"Pudelpunk Song Contest" in Krefeld
Stand: 13.03.2024, 09:00 Uhr
Eine wilde Parodie auf Goethes "Faust" – Faust ist ein Schlagerkomponist, der Teufel führt ihn durch die Punkclubs der siebziger und achtziger Jahre. Das Theater Krefeld zeigt eine kraftvolle Musikrevue mit irrem Humor.
Von Stefan Keim
Goethes "Faust" ist ein Professor. Er will erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält und paktiert deshalb mit dem Teufel. Doch im "Pudelpunk Song Contest" – einer wilden Klassikerparodie – hat er etwas anderes vor. Er will einen Hit komponieren. Aber die Energie hat ihn verlassen. Schlaff sitzt Rolf Kugel – so heißt Faust in Krefeld - am Klavier, schlürft Merlot und spielt mit einer Hand Dreiklänge. Hinter ihm taucht ein Mensch mit einem Pudelkopf auf. Und als sich aus den Tönen der Song "Super Trouper" von Abba entwickelt, wird des Pudels Kern sichtbar. Mephisto erscheint in der Gestalt von Iggy Pop.
Ja, das ist ein durchgeknalltes Stück. Voller Albernheiten, Trash und Quatsch. Und es ist großartig, ein wilder Theaterspaß, der das Publikum von den Stühlen reißt. Im "Pudelpunk Song Contest" führt Iggy Pop den Schlagerkomponisten Rolf Kugel nicht durch Hexenküche und Walpurgisnacht. Sondern durch die Punkclubs in New York (CBGB´s), London (Roxy) und Düsseldorf (Ratinger Hof). Esther Keil trägt ein T-Shirt mit aufgedrucktem nacktem, faltigem Männeroberkörper, sie klagt über Rückenschmerzen und gibt dennoch alles – Iggy Pop eben.
Margarethe ist niemand anders als Debbie Harry, die Leadsängerin der Band "Blondie".
Punk und Schlager vermischen sich. Die Aufführung beweist, dass sich Goethes Texte perfekt zu Melodien von Rex-Gildo-Hits singen lassen und umgekehrt "Marie, der letzte Tanz ist nur für dich" auch zum Pogotanzen taugt. Eine "Fiesta faustiana" mit hohem Hossa-Faktor. Niemand macht sich über den Spaß der anderen lustig. Das Publikum kann begeistert bei "Dschingis Khan" mitklatschen und Iggy Pop verehren. Und am Schluss vereinen sich alle in einer gänzlich unkitschigen Fassung von "Ein bisschen Frieden". Mit Kitsch, Krach und Karacho formulieren Regisseur Christoph Roos und das Ensemble eine menschenfreundliche Botschaft. Und schicken strahlende Menschen aller Altersgruppen singend aus dem Theater.
Termine:
16., 22., 31. März; 2., 4. April; weitere Termine bis zum 16. Juni