Jetzt also auf alten Schienen in die Zukunft? Es gibt sie zumindest noch auf fast der gesamten Strecke. Die NRW-Landesregierung sieht großes Potenzial für die Reaktivierung. Ina Besche-Krastl, Sprecherin für den Schienenverkehr der Grünen, bestätigt immer wieder Kontakte mit den Verantwortlichen auf der anderen Seite der Grenze.
Es geht um etwa 30 Kilometer Schiene, die eine lange Geschichte haben. Von 1865 bis 1991 fuhren die Züge von Kleve über Kranenburg bis in die niederländische Stadt Nimwegen, immerhin die neuntgrößte des Landes. Dann war Schluss, am Niederrhein endet in die Bahn aus Düsseldorf kommend in Kleve.
Stadtgespräch aus Kleve: Zukunft auf alten Gleisen?. Lokalzeit Stadtgespräch. 06.03.2025. 57:05 Min.. Verfügbar bis 06.03.2027. WDR 5.
Es gibt ein großes Mobilitätsbedürfnis
Aus dem Publikum gibt es viele Stimmen, die sagen, sie würden oft in die Niederlande pendeln. So sagt eine Dozentin der Universität Nimwegen, sie fahre täglich von Kleve nach Nimwegen, wie auch viele ihrer Studierenden. Ein anderer Zuhörer erinnert an die Landesgartenschau 2029 in Kleve – ein Bau der Strecke in nur 4 Jahren ist aber illusorisch.
Verkehrsgeograph Rudolf Juchelka von der Universität Duisburg-Essen findet grundsätzlich mehr Bahnverkehr am Niederrhein gut. Aber erst sollte der bestehende Bahnverkehr richtig gemacht werden. Die Qualität des bestehenden Bahnverkehrs sei "unterirdisch schlecht".
Wenig Zustimmung für Reaktivierung in den Niederlanden
In den Niederlanden hingegen sind die Gegner der Reaktivierung in der Mehrheit. Ted Maas, niederländischer Journalist bei der Zeitung "De Gelderlander" beschreibt vor allem die Situation der Gemeinde Groesbeek.
Dort seien viele neue Häuser gebaut worden, es gebe rund um den Marktplatz französisches Flair. Genau hier soll der Zug fahren - kaum verwunderlich, das die Menschen das nicht wollen, sagt der Journalist.
Reicht der Bus als Verbindung zwischen Kleve und Nimwegen aus?
Intensiv diskutiert wird im Stadtgespräch, ob es von Kleve nach Nimwegen mit dem Bus nicht auch geht. Vorteil: die vielen Haltestellen in jedem Ort. Nachteil: die vielen Haltestellen.
Denn das dauert viel länger als die Fahrt mit dem Zug, der für die Strecke gerade mal 27 Minuten benötigen würde. Anstelle von langen und womöglich lauten Zügen könnten auf den Schienen vielleicht auch sogenannte Monocabs fahren, kleine automatisch fahrende Kabinenbahnen für 4 bis 6 Passagiere. Doch die Forschungen zu diesen Gefährten sind noch ziemlich am Anfang.
Menschen müssen begeistert werden
Einig sind sich alle darin, dass es Angebote des ÖPNV geben muss und die Menschen zwischen Kleve und Nimwegen begeistert werden müssen. Denn die Erfahrungen mit Bus und Bahn in der Region sind eher schlecht.
Bis auf ein Verkehrsmittel: die Draisine. Das Spaßgerät ist immerhin auf 15 der 30 Kilometer Schienenstrecke zwischen den Städten unterwegs, und wird jährlich von 23 Tausend Menschen genutzt.
Machbarkeitsstudie als nächster Schritt
Ganz konkret sollte es eine Machbarkeitsstudie geben, meint Ina Besche-Krastl. So sieht es auch Rudolf Juchelka. Aber nur zusammen mit den niederländischen Nachbarn. Und Thed Maas schlägt vor, vielleicht mal direkt in Groesbeek Überzeugungsarbeit zu leisten. Mit einem Blumenstrauß und einer Flasche Schnaps.
Unsere Quellen:
- WDR Lokalzeit Stadtgespräch in Kleve
- Reporter vor Ort