zu ihren Kunden.
Mit ihrem Minirock aber katapultiert sich Quant international in den Modeolymp. Selbst Queen Elisabeth bekennt sich zum Mini. 1966 verleiht die 40-jährige Monarchin der Modeschöpferin einen Orden für Devisen bringenden Umsatz – und zeigt zur feierlichen Zeremonie natürlich selber Knie.
Mini schützt vor Stürzen
1963 gelangt Quants Erfindung in die USA, wo selbst die Gattin des Präsidenten, Jacqueline Kennedy, bei Staatsempfängen Mini trägt. 1964 erreicht das knappe Beinkleid Deutschland. Die Innovation spaltet auch hier die Nation. Während vor allem ältere Semester einen Verfall von Anstand und Sitte befürchten, sind viele junge Frauen begeistert. Die Kritiker, so mutmaßt die Schauspielerin Christine Kaufmann, hätten damals "wahrscheinlich gar nicht verstanden, dass es mehr um Freiheit ging als um Sexualität".
Sechs Jahre später ist der Mini wieder out. Ausgerechnet der "Maxi" schickt sich an, zum Nachfolger zu werden. 1970 protestieren 20.000 Mini-Fans in Dortmund gegen die Beschneidung ihrer Beinfreiheit. "Die Modeschöpfer sollen aufhören, den Frauen zu diktieren, was modern ist", heißt es in einem dort verlesenen Manifest. Verbunden mit der Forderung an Bekleidungsläden, auch Mini-Kleider weiterhin in "in großer Auswahl anzubieten".
Der ADAC macht sich ohnehin Sorgen um die Volksgesundheit. "Lernen Sie im Maxi erst einmal laufen!", rät ein Sprecher. Denn: "Stolpern Sie an der Bordsteinkante, dann kann das gefährlich werden."
Stand: 29.08.2014
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