Freie Wohnungen und Häuser in Bonn und der Region sind knapp. Das wissen auch Betrüger, die mit gefälschten Immobilienanzeigen die Not der Suchenden auszunutzen versuchen. Die Folgen bekommt zum Beispiel Familie Dick aus Troisdorf immer wieder zu spüren. Denn regelmäßig klingeln Interessenten bei ihnen an der Haustür, obwohl ihr Haus gar nicht zum Verkauf steht.
Täter machen sich originale Anzeige zunutze
"In Hochphasen hat es schon drei bis vier Mal am Tag geklingelt“, erzählt Laura Dick. Vor gut einem Jahr ist sie mit ihrem Mann Robert und ihrer kleinen Tochter in das Einfamilienhaus gezogen. Das hatten sie damals über eine Anzeige auf einem Immobilienportal gefunden. Die Bilder und Angaben von damals müssen Betrüger kopiert haben.
Gefälschte Inserate stehen immer wieder im Netz
Denn jetzt tauchen gefälschte Varianten des originalen Inserats regelmäßig auf verschiedenen Internetseiten wie z.B. Immowelt auf. Diesmal steht das Haus angeblich für einen Schnäppchenpreis zum Verkauf. "Wir können einfach nichts machen“, ärgert sich Robert Dick. Ihr Vermieter lässt die Anzeigen zwar regelmäßig löschen. Das hindert die Betrüger aber nicht daran, immer wieder neue Inserate zu schalten.
Angebliche Besitzer im Ausland
Wer auf die Anzeigen antwortet, bekommt per Mail die Information, dass die angeblichen Hausbesitzer inzwischen in Großbritannien leben. Der Verkauf soll deshalb über eine Agentur abgewickelt werden. Die wiederum schlägt auf Anfrage einen Besichtigungstermin vor, bei dem allerdings vorher schon andere Interessenten zum Zuge kommen könnten.
Besichtigungstermin gegen Vorauszahlung
Gegen eine Zahlung von 5.700 Euro (1,9 Prozent des Hauspreises) könne man aber einen exklusiven Besichtigungstermin vorab vereinbaren und dann auch als erster das Haus kaufen. Das Geld soll angeblich auf den Kaufpreis angerechnet oder bei Nichtgefallen wieder zurückerstattet werden.
Polizei kennt Betrugsmasche
"Das ist kein Einzelfall“, bestätigt Michael Beyer von der Bonner Polizei. In den vergangenen zwei Jahren seien allein hier rund 100 Strafanzeigen bei ähnlichen betrügerischen Anzeigen bearbeitet worden. Dabei seien "alle gängigen Verkaufsplattformen betroffen".
Die Ermittlungsarbeit sei in der Regel extrem schwierig, weil die Geschädigten das Geld meist auf ein ausländisches Konto überwiesen haben. Das Geld ist anschließend verloren. Die Täter agieren meist aus dem Ausland.
Tipps von Polizei und Verbraucherzentrale
Auch bei der Verbraucherzentrale Bonn kennt man solche Betrugsversuche. "Die Täter nutzen den Leidensdruck der Wohnungssuchenden aus“, sagt Leiterin Susanne Bauer-Jautz. Auf keinen Fall solle man auf geforderte Vorauszahlungen eingehen, das sei absolut unüblich, lautet ihr wichtigster Tipp.
Die Polizei rät außerdem, niemals persönliche Daten wie z.B. die Kopie eines Personalausweises preiszugeben. Denn auch damit könnten anschließend weitere Betrügereien begangen werden.
Immobilienportal räumt Betrugsversuche ein
Von Immowelt, einem der Portale, auf dem die Anzeige für das Troisdorfer Haus von Familie Dick immer wieder auftaucht, heißt es, dass nur ein Bruchteil der betrügerischen Anzeigen online gehe. Den größten Teil könne man durch Betrugsscanner und ein Sicherheitsteam bereits nach wenigen Minuten wieder löschen.
Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz will man in Zukunft noch besser verhindern, dass Fake-Anzeigen überhaupt auftauchen können.
Unsere Quellen:
- Betroffene Familie in Troisdorf
- Polizei Bonn
- Verbraucherzentrale Bonn
- Immowelt
- Eigene Recherche des Reporters
Über dieses Thema berichten wir am 27.08.2024 auch in der Lokalzeit auf WDR 2.