Polizistin sagt im Ratingen-Prozess aus

Lokalzeit aus Düsseldorf 08.12.2023 Verfügbar bis 08.12.2025 WDR Von Manuela Klüppel

Brandanschlag Ratingen: Psychiatrischer Gutachter sagt aus

Stand: 11.12.2023, 14:29 Uhr

Im Prozess um den Brandanschlag in Ratingen hat heute der psychiatrische Gutachter über das Motiv des Angeklagten ausgesagt. Am Freitag hatte sich die am schwersten verletzte Polizistin im Prozess geäußert.

Von Manuela Klüppel und Peter Hild

Der Auftritt der schwer verletzten Polizistin vor dem Düsseldorfer Landgericht hatte am Freitag alle Anwesenden beeindruckt. Auf einen Stock gestützt, das Gesicht schwer gezeichnet von roten Brandnarben, betrat sie den Saal.

Lebensgefährliche Verletzungen

Um den Kopf trug die 25-Jährige noch immer einen dicken Verband, aus dem einzelne blonde Haare herausschauten. Vor mehr als einem halben Jahr, am 11. Mai 2023, wurde sie bei dem Angriff auf Polizisten und Rettungskräfte im Stadtteil Ratingen-West lebensgefährlich verletzt. Zunächst sagten am Freitag sieben der insgesamt neun verletzten Rettungskräfte aus, darunter ein Notarzt. Der erklärt, dass er beim Einsatz nicht gedacht habe, dass die Polizistin den Tag überlebe. 

Explosion in Ratingen: Am schwersten verletzte Polizistin sagt im Prozess aus

00:43 Min. Verfügbar bis 08.12.2025


Barrikade aus Wasserkästen

Spezialkräfte der Polizei bei dem Einsatz in Ratingen.

Mit fester Stimme und vollkommen klar schildert dann die 25-Jährige Polizistin die Ereignisse. Demnach betrat sie gemeinsam mit ihren Kollegen die Wohnung. Sie erzählt von der Barrikade aus Wasserkästen, die sie zur Seite räumen mussten, und wie sie überraschend eine Person dahinter wahrnahm. Plötzlich sei sie nass gewesen, und sie erinnere sich an den Geschmack von Benzin im Mund, so die junge Frau.

Auch psychiatrischer Gutachter sagt aus

Der mutmaßliche Täter, ein 57-jähriger Mann aus Ratingen, soll die Polizistin mit mehreren Litern Benzin überschüttet und angezündet haben. Die anschließende Explosion verletzte alle Rettungskräfte schwer. Der Großteil von ihnen kann bis heute nicht arbeiten.

Am Montag sagte auch der psychiatrische Gutachter in dem Fall aus. Er sagte, der Angeklagte habe Behörden, Kirche und alles, was für ihn die Obrigkeit darstellt, abgelehnt und auch gegen Ärzte gewettert. Das wird aus Schriftstücken des Angeklagten deutlich, die der Richter am Montag verlas.

Urteil könnte noch in dieser Woche fallen

Trotzdem habe er klar gewusst, was bei der Tat auf ihn zukommt, sagte der Gutachter.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten neunfachen versuchten Mord vor. Sie fordert lebenslange Haft, und dass die besondere Schwere der Schuld festgestellt wird. Dann dürfte der Angeklagte nicht nach 15 Jahren freikommen. Am Mittwoch könnte dann das Urteil fallen.