Alaaf, Helau und Rumskedi: Das ruft NRW an Karneval

Stand: 24.02.2025, 11:00 Uhr

Die meisten Menschen in NRW rufen an Karneval Alaaf oder Helau. Das ist aber längst nicht alles. Ein Überblick über die Narrenrufe - quer durchs Land.

Von Lena Schmidt

Wer im Düsseldorfer Karneval schon mal "Alaaf" gerufen hat oder in Köln "Helau", der weiß, was dann passiert: Menschen blicken fassungslos. Aber nicht nur in Köln und Düsseldorf gibt es lokale Karnevals-Ausrufe.

Die Narrenrufe in NRW sind so bunt wie Kamelle. Neben tierischen Ausrufen wie "Hasi Palau" und Dialekt-Wörtern wie "Lot jonn" gibt es viele weitere Varianten:

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Zwischen Düsseldorf und Köln verläuft eine Grenze. Nördlich davon ruft man eher "Helau", südlich davon "Alaaf". Einige Karnevals-Fans zeigen sich kompromissbereit. In Lippstadt-Eickelborn ruft man auch "Helaaf".

Von "Hippe Hippe, Mäh, Mäh, Mäh" bis "De Un Da" – Was noch alles in NRW gerufen wird

Darüber hinaus gibt es viele weitere Baukastenrufe, erklärt der Bonner Sprachwissenschaftler Georg Cornelissen. Man ruft nicht "Kölle Alaaf", sondern bastelt Ortsnamen und Ruf zusammen. Das zeigt sich zum Beispiel an "Hagau" in Hagen oder "Hasi Palau" in Paderborn.

"Pa" steht für Paderborn, die Endung "-lau" für Helau. Die Paderborner haben ein bekanntes Fenster mit drei Hasen im Paderborner Dom. Daher kommt laut Cornelissen der erste Teil dieses Ausrufs.

Dass Tiere oder Tiergeräusche im Narrenruf vorkommen, ist nicht selten. "Das geht in der Regel auf das Wappentier des Ortes zurück", erklärt Sprachforscherin Charlotte Rein vom Landschaftverband Rheinland (LVR). Menden (Sankt Augustin) und Düsseldorf-Unterbach haben den Esel als Wappentier. Hier rufen die Jecken an Karneval "I-A".

"Manchmal haben sich auch die Karnevalsgesellschaften ein Symboltier ausgesucht und daran orientiert sich dann der Ruf", so Rein. Ein Beispiel sind die Brejpott-Quaker aus Kleve-Kellen, die "Quak Quak Helau" rufen.

Man Tau, Lot jonn und Maak Mött – Platt hat große Bedeutung im Karneval

Eine besondere Bedeutung im Karneval hat der Dialekt.

Wir verkleiden uns nicht nur und grenzen diese fünfte Jahreszeit dadurch von allen anderen Jahreszeiten ab. Dr. Charlotte Rein, Sprachwissenschaftlerin LVR

Es werde viel Platt gesprochen bzw. viele dialektale Wörter verwendet, sagt Rein. In Bochum und Umgebung ist "Man Tau" ein verbreiteter Narrenruf. Das ist niederdeutscher Dialekt und heißt "Man zu", wenn man es wörtlich ins Hochdeutsche übersetzt. Bedeuten soll es "Los geht’s".

Ähnlich ist es in Solingen und Umgebung. Da wird "Lot jonn" oder "Lot gonn" gerufen. Auch das lässt sich mit "Los geht’s" übersetzen. "Maak Mött" in Erkelenz heißt "Mach mit".

Ein fast 400 Jahre alter Karnevalsruf und ein ganz neuer

"Lauch" kennt man als Schimpfwort aus der Jugendsprache. In Krefeld-Hüls hat es eine andere Bedeutung. Dort ruft man an Karneval auf Hülser Platt "Breetlook" – also "Breitlauch". Das geht laut dem Komitee Karnevalszug Hüls 1979 e. V. auf einen Überfall im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) zurück.

Hüls sollte von der gefürchteten Bande des "Roten Dieter" überfallen werden. Die Hülser legten auf dem Marktplatz "Breetlook" aus – darauf rutschten die Pferde der Angreifer aus und Hüls wehrte den Angriff ab.

Helau und Glückauf! Bergjungmann Silke I. (links), Prinz Steiger Dominic I. (mitte) und Ehrenhauer Detlef (rechts) | Bildquelle: Festkomitee Gelsenkirchener Karneval

In Gelsenkirchen ist dieses Jahr einiges anders. Die "Jecken vom Pütt" stellen erstmals die Tollitäten der Stadt. Der Karnevalsverein lebt den Bezug zum Bergbau. Prinz Steiger Dominic I., Ihre Lieblichkeit Bergjungmann Silke I. und Hofmarschall Ehrenhauer Detlef rufen deshalb in diesem Jahr nach dem klassischen "Helau" ein dreifaches "Glück – Auf".

Sprachforschung: Wie palavert NRW wo?

Die große Varianz der Karnevals-Rufe zeigt auch eine Auswertung der Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL). Charlotte Rein und ihre Kollegen erforschen, was wo in NRW gerufen wird. Dazu nutzen sie die "Palava"-App.

Das Smartphone bietet uns die Gelegenheit, dass die Leute uns Aufnahmen schicken – wie bei einer Sprachnachricht. Dr. Charlotte Rein, Sprachwissenschaftlerin LVR
Mit der Sprach-App "Palava" untersuchen die Sprachforscher von LWL und LVR die Umgangssprachen in NRW | Bildquelle: LWL/Bomholt

In geschriebener Sprache gehe viel verloren, weil man Wörter aufschreibt, wie man sie in der Schule gelernt hat, sagt die Sprachwissenschaftlerin. In der App beantworten die User Fragen. Zum Beispiel wie sie starke Schauer nennen oder ob sie die Redewendung "einen Ratsch am Kappes haben" kennen. Und zuletzt auch, was in ihrem Ort an Karneval gerufen wird.

Auf der Karte der Sprachforscher sind die zwölf am häufigsten genannten Narrenrufe abgebildet. 2.054 User haben die Frage beantwortet:

Die Ergebnisse aus der Palava-App | Bildquelle: LVR, LWL

Unsere Quellen:

  • Gespräch mit Dr. Charlotte Rein, Landschaftverband Rheinland
  • Palava-App
  • Gespräch mit Bonner Sprachwissenschaftler Georg Cornelissen
  • Wattenscheider Karneval e. V.
  • Festkomitee Gelsenkirchener Karneval
  • Webseite Komitee Karnevalszug Hüls 1979 e. V.
  • WDR-Lokalzeit und -Landesstudios
  • Zuschriften von Userinnen und Usern über Facebook

Über dieses Thema berichten wir am 25. Februar 2025 auch im Hörfunk: ab 7 Uhr in den Nachrichten bei WDR5.