Musical "Hairspray" in Bonn

Musical "Hairspray" in Bonn

Stand: 27.12.2024, 15:15 Uhr

Eine pummelige junge Frau möchte in einer Fernsehshow tanzen. Tracy beißt sich durch. Das Musical "Hairspray" in Bonn ist eine quietschbunte Erinnerung an die Sechziger mit knalligem Rhythm & Blues.

Von Stefan Keim

Musical "Hairspray" in Bonn

WDR 4 Ausgehen 02.01.2025 02:14 Min. Verfügbar bis 03.01.2026 WDR 4 Von Stefan Keim


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Eigentlich möchte Tracy bloß ins Fernsehen. Genauer gesagt in die "Corny Collins Show", die sie wie ihre Teenager-Freundinnen 1962 in Baltimore immer sieht. Und alle träumen von Link Larkin, dem gutaussehenden Jungen, der durch diese Show als neuer Elvis aufgebaut werden soll. Und wahrhaftig wird eine Stelle frei. Eine der Sängerinnen ist schwanger und muss pausieren. Es gibt ein Vortanzen. Aber Tracy hat ein Problem. Sie entspricht nicht dem Schönheitsideal. Sie ist zu dick.

Der Film "Hairspray" war 1988 der erste Erfolg des Regisseurs John Waters. Marc Shaiman komponierte daraus ein enorm erfolgreiches Musical, das dann wiederum auch verfilmt wurde, unter anderem mit John Travolta als Tracys voluminöser Mutter. Mit rasanten Rhythm & Blues-Nummern und ein paar leicht ironisierten Balladen reißt das Musical auch das Publikum im Bonner Opernhaus mit. Ausstatter Dirk Hofacker hat eine typisch amerikanische Shopping Mall auf die Bühne gestellt, quietschbunt – es könnte auch ein überdimensionales Einkaufszentrum von Playmobil sein. Antonia Trösl spielt Tracy zunächst voll naivem Mut, sie lässt sich von Zurückweisungen nicht so schnell abschrecken. So etwas ist sie gewöhnt.

Ein Höhepunkt ist das Liebesduett von Tracys Mutter mit ihrem Lebensgefährten, einem Erfinder von Scherzartikeln. Enrico de Pieri (die Mutter ist traditionell eine Männerrolle) und Mark Weigel tanzen sich in einen Rausch hinein. Sie schweben wie Fred Astaire und Ginger Rogers, berühren sich, lachen, setzen – "einen hab ich noch" – weitere Pointen und Liebeserklärungen. Und gerade weil ihre Nummer bewusst nicht perfekt ist, entsteht hier der Zauber des Musicals. Das Publikum schreit vor Begeisterung, weil man die beiden richtig lieb hat.

Die Lösung im Stück scheint einfach. Wenn alle zusammenhalten, dann kann man Vorurteile gegen Dicke und Rassismus einfach wegfegen. Naiv? Klar. Aber es macht unfassbar Spaß, davon zu träumen, dass es klappen kann – wenn der Traum so witzig und temperamentvoll erzählt wird wie in Bonn.

Termine:

5., 8. und 9. Januar, 1., 6. und 12. Februar und weitere Termine bis zum 21. April im Theater Bonn.