Großes Geleit für Franziskus. Große Chance für funeral diplomacy

Aktuelle Stunde 26.04.2025 36:45 Min. UT Verfügbar bis 26.04.2027 WDR Von Julius Hilfenhaus

Trump trifft Selenskyj in Rom: Sieg für die Beerdigungs-Diplomatie?

Stand: 26.04.2025, 18:40 Uhr

Das Treffen von Selenskyj mit Trump im Vatikan hat starke Bilder produziert. Was nun? Fragen an den Diplomaten Klemens Fischer.

US-Präsident Donald Trump hat Kreml-Chef Wladimir Putin nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Rom mit Strafmaßnahmen gedroht. Vielleicht wolle Putin "den Krieg gar nicht beenden", sondern ihn nur an der Nase herumführen, erklärte der US-Präsident am Samstag in seinem Onlinedienst Truth Social. Dann stellte Trump die Frage in den Raum, ob mit Putin "anders" umgegangen werden müsse, etwa im "Bankenwesen" oder mit "Sekundärsanktionen".

Kann all das ein 15-minütiges Gespräch ausgelöst haben? Offenbar war das Treffen am Rande der päpstlichen Beisetzung im Petersdom überraschend gut gelaufene. Selenskyj betonte, er hoffe auf einen "vollständigen und bedingungslosen Waffenstillstand" und einen "verlässlichen und dauerhaften Frieden". Das Treffen nannte der Ukrainer "höchst symbolisch". Es habe das "Potenzial, historisch zu werden, wenn wir gemeinsame Ergebnisse erzielen".

Auch Klemens Fischer, Professor für Internationale Beziehung an der Uni Köln, hält das Treffen der beiden ungleichen Politiker für äußerst bedeutungsvoll. Das erklärte der langjährige österreichische Diplomat am Samstag im Interview mit der Aktuellen Stunde im WDR-Fernsehen.

WDR: Herr Fischer, in Rom haben am Rande der Trauerfeier für den Papst auch politische Gespräche stattgefunden. Sind solche 15-Minuten-Gespräche diplomatisch wertvoll?

Porträt Klemens Fischer

Klemens Fischer

Klemens Fischer: Auf jeden Fall. Weil es die einzige Chance ist, sich ohne Öffentlichkeit und ohne Kameras zu unterhalten. Es ist eher atmosphärisch, aber das hilft bei solchen Verhandlungen sehr stark. Bei seinem Besuch im Weißen Haus wurde Selenskyj noch öffentlich "hingerichtet". Und jetzt - als Trump und der ukrainische Präsident ohne Publikum reden konnten - lief es offenbar besser.

WDR: Was denken Sie? Ging es bei dem Gespräch nur darum, die Stimmung zu verbessern, oder wurden konkrete politische Fragen erörtert?

Fischer: Bei Trump wissen wir das nicht. Normalerweise würde ich sagen, man schaut wie die Atmosphäre ist und versucht, der anderen Seite klarzumachen, wie weit man gehen kann. Trump traue ich aber konkrete Ansagen zu. Zum Beispiel: Du gibst die Krim auf und wir helfen Dir weiter. Aber egal was besprochen wurde: Es hat Selenskyj sicher geholfen, Trump nochmal zu sehen bevor dieser final mit Putin spricht.

WDR: Putin war diesmal nicht dabei. Was heißt es für die Dreier-Konstellation? Ist das ein Nachteil für ihn?

Fischer: Putin hat diesmal den schlechteren Teil gezogen. Denn Selenskyj konnte immerhin in dieser Amtszeit schon zwei Mal mit Trump persönlich sprechen. Auf der anderen Seite möchte Trump zusammen mit Putin ein ganz großes Spiel spielen. Es geht darum, dass zwei alte ergraute Männer mit ihren Großmächten noch einmal den Kalten Krieg nachspielen wollen. Noch einmal: Für Selenskyj war das Gespräch atmosphärisch wichtig - auch wegen der Bilder, die dabei entstanden sind. Interessant war auch, dass Selenskyj diesmal nicht in einer klar erkennbaren Uniform erschienen ist. Das wird den Amerikanern positiv aufgefallen sein.

WDR: Ist die sogenannte "funeral diplomacy" eine übliche Vorgehensweise der internationalen Politik?

Fischer: Mittlerweile ja. Man kannte zwar schon immer die sogenannten Arbeits-Abendessen. Inzwischen redet man aber auch von einem "working-funeral" (deutsch: Arbeits-Beerdigung). Das klingt vielleicht etwas despektierlich, aber die politischen Gespräche sind ein angenehmer Nebeneffekt.

Das Interview führte Julius Hilfenhaus.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 26.04.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde um 18.45 Uhr.

Das Gespräch wurde für die Online-Version gekürzt und sprachlich bearbeitet.

In Bildern: Die Papst-Beisetzung in Rom

Die Welt hat sich von Papst Franziskus verabschiedet. Der Pontifex wurde am Samstag in Rom in der Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt.

 Der Sarg von Papst Franziskus wird zu seiner Bestattung auf den Petersplatz im Vatikan getragen.

Unter den Augen von Tausenden Gläubigen und Staatsgästen aus aller Welt wurde der Sarg am Samstagmorgen mit dem Leichnam des Papstes aus dem Petersdom auf den Petersplatz getragen. Begleitet von lateinischen Gesängen wurde er dort vor dem großen Altar aufgestellt.

Unter den Augen von Tausenden Gläubigen und Staatsgästen aus aller Welt wurde der Sarg am Samstagmorgen mit dem Leichnam des Papstes aus dem Petersdom auf den Petersplatz getragen. Begleitet von lateinischen Gesängen wurde er dort vor dem großen Altar aufgestellt.

Der päpstlichen Zeremonienmeisters Diego Giovanni Ravelli kniete neben dem Sarg mit dem Leichnam. Er war es, der am Ostersonntag die letzte politische Ansprache von Papst Franziskus zum Ostersegen "Urbi et orbi" verlas. Ravelli war auch für die Vorbereitung und den Ablauf des Bestattungsritus zuständig.

Der Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, hielt die Trauerpredigt auf den verstorbenen Papst Franziskus. Er würdigte ihn als Brückenbauer und bedankte sich bei den Gästen für ihre Anwesenheit.

Neben 224 Kardinälen und 750 Bischöfen nahmen auch rund 50 Staats- und Regierungschefs an den Trauerfeierlichkeiten auf dem Petersplatz teil.

Die vielen Staatsgäste nahmen bei Sonnenschein seitlich des Altars Platz. In den ersten Reihen saß Präsident Javier Milei aus Franziskus' Heimatland Argentinien. Davor waren die Italiener mit Präsident Sergio Mattarella und Ministerpräsidentin Giorgia Meloni platziert. Meloni verstand sich gut mit Franziskus und besuchte ihn noch im Krankenhaus.

Bundeskanzler Olaf Scholz saß neben Prinz William. Neben dem geschäftsführenden Kanzler reiste auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu den Trauerfeierlichkeiten nach Rom.

US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania waren genauso zu gegen wie der ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Schon vor Beginn der Trauerfeier trafen sich die beiden Staatsmänner zu einem privaten Gespräch.

Tausende Menschen versammelten sich vor dem Petersdom, um dem Pontifex die letzte Ehre zu erweisen.

Sie übernachteten zum Teil auf dem Petersplatz. Schon am frühen Samstagmorgen füllte sich der Platz.

Nach der Trauerfeier wurde der Sarg auf das Papamobil umgebettet, um den letzten Weg zur Basilika Santa Maria Maggiore anzutreten. Vom Straßenrand jubelten Tausende Menschen dem Konvoi zu.

Das Absenken des Sarges in der Grabeskirche fand im kleinen Kreis unter Ausschluss der Öffentlichtkeit statt. Die Menschen können dann das Grab des 266. Bischofs von Rom ab Sonntag besuchen.

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