Hauptbahnhof Düsseldorf: Immer trostloser

Lokalzeit aus Düsseldorf 23.09.2024 02:56 Min. Verfügbar bis 23.09.2026 WDR Von Moritz Börner

Drogenszene am Düsseldorfer Hauptbahnhof verunsichert Pendler

Stand: 24.09.2024, 15:29 Uhr

Rund um den Düsseldorfer Hauptbahnhof herrscht Trostlosigkeit: Drogenkonsum, leere Ladenlokale, Müll. Die Stadt will nun handeln.

Von Moritz Börner und Paula Gerhardus

Für zigtausende Menschen am Tag ist der Düsseldorfer Hauptbahnhof nur ein Durchgangsort. Wer hier ankommt, will meist schnell weiter, viele Menschen halten sich hier nicht gerne auf. "Die Umgebung ist nicht schön und einladend, es gibt ja auch ein gewisses Drogenproblem hier, und auch teilweise Kriminalität", sagt ein Pendler, der vom Haupteingang Richtung Innenstadt hastet. Eine junge Frau erzählt, abends fühle sie sich hier unsicher. 

Offener Drogenkonsum am Worringer Platz

Besonders die Gegend zwischen dem Hauptbahnhof und dem benachbarten Worringer Platz wirkt trostlos. Geschäfte stehen leer, Müll liegt herum. Ein Hauseingang wird offensichtlich als Toilette benutzt. Auf den Straßen sind viele Drogenabhängige unterwegs. Die Menschen sind von der Sucht gezeichnet und oft obdachlos; sehr offensichtlich ist das auf dem Worringer Platz, wo es eine offene Drogenszene gibt. Hier und in umliegenden Hauseingängen werden Crack und Heroin konsumiert. Ein hartes Pflaster, laut einer aktuellen Polizeistatistik gibt es nirgendwo in NRW mehr Messerangriffe als hier.

Bahnhof ist beliebter Treffpunkt der Szene

Der Düsseldorfer Sozialarbeiter Oliver Ongaro hat für den WDR einen Kontakt zur Szene hergestellt, die sich am Bahnhof trifft. Chris zum Beispiel war lange obdachlos und jahrzehntelang heroinabhängig, inzwischen sei er clean. "Ich hab eine Wohnung, aber da fällt mir die Decke auf den Kopf! Ich habe meine Kumpels hier und alles seit Jahren." Der Hauptbahnhof und die Szene hier sind für ihn Lebensmittelpunkt. 

Auch Buffy gehört zu der Gruppe. Sie verkauft die Obdachlosenzeitung Fifty-Fifty, und weiß, dass sich viele Passanten an der Gruppe stören. Inzwischen konsumiere auch sie keine Drogen mehr, trotzdem komme sie regelmäßig. "Anstatt sich zu Hause zu treffen, treffen wir uns dann halt hier! Es wird zwar immer verurteilt, Junky-Ort! Aber nein, es gibt Leute von uns, die sind halt wirklich sauber, vermissen aber die Leute und versuchen auch alte Freunde halt dementsprechend mit auf die gerade Bahn zu kriegen." 

Ordnungsamt schickt immer wieder Menschen weg

Hundert Meter weiter ist das Forum Freies Theater. Auf dem Platz davor gibt es keine Sitzbänke. Doch das schreckt nicht ab; Obdachlose schlafen hier, es gibt oft Trinkgelage. Immer wieder schickt das Ordnungsamt Menschen weg. Für Theaterbesucher eine unangenehme Situation. 

Drogenszene am Düsseldorfer Hauptbahnhof verunsichert Pendler

WDR Studios NRW 24.09.2024 00:38 Min. Verfügbar bis 24.09.2026 WDR Online


Neuer Aufenthaltsort für die Drogenszene? 

Alice Ferl, die Dramaturgin des Theaters, glaubt, dass die Drogenszene so offen sichtbar ist, liege daran, dass es keinen richtigen Platz für sie gebe. "Die Lösung liegt nicht nur darin, diesen Ort zu verändern", sagt Verl, "sondern natürlich auch insgesamt zu denken, im Bahnhofsviertel, was für Flächen haben wir, was für Orte, wo können sich Menschen aufhalten." 

Sozialarbeiter haben der Stadt vorgeschlagen, dass die Drogenszene auf einen Platz neben dem Gesundheitsamt hinter dem Hauptbahnhof umziehen könnte, wo dann auch Streetworker für die Betreuung zuständig wären. 

Neue Pläne von Stadt und Polizei

Die Kooperationspartner unterzeichneten eine Vereinbarung im Düsseldorfer Rathaus

Unter den Kooperationspartnern sind: Helge Scharfscheer, Vizepräsident der Bundespolizeidirektion St. Augustin (5.v.r.); Stephan Keller, Oberbürgermeister Stadt Düsseldorf (4.v.r.); Miriam Brauns, Polizeipräsidentin Düsseldorf (3.v.r.)

Die Stadt will das Problem Hauptbahnhof jetzt angehen und arbeitet dafür unter anderem mit Landes- und Bundespolizei zusammen. Die Zusammenarbeit der Partner sei entscheidend: "Wir müssen erkennen, dass wir das nicht alleine können", sagte die Düsseldorfer Polizeipräsidentin Miriam Brauns bei der Unterzeichnung der Vereinbarung im Rathaus.

Konkrete Maßnahmen wurden noch nicht bekanntgegeben, man wolle aber mit Anwohnern und Geschäftsbetreibern rund um den Hauptbahnhof ins Gespräch kommen, um die Situation besser analysieren zu können. Ein Thema sind laut Oberbürgermeister Stephan Keller die Bänke vor dem Bahnhof, auf denen sich oft Menschen aufhalten, die dort eigentlich nicht erwünscht wären. Ein Abbau könnte aber problematisch werden: "Dann riskieren wir, dass die in den Hauseingängen sitzen", erklärte Keller die Situation.

Die Probleme sollen deshalb zusammen angegangen werden, zum Beispiel wenn der Polizei eine suchtkranke Person negativ auffällt: "Wir können dann einen Platzverweis erteilen, aber der hilft ja auch immer nur an der Stelle", bemerkte Thorsten Fleiß von der Polizeiinspektion Düsseldorf Mitte. Im Anschluss daran sei dann zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Drogenhilfe wichtig.

Unsere Quellen:

  • Interviews mit Betroffenen vor Ort
  • Forum Freies Theater
  • Stadt Düsseldorf