Leverkusen, Inden, Beckum, Münster, Wuppertal, Düsseldorf, Köln, Bielefeld und Dortmund - überall dort ist es am langen Wochenende zum 1. Mai in NRW zu Messerattacken gekommen. Am Mittwoch danach hat es einen weiteren Fall in Duisburg gegeben. Am Freitag beschäftigt sich der Landtag mit den Messerangriffen.
SPD: Messerattacken beeinträchtigen Sicherheitsgefühl
"Die hohe Zahl der Messerattacken führt zu großer Unruhe in der Bevölkerung und beeinträchtigt das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen in außerordentlichem Maße", stellt die SPD in ihrem Antrag zu der Aktuellen Stunde im Landtag fest. Es brauche weitere Gegenmaßnahmen.
Angesichts der Häufung drängt sich eine Frage unweigerlich auf: Nehmen Angriffe mit Messern zu? Manch einer hat diesen Eindruck. "Von Messerattacken liest man mittlerweile täglich in den Medien!", schreibt zum Beispiel ein User auf der Facebookseite von WDR aktuell.
Delikte mit Messern: Weniger statt mehr Fälle
Doch was sagen die offiziellen Zahlen? Schaut man sich die Polizeiliche Kriminalstatistik für Nordrhein-Westfalen an, ist das Bild nicht so eindeutig. So wurden laut dem Innenministerium im Jahr 2022 insgesamt 4.191 Fälle mit dem "Tatmittel Messer" registriert.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es ein Minus von fünf Prozent. Noch größer fällt das Minus aus, wenn man sich das Jahr 2019 anschaut. Damals waren es noch 5.780 Fälle gewesen, in denen ein Messer eingesetzt wurde.
Das Landeskriminalamt weist in seinem jährlichen Bericht darauf hin, dass nur solche Fälle in die Statistik einfließen, bei denen ein einfaches Messer bei der Tat auch verwendet wurde. "Dies bedeutet, der Angriff wurde unter Zuhilfenahme des Tatmittels ausgeführt oder angedroht. Beim reinen Mitführen erfolgt keine Erfassung." Nur bei größeren Messern, die auch gegen das Waffengesetz verstoßen, reicht das reine Tragen.
Viele Körperverletzungen und Bedrohungen
Interessant ist auch, sich die Fälle näher anzuschauen. Denn es gibt große Unterschiede dabei, welche konkreten Delikte dahinter stecken, wenn ein Messer benutzt wird. Detaillierte Zahlen liegen dafür von 2021 vor, als es 4.397 Fälle gegeben hatte. Und damals umfasste der größte Anteil Körperverletzungen, gefolgt von Bedrohungen.
Außerdem: Ein Viertel der Straftaten ereignete sich auf Straßen, Wegen oder Plätzen. Und von den 5.721 Opfern blieb ein Großteil von 62,8 Prozent unverletzt. Weitere 31,3 Prozent wurden leicht verletzt. In 302 Fällen kam es zu schweren Verletzungen und 30 Personen wurden getötet.
Viele Tatverdächtige ohne deutschen Pass
Neben der reinen Anzahl der Messerattacken wird auch viel über die Täter gesprochen: Wer zückt so leicht ein Messer und sticht sogar zu? Auch dafür lohnt sich ein Blick in die offizielle Statistik. So wurden 2022 insgesamt 3.991 Tatverdächtige registriert. Die Gruppe derjenigen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit hatten, war vergleichsweise groß. So betrug ihr Anteil 44,2 Prozent. Das heißt: Sie sind überproportional vertreten. Denn der Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt nur bei rund 14 Prozent.
Konkrete Aussagen zum Migrationshintergrund lassen sich aus der Statistik nicht herauslesen. Denn dort gibt es nur die Unterscheidung zwischen deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen.
Genauere Informationen zur Altersstruktur gibt die Statistik von 2021. Ein Großteil der Tatverdächtigen war damals 21 Jahre und älter. Doch auch hunderte Kinder und Jugendliche griffen zum Messer.
Zu den Beziehungen zwischen Opfern und Tätern wurde 2021 bekannt, dass in knapp 40 Prozent der Fälle die Opfer zuvor keine Beziehung zu den Tatverdächtigen hatten. Bei 20 Prozent bestand eine enge Beziehung durch Ehe, Partnerschaft und Familie. Eine flüchtige Bekanntschaft zum Tatverdächtigen gab es bei 18,6 Prozent der Opfer.
Update zum Messerangriff in Beckum: Ein 25-jähriger Tatverdächtiger hat sich gestellt, teilte die Polizei am Dienstag mit. Er habe sich widerstandslos in seiner Wohnung festnehmen lassen. Ein Richter ordnete inzwischen Untersuchungshaft für den 25-Jährigen an. Zu den Hintergründen der Tat habe sich der Verdächtige bisher aber nicht geäußert. Er soll einen anderen Mann unvermittelt in den Bauch gestochen und diesen dadurch schwer verletzt haben. Aufgrund der Schwere der Verletzungen stufte die Staatsanwaltschaft die Tat als versuchtes Tötungsdelikt ein.