Viele sind noch unentschlossen: Wie blicken die Menschen auf die Wahl?

Aktuelle Stunde 16.02.2025 30:51 Min. Verfügbar bis 16.02.2027 WDR Von Kristina Klusen

Wen wählen? Jeder Dritte ist noch unentschlossen

Stand: 16.02.2025, 19:08 Uhr

Noch genau eine Woche, dann wird der neue Bundestag gewählt. Doch jeder dritte Wähler ist noch unentschlossen. Was die jetzt noch tun können und wie Umfragen die Wahlentscheidung beeinflussen können.

Von Katja Goebel

Für die Parteien und ihre Spitzenkandidaten beginnt spätestens jetzt der Kampf um die Unentschlossenen. Und das sind viele Millionen - wenn auch nicht so viele wie bei der letzten Bundestagswahl.

Jeder Dritte ist noch unentschlossen

Laut ARD-Deutschlandtrend sind 18 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben unentschlossen oder wollen gar nicht wählen. 13 Prozent nennen zwar eine Partei, haben sich aber noch nicht abschließend festgelegt. Das heißt: Jeder Dritte ist noch unentschlossen.

Symbolbild Bundestagswahl: Wahlzettel mit Logos der Parteien

Die meisten haben ihre Wahlentscheidung schon getroffen

Allerdings: Die deutliche Mehrheit – 69 Prozent der Befragten – hat ihre Wahlentscheidung schon getroffen. Das sind vier Prozentpunkte mehr als zum selben Zeitpunkt vor der vergangenen Bundestagswahl.

Wahl-O-Mat hilft bei der Übersicht

Wahl-O-Mat auf dem Handy

Gibt Orientierung: Der Wahl-O-Mat

Insgesamt 18 Parteien werden auf den Wahlzetteln in NRW stehen. Eine Wahlhilfe könnte der Wahl-O-Mat sein, statt sich alle Wahlprogramme komplett durchzulesen. Das Tool der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zeigt, welche Partei der eigenen politischen Position am nächsten steht.

Eine Alternative ist der Real-O-Mat. Der schaut nicht auf die Wahlversprechen, sondern gleicht das tatsächliche Abstimmungsverhalten der Fraktionen und Gruppen zu aktuellen politischen Themen mit der persönlichen Position von Wählern ab. Grundlage sind dabei Anträge und Gesetzentwürfe im Bundestag.

Das sagen letzte Umfragen

Wahlplakate

Wahlversprechen 2025

Die Umfragewerte sind in den letzten zwei Wochen relativ stabil geblieben. Laut der jüngsten Umfrageergebnisse des Instituts infratest dimap im Auftrag der ARD, wäre die Union mit 32 Prozent stärkste Kraft, die AfD würde mit 21 Prozent folgen, SPD und Grüne lägen mit je 14 Prozent gleichauf. Die Linke würde mit 6 Prozent in den Bundestag einziehen. Die FDP würde mit 4 Prozent an der Mandatsschwelle scheitern, ebenso wie das BSW mit 4,5 Prozent. Auch andere Umfragen kommen auf ähnliche Zahlen.

Umfragen sind keine Prognosen

Bei der "Sonntagsfrage" von infratest dimap lautet der Fragetext: "Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?" Bei der Umfrage handelt es sich ausdrücklich um keine Prognose, sondern lediglich um die politische Stimmung. Die Sonntagsfrage misst also aktuelle Wahlneigungen und nicht das tatsächliche Wahlverhalten. Sie ermittelt quasi einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich.

"Die Grundstimmung bei den Wählern ist relativ klar: Es muss eine andere Regierung geben", sagt Roland Abold, Geschäftsführer bei infratest dimap. "Es gibt eine hohe Unzufriedenheit mit dem, was die bisherige Regierung insgesamt erreicht hat." Andrea Wolf aus dem Vorstand der Forschungsgruppe Wahlen stellt ein überdurchschnittlich hohes Interesse an der Wahl fest. Sie verweist dabei auf eine "sehr polarisierte Stimmung" und "eine ganz klar festgelegte Positionierung der Parteien".

Können Umfragergebnisse die Wahl beeinflussen?

Es gibt verschiedene Annahmen, ob sich Wähler von veröffentlichten Umfrageergebnissen beeinflussen lassen. Auf der einen Seite gibt es die Auffassung, dass ein Stimmungsbild die Informationsgrundlage der Wähler erweitere und damit zu einer abgewogeneren Wahlentscheidung beitrage. Kritiker sehen in der Veröffentlichung von Wahlumfragen eine Beeinflussung.

Ob tatsächlich eine Beeinflussung stattfindet, lässt sich wissenschaftlich nicht beweisen. Zu diesem Schluss kommt der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages, ein Gremium aus Experten, was Abgeordnete berät.

Keinen Bock auf Politik? - Woher die Nichtwähler kommen.

18 Millionen. Der Podcast für Politik in NRW 07.02.2025 29:43 Min. Verfügbar bis 06.02.2030 WDR Online


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Was kann Unentschlossene noch beeinflussen?

Demonstrantin mit Schild "Vote für Love"

Demonstranten kurz vor der Bundestagswahl

Weil so viele Menschen ihre Entscheidung erst spät treffen, ist es für die Parteien wichtig, im Wahlkampf bis zuletzt durchzuhalten: Sei es über Wahlkampfveranstaltungen überall im Land oder Auftritte ihrer Spitzenkandidaten in TV-Debatten. "Es kann noch Mobilisierungseffekte geben. Wir wissen nicht, was nächste Woche noch an aktuellen Ereignissen dazukommt", sagt Andrea Wolf von der Forschungsgruppe Wahlen.

Roland Abold von Infratest dimap findet, dass es auch noch ein bisschen Bewegung bei der Außenpolitik geben könnte. "Insbesondere mit Blick auf das, was von der Trump-Administration kommt". Denn bisher habe der Bereich Außen- und Sicherheitspolitik und insbesondere der Ukraine-Konflikt "eine eher geringe Rolle im Wahlkampf gespielt".

Könnten Anschläge einen letzten Ausschlag in der Wahlentscheidung geben? "Ereignisse wie jetzt in München können natürlich immer eine Auswirkung haben", sagt Abold. "Aber das wird eher nicht die grundsätzlichen Einstellungen verändern." Dies habe der Anschlag von Aschaffenburg gezeigt - und die folgende "Brandmauer"-Debatte. In den Umfragen habe beides nicht viel verändert, stellt Abold fest. 

Die letzten TV-Duelle

Nachdem die beiden Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU) bereits am 9. Februar in ARD und ZDF aufeinander getroffen sind, tritt das Quartett am 16. Februar auch bei RTL und ntv gegeneinander an, am 17. Februar in der ARD und am 22. Februar bei ProSieben/Sat.1.

Ein TV-Duell zwischen allen Spitzenkandidaten und -kandidatinnen der im Bundestag vertretenen Fraktionen und Gruppen wird am 20. Februar ab 22 Uhr gemeinsam von ARD und ZDF gezeigt.

Unsere Quellen:

Über dieses Thema berichten wir am 16.02.2025 auch im WDR-Fernsehen: Aktuelle Stunde um 18.45 Uhr

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