IHK Köln zieht mit Windrad-Schuldenuhr Bilanz bei Ausbau der Windräder
Lokalzeit aus Köln. 11.03.2025. 00:36 Min.. Verfügbar bis 11.03.2027. WDR.
"Windrad-Schuldenuhr": IHK Köln zieht Bilanz beim Ausbau der Windräder
Stand: 11.03.2025, 16:31 Uhr
Ca. 1.300 Windräder fehlen laut IHK, um die Energieversorgung nach dem Kohleausstieg zu sichern. 130 wurden im letzten Jahr gebaut.
In großen roten Ziffern zeigt die Anzeige der sogenannten Windrad-Schuldenuhr am Gebäude der IHK in Köln: Es fehlen noch 1.283 Windräder – von ursprünglich 1.500. Eine Studie, die die Industrie- und Handelskammer Köln in Auftrag gegeben hat, kam zu dem Ergebnis, dass so viele Windräder für eine sichere Energieversorgung ab 2030 benötigt werden. Neben neuen Photovoltaikanlagen und Gaskraftwerken.
Die Windrad-Schuldenuhr zeigt diese Differenz zwischen den benötigten und vorhandenen Windrädern an. Die IHK Köln hat die Uhr vor einem Jahr erstmals angebracht, damals stand auf der Anzeige noch: 1.413.
130 neue Windräder im vergangenen Jahr
130 neue Windräder sind im vergangenen Jahr also in Betrieb gegangen. Das ist zu wenig und der Ausbau damit zu langsam, kritisiert die IHK Köln. Im Jahr 2030 sollen per Gesetz die Braunkohlekraftwerke vom Netz gehen. Die Versorgung der energieintensiven Industrie sei dann aber noch nicht durch erneuerbare Energien sichergestellt, so die IHK.
NRW-Landesregierung: Kohleaussteig bis 2030
Ursprünglich war die Abschaltung der Braunkohlekraftwerke in NRW für das Jahr 2038 geplant. 2022 verabschiedete die Regierung dann ein Gesetz, mit dem die Braunkohleverstromung im sogenannten Rheinischen Revier schon acht Jahre vorher, also 2030, beendet wird.
Goße Gaskraftwerke fehlen
Neben den Windrädern fehlten laut IHK Köln auch Photovoltaik-Anlagen und Gaskraftwerke, die Strom liefern sollen, wenn keine Sonne scheint oder der Wind ausbleibt. Laut der Studie braucht es acht solcher großer Kraftwerke. Gebaut ist davon noch keines.

Nicole Grünewald und Uwe Vetterleins von der IHK Köln kritisieren den schleppenden Ausbau
IHK-Präsidentin Dr. Nicole Grünewald betont, auch die IHK Köln und die Unternehmen stünden hinter der Energiewende. Nur seien die Klimaziele bis 2030 nicht einzuhalten. Laut IHK Köln sei die Politik für 90 Prozent der Unternehmer aktuell nicht glaubwürdig. Wenn ein frühzeitiger Kohleausstieg angekündigt würde, müsse dieser auch erfolgreich sein.
IHK: Kohleausstieg bis 2030 nicht haltbar
Die Unternehmen bräuchten Planungssicherheit dazu, ob eine bezahlbare Energieversorgung auch nach dem Kohleausstieg noch sichergestellt ist. IHK Köln-Präsidentin Grünewald: "Sonst investieren sie nicht mehr hier am Standort. Und das heißt: Ausstieg aus dem Kohleausstieg 2030 jetzt!"
Grünewald zufolge ist der Ausstieg bis 2030 nicht haltbar. Sie fordert, dass die Landes- und die Bundesregierung bereits jetzt überprüfen, zu welchem Zeitpunkt ein Kohleausstieg tatsächlich realisierbar ist. Und nicht, wie geplant, erst im kommenden Jahr. Die IHK Köln kommt zum Schluss: Die Kohlekraftwerke müssen laufen, bis die Energieversorgung sichergestellt ist – notfalls auch nach 2030.
NRW-Wirtschaftsministerium: Unterstützung vom Bund notwendig
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur räumte in einem Bericht an den Landtag im vergangenen Jahr ein, dass eine Umstellung von Kohle auf erneuerbare Energien bis 2030 fraglich sei . Denn die Landesregierung könne nicht ohne die entsprechende Unterstützung des Bundes die Rahmenbedingungen für neue Investitionen in die Kraftwerke schaffen.
Die auseinandergebrochene Ampel-Regierung wollte mit einer verbindlichen Kraftwerksstrategie eigentlich dafür sorgen, dass in mehr klimafreundlichere Gaskraftwerke investiert wird. Die Umsetzung eines solchen Gesetzes scheiterte aber schließlich daran, dass sich nach dem Aus der Bundesregierung keine Mehrheiten mehr dafür im aktuellen Bundestag finden ließen.
Quellen:
- IHK Köln
- DPA
- WDR-Berichte zum Kohleausstieg in NRW
- WDR-Reporterin vor Ort