Figur im Rollstuhl und Figur eines Pflegers auf Geldmünzen

Pflegeversicherung in der Krise: Lohnt sich eine Zusatzversicherung?

Stand: 14.03.2025, 13:25 Uhr

Die finanzielle Lage der Pflegeversicherung ist schlecht. Die Beiträge könnten steigen. Lohnt sich eine Zusatzversicherung?

Von Catharina Coblenz

Die gesetzliche Pflegeversicherung befindet sich in einer finanziellen Krise. Im vergangenen Jahr haben die Kassen ein Minus von mehr als 1,5 Milliarden Euro gemacht, heißt es aus dem ARD-Hauptstadtstudio unter Berufung auf Zahlen des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Der Grund: Die Ausgaben steigen deutlich schneller als die Einnahmen.

Wie konnte es so weit kommen? Und was heißt das jetzt für uns? Ist eine Pflegezusatzversicherung sinnvoll? Fragen und Antworten.

Warum ist die finanzielle Lage der Pflegeversicherung so schlecht?

Gesundheitsökonom Jürgen Wasem sieht zwei Gründe für die finanzielle Lage der Pflegeversicherung: Erstens nimmt die Zahl der Leistungsberechtigten immer weiter zu. Das sei auch der Tatsache geschuldet, dass es 2017 eine Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs gab. Ziel der Reform war unter anderem, dass auch Personen mit Demenz Leistungen bekommen sollten.

Der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Wasem

Gesundheitsökonom Jürgen Wasem

Ein weiterer Grund ist laut Wasem die "Ausweitung der Leistungen in der jüngsten Zeit". In diesem Zusammenhang hebt er hervor, "dass die Pflegeversicherung nunmehr bis zu 70 Prozent der Eigenanteile der Pflegebedürftigen an den Heimkosten übernimmt". Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen kritisiert darüber hinaus, dass die Kassen immer noch durch Sonderausgaben aus der Corona-Zeit belastet sind.

Wann greift die gesetzliche Pflegeversicherung?

Die gesetzliche Pflegeversicherung greift im Pflegefall, also wenn eine Person pflegebedürftig wird. Wie hoch die monatliche Summe ist, die dann von der gesetzlichen Pflegeversicherung ausgezahlt wird, hängt laut Verbraucherzentrale NRW von Pflegegrad und Pflegesituation ab.

Pflegegrade gibt es in den Stufen eins bis fünf. In welchem Pflegegrad man eingestuft wird, hängt davon ab, wie stark die Selbständigkeit und die Fähigkeiten eingeschränkt sind. Außerdem wird zwischen drei verschiedenen Pflegesituationen unterschieden: Die Pflege durch Angehörige, professionelle Pflege zu Hause oder vollstationäre Pflege im Heim.

Laut der Verbraucherzentrale NRW erhält eine Person mit Pflegegrad 1 - unabhängig von der Pflegesituation - 0 Euro aus der gesetzlichen Pflegeversicherung. Eine Person mit Pflegegrad 5 erhält dagegen abhängig von der Pflegesituation zwischen 947 Euro und 2.200 Euro.

Was bedeutet "Versorgungslücke"?

Pflege ist nur "Teilkasko", das bedeutet, die Leistungen decken in der Regel nur einen Teil der Pflegekosten. Um diese Versorgungslücke zu schließen, kann es sinnvoll sein, eine Pflegezusatzversicherung abzuschließen.

Denn: Der Eigenanteil für Pflegeheime wird vom Verband der Ersatzkassen (vdek) mit durchschnittlich mehr als 3.000 Euro angegeben.

Welche Möglichkeiten gibt es bei der privaten Pflegezusatzversicherung?

Laut der Verbraucherzentrale Niedersachsen kann eine Pflegezusatzversicherung helfen, die Versorgungslücke zu schließen. Dabei unterscheidet man allgemein zwischen drei verschiedenen Modellen:

  • Die Pflegetagesgeldversicherung: Abhängig von der Höhe des Pflegegrads wird dem Versicherten hier ein fester Tagessatz gezahlt.
  • Die Pflegekostenversicherung: Die Versicherung zahlt nur bei nachweislich verbliebenen Pflegekosten nach Abzug der Leistung der gesetzlichen Pflegeversicherung.
  • Die Pflegerentenversicherung: Hier erhält der Versicherte im Falle eines Pflegefalls eine vereinbarte monatliche Rente.

Bei allen drei Modellen gilt, dass die Versicherer die Annahme und die Bedingungen des Vertrags von einer Gesundheitsprüfung abhängig machen. Außerdem orientiert sich die Beitragshöhe am Eintrittsalter.

Ist eine Pflegezusatzversicherung sinnvoll?

Laut der Verbraucherzentrale NRW sollte man zunächst prüfen, ob eine solche Zusatzversicherung überhaupt Sinn ergibt. Dazu sollte man sich überlegen: Wie ist die eigene finanzielle Situation im Alter? Gibt es Angehörige, die die Pflege ganz oder in Teilen übernehmen würden?

Außerdem sollte die Pflegezusatzversicherung eher hinten anstehen. Existenzieller seien Versicherungen, die andere Risiken abdecken, wie beispielsweise die private Haftpflichtversicherung oder bei Berufstätigen eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Darüber hinaus sollte laut Verbraucherzentrale NRW zunächst über die Altersvorsorge im Allgemeinen nachgedacht werden, bevor man sich Gedanken über eine Pflegezusatzversicherung macht.

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