
Service Computer
Social Media: Was und wem kann ich da noch trauen?
Die Situation auf den Social-Media-Plattformen ist unübersichtlich: Immer weniger professionelle Faktenchecker, Populisten, Meinungsmacher, Influencer und nicht zuletzt KI-Fakes sind auf dem Vormarsch. Gefühlt wird man immer unsicherer, was man bei X, Instagram und Co. noch glauben kann. Habe ich noch irgendeine Chance, festzustellen, ob ein Post wahr oder fake ist? Und: Wie finde ich Inhalte, denen ich vertrauen kann? Gibt es die überhaupt noch?
Muss ich beim Lesen von Social-Media-Posts jetzt immer wachsam sein?
Social-Media-Plattformen sind dabei, sich ein für alle Mal zu verändern. Es ist kaum noch möglich, ganz ohne Aufmerksamkeit dort unterwegs zu sein, um sich über ein Thema zu informieren. Wenn man nicht auf Fakes oder Posts mit eigener Agenda reinfallen will, muss man mittlerweile genau hinsehen, was man da sieht und liest. Professionelle Faktenchecker, die da eingreifen konnten, hat der Meta-Konzern bei Facebook und Instagram zunächst nur in den USA abgeschafft. Aber: Das wird wohl auch in der EU so kommen. Denn das EU-Recht schreibt zwar vor, dass Posts und Kommentare kontrolliert werden müssen. Wie das genau passieren soll, steht im Gesetz nicht.
Wie ist die Situation bei X, dem ehemaligen Twitter, in Bezug auf die Profi-Faktenchecker?
Die hat X-Besitzer Elon Musk abgeschafft. Stattdessen gibt es dort "Community Notes", also die Einschätzung von Posts durch anderen Nutzende. Was man schon festgestellt hat: Profi-Faktenchecker liefern in der Regel schneller eine Einschätzung als andere Nutzende. Und: Bei den Community Notes weiß man nicht, wer da mit welchem Hintergrund checkt.
Was kann ich selber tun, wenn ich die Person oder den Account nicht kenne oder einordnen kann, die oder der da postet?
Man kann auf das Account-Bild tippen und schauen, was von dem jeweiligen Account in der Vergangenheit schon an Inhalten gepostet worden ist. Oft bekommt man so ein Gefühl dafür, um welche Art von Account es sich da handelt. Beispiel: Postet jemand immer wieder positiv Inhalte über Produkte einer bestimmten Firma, dann bekommt die- oder derjenige wahrscheinlich Geld dafür. Das passiert noch immer, obwohl solche Werbeaussagen eigentlich gekennzeichnet werden müssen. Die EU-Kommission hat das kürzlich untersucht und festgestellt: Eine Kennzeichnung von Werbung bringen viele Postende nicht an. Und natürlich gibt es auch Accounts, die gezielt eine bestimmte politische Agenda pushen wollen.
Und das wird doch jetzt mit KI noch schwieriger zu unterscheiden?
KI-generierte Inhalte, also Texte, Videos und auch Fotos nehmen zu. Und es gibt auch komplett künstliche Accounts: Nicht selten sind das dann gar keine Menschen sondern KI-Chatbots. Gerade aktuell im Netz zu beobachten: Viele Accounts mit KI-generierten Bildern junger Frauen, die rechte Inhalte posten oder pro-russische Inhalte transportieren.
Nicht selten findet man ja in solchen manipulativen Posts auch Zahlen und Fakten. Was ist davon zu halten?
Solche Fakten sollen den Wahrheitsgehalt eines Posts untermauern. Aber: Wenn wir nicht erfahren, woher die Zahlen und Fakten stammen, sind sie nur wenig wert. Daher sollte man immer im Hinterkopf haben: Woher hat die Person diese Fakten, diese Info? Stichwort "Quellen": Seriöse Poster nennen immer ihre Quellen, sind transparent darüber, woher Informationen stammen. Und sie erklären im Zweifel auch, wenn man über etwas noch nichts Genaues sagen kann.
Weitere Informationen über Künstliche Intelligenz im Wahlkampf gibt es hier.
Autor: Michael Stein
Redaktion: Jan Friese
Service Computer ist eine Rubrik in der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.