Helden des Klassenzimmers

WDR aktuell 07.08.2023 07:02 Min. Verfügbar bis 07.08.2025 WDR Von Martina Koch

Gewerkschaft schlägt Alarm: Zu wenig Geld und Personal für Schulen in NRW

Stand: 07.08.2023, 11:59 Uhr

Zum Schulbeginn macht die Gewerkschaft GEW auf die "Bildungskrise" aufmerksam und fordert die Landesregierung zum Handeln auf. Eine Idee: Weitere Klassenarbeiten streichen.

Von Christian WolfChristian Wolf

Nach sechseinhalb Wochen Sommerferien hat am Montag wieder der Unterricht in NRW begonnen. Rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler sind in das neue Schuljahr gestartet. Im Vorfeld hat das CDU-geführte Schulministerium einige Veränderungen angekündigt. So sollen Alltagshelfer an den Grundschulen für Unterstützung sorgen, weniger Klassenarbeiten geschrieben und bürokratische Vorgaben entrümpelt werden. All das soll gegen den Personalmangel helfen.

Gewerkschaft sieht "Bildungskrise"

Doch reicht das aus, um für eine bessere Bildung zu sorgen? Die Bildungsgewerkschaft GEW sagt nein und schlägt Alarm: "Wir sind mitten in einer Bildungskrise. Unser größtes Problem ist der Fachkräftemangel, der die Beschäftigten extrem belastet und den Kindern ihre Bildungschancen raubt. NRW beerdigt die Bildungschancen seiner Kinder in erschreckendem Maße", sagte die Landesvorsitzende Ayla Çelik am Montag in Düsseldorf.

Hinzu komme eine "chronische Unterfinanzierung". Allein bei den Gebäuden gebe es einen Sanierungsstau in Milliardenhöhe. "Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Handlungsdefizit", so Çelik.

Mehr Veränderungswillen gefordert

Von der schwarz-grünen Landesregierung zeigte sich die Gewerkschafterin enttäuscht. "Das Bildungssystem braucht nicht eine Leistungsstudie nach der anderen, sondern den politischen Veränderungswillen. Nur wenn die Rahmenbedingungen politisch verändert werden, kann eine nachhaltige Lösung gelingen."

So müssten zum Beispiel "alle Möglichkeiten zur Lehrkräftegewinnung" genutzt werden. Abordnungen an andere Schulen oder das Einschränken von Teilzeitmöglichkeiten gehörten aber nicht dazu. "Damit wird der immensen Überlastung der Lehrkräfte weder Rechnung getragen noch deren Belastung gesenkt." Stattdessen mache das Schulministerium den Lehrerberuf dadurch noch unattraktiver.

Demonstration in Köln geplant

Kurzfristig fordert die Gewerkschaft, dass die Vorgaben in den Lehrplänen überprüft und noch zusätzliche Klassenarbeiten gestrichen werden. Für das Einsammeln von Geldern oder die Wartung von Laptops brauche es Verwaltungsassistenzen und externes Personal für den IT-Support. Mittelfristig solle der Seiteneinstieg besser und attraktiver gemacht werden - unter anderem durch eine bessere Bezahlung.

Um auf die Probleme aufmerksam zu machen, ruft die GEW zu einem Protesttag auf. Am 23. September soll zusammen mit dem Bündnis "Bildungswende jetzt!" in Köln demonstriert werden.

Kommentare zum Thema

10 Kommentare

  • 10 Frau M. 09.08.2023, 15:43 Uhr

    Es erfordert ein Umdenken an Schulen um bestehendes Personal zu halten. Ich verlasse nach 12 Jahren das System Schule. Warum gibt es kein Jobsharing für Lehrkräfte und Schulsozialarbeit? Als Mutter bin ich gezwungen Teilzeit zu arbeiten. Meine restlichen Stunden verfallen einfach. Die Arbeit bleibt die Gleiche.Das Land spart Geld und freut sich. In 20 Stunden als Alleinkämpferin die Probleme von 1000 Schülerinnen und Schülern lösen, an allen Konferenzen teilnehmen, auf Klassenfahrten fahren... Wie soll das gehen? Gar nicht! Endstation Burnout!

  • 9 Otto Franz Mazurkiewicz 08.08.2023, 01:21 Uhr

    173.000 Euro hat die NRW-Staatskanzlei 2022 für Fotos von Ministerpräsident Hendrik Wüst und bei weiteren Terminen der Staatskanzlei ausgegeben. Damit liegt NRW bei den Kosten leicht hinter Bayern. Schade für das Geld besser in Bildung investieren für das Geld hätte man 30 Lehrer einstellen können und wir bräuchten uns nicht die Visagen an zuschauen.

  • 8 doris 07.08.2023, 21:06 Uhr

    es wird versucht, dieser Heterogenität mit (wirklich guten und sinnvollen) Konzepten zu begegnen: Individualisierung, Classroommanagement ... aber auch diese Konzepte sind mit 30 6 jährigen in einem Raum nicht umzusetzen. Kinder brauchen Erwachsene, die Zeit für sie haben, sie müssen stabile Beziehungen aufbauen können, damit Lernen gut gelingen kann. Die Wissenschaft weiß das, die Politik weiß das, wir erleben es jeden Tag - und das nicht nur an den sogenannten Brennpunkten. Ist das wieder möglich, wird auch der Beruf wieder attraktiv. So schlecht ist er nämlich nicht. Er hat viele Vorzüge, die man einfach auch sehen muss. Die Sicherheit der Verbeamtung, Sabbatjahre, A13 Einstiegsbesoldung, Urlaubszeiten, familienfreundliche Teilzeitmöglichkeiten... und das tolle Gefühl, Bildung zu vermitteln. Das macht nämlich Spaß - in einem kinderfreundlichen Umfeld jedenfalls. Ich bin - meistens - gerne Lehrerin :-)

  • 7 doris 07.08.2023, 20:59 Uhr

    Naja, es macht schon Sinn, einige Privilegien - wie zum Beispiel die jahrelange Möglichkeit der verbeamteten Lehrer unterhälftig zu arbeiten - für eine gewisse Zeit einzuschränken, bis die offensichtliche Krise in der wir stecken, wenigstens gemildert ist. Alltagshelfer sind ebenfalls ein guter Ansatz. Wenn ich rekapituliere, wie viel Zeit alleine für die organisatorischen Dinge - Geld einsammeln, Material kontrollieren, iPads Neustarten,.... - im täglichen Unterricht draufgeht - Zeit, die ich nicht mit den Kindern arbeiten kann - dann ist das schon einiges. Ich würde von 20% sprechen wollen. Ein Hauptgrund, der den Lehrerberuf unattraktiv macht, sind die völlig überfüllten Klassen. 30 kinder in einer Grundschulklasse sind 12 zu viel. Das liegt nicht nur daran, dass die Heterogenität der Kinder immens ist, auch ist der (häufig daraus resultierende) Geräuschpegel, die allgemeine Unruhe in keinster Weise förderlich. Weder für die Kids, noch für die Erwachsenen. Es wird versucht mit (wir

  • 6 Tante Klara 07.08.2023, 20:30 Uhr

    @Bernd Ihr Kommentar entbehrt jeglicher Grundlage. Diffuses Stammtischgerede hilft niemanden weiter. Sollten Sie valide Fakten beisteuern, die Grundlage für eine gute Diskussion sind, gerne auch an dieser Stelle.

  • 5 Sieglinde 07.08.2023, 18:59 Uhr

    Ich empfehle euch verbringt eine Woche in einer Schule bevor ihr die Klassen mit mehr Schülern besetzen wollt Kinder sind nicht alle gleich.

  • 4 Tante Klara 07.08.2023, 18:47 Uhr

    @Bernd Ihr Kommentar entbehrt jeglicher Grundlage. Diffuses Stammtischgerede ist nicht angebracht. Sollten Sie interessante Fakten aufweisen, mit denen es sich wirklich lohnt über das Thema zu diskutieren, sehr gerne an dieser Stelle.

  • 3 Förderalismus 07.08.2023, 18:05 Uhr

    beendet den absurden Förderalismus im Bildungssystem, denn schaut nur nach Frankreich. Dort kann jede Lehrkraft in jedem Teil des Landes unterrichten. Das Schulsystem in Frankreich ist klar strukturiert und dort gibt es nicht 16 unterschiedliche Bildungspläne. bei der Bildung geht es um die Zukunft der nachwachsenden Generationen inklusive der zugezogenen Menschen. Das französische Bildungssystem ist auch nicht das Gelbe vom Ei, aber tausendmal effektiver als die Herumwurschteleien der Bundesländer. Und um unser Bildungssystem auf Vordermann zu bringen, erwarte ich ein Sondervermögen für die Bildung, wie es auch für die Militärausgaben möglich ist. Denn Bildung ist die Voraussetzung für die Teilnahme am gesellschaftlichen, beruflichen und kulturellen Leben. Geld in die Bildung zu investieren, bedeutet, Geld in die Zukunft zu investieren. und es lohnt sich sicherlich über den Tellerrand zu schauen. ich habe Frankreich als Beispiel gewählt und andere Länder könnten auch Beispiel sein

  • 2 Bernd 07.08.2023, 16:42 Uhr

    Was ist das für ein Quatsch, den die Gewerkschaft da von sich gibt: "Wir sind mitten in einer Bildungskrise. Unser größtes Problem ist der Fachkräftemangel, ..." - Ich würde eher sagen, die Ursache für den Fachkräftemangel sind die hohen Sozialleistungen. Wenn man ohne Leistung zu bringen Leben kann, warum soll man sich dann noch anstrengen. Das hat nichts mit dem Bildungssystem zu tun. Da ist die feministische Politik dran schuld mit ihrem Respekt, Respekt, Respekt, ... die verbrennen unser Steuergeld für Sozialgeschenke statt Leistung einzufordern und wenn nötig eben auch Sozialleistungen zu streichen um Druck auf die Bildungsverweigerer aufzubauen.

    Antworten (1)
    • Tante Klara 07.08.2023, 20:36 Uhr

      Ihr(e) Kommentar(e) entbehren jeglicher Grundlage. Diffuses „Stammtischgeschrei“ ist nicht Teil von möglichen Lösungen. Sollten Sie valide Fakten beisteuern, die Grundlage für eine gute Diskussion ist, gerne auch an dieser Stelle.

  • 1 Bernd 07.08.2023, 16:39 Uhr

    Zu wenig Geld kann es ja nicht sein. Bisher hat es immer gereicht. Und wie wäre es mal damit die Klassengröße zu erhöhen. Dann braucht man auch keine neuen Lehrer.

    Antworten (4)
    • Pedell 07.08.2023, 17:23 Uhr

      Hat in den 70ern wunderbar funktioniert, das Geld für die Anbauten/Container um die vielen kleinen Klassen unterzubringen, könte man so auch sparen. Die alten Gebäude von damals haben die Babyboomer Jahrgänge problemlos gepackt (40 Kinder pro Klasse - 1972) huete get das nicht. Warum? Wir schaffen das ...

    • Rheinländer 07.08.2023, 18:15 Uhr

      Große Klassen waren schon immer der Tod für die Bildung. Damit fallen noch mehr unter den Tisch. Masse statt Klasse - also Qualität - war schon immer Mist. Am Ende ist es dann eine Verwahrstelle mit Bildungsmöglichkeit. Wer daheim nicht unterstützt wird, wird abgehängt. Und damit wird Potenzial vernichtet.

    • Routemaster 07.08.2023, 18:27 Uhr

      Oh Bernd!

    • Lehrerin 07.08.2023, 18:39 Uhr

      Lieber Bernd, Dein in Deinen Kommentaren nachgewiesenes Leistungsniveau zeigt, dass Du Dich sehr bemüht hast, allerdings wäre es gut, wenn Du Dich mehr in die Tiefe gehend mit dem gestellten Problem auseinandersetzt. Du hast eine starke Meinung, die Du argumentativ aber noch nicht untermauerst. Insgesamt zeigen Deine Kommentare, dass Du noch sehr viel Entwicklungspotential auf vielen Gebieten hast. Ich freue mich schon auf Deine weitere Entwicklung und Deine Verbesserungen!