Eigentlich hatte sich Delia Machmüller auf diese Bundestagswahl gefreut: Zum zweiten Mal durfte sie ihre Kreuzchen machen, wollte eigentlich zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder wählen gehen.
Doch als sie in ihrem Wahllokal in Bonn-Endenich ihren Wahlschein abgeben wollte, hieß es: Das geht nicht, sie hätte schon gewählt: "Die Wahlhelfer haben gesehen, dass sowohl bei mir, als auch bei meinem Bruder schon ein haken hinter dem Namen stand."
"Aperölchen trinken" statt wählen gehen
Dabei hatten bis dahin weder sie, noch ihr Bruder ihre Stimme abgegeben. "Dann haben sich die Wahlhelfer beraten, dann aber beschlossen, dass sie mich jetzt nicht wählen lassen können." Stattdessen solle sie doch zu Hause "ein Aperölchen trinken" und bei der nächsten Wahl mitmachen.
Ich war da schon ein bisschen hilflos, weil ich auch nicht wusste, was ich da jetzt machen soll. ich dachte, ich gehe da hin, setze mein Kreuzchen und fahre wieder nach Hause. Delia Machmüller
Stattdessen ruft sie bei der Polizei an - die sie an das Wahlamt verweist. Dort heißt es: Ob Delia und ihr Bruder wählen dürfen, entscheidet das Wahlbüro vor Ort. Am Ende müssen die beiden wieder gehen - ohne gewählt zu haben.
Bei der Mutter Tanja Machmüller sorgt der Fall für Unverständnis: "Wir wählen ja nicht den lustigsten Clown oder den beliebtesten Bademeister. Dass noch nicht jemand gewillt war, das genauer zu prüfen und die Wahlbenachrichtigungen durchzugucken, ob da ein Fehler vorliegt, das macht mich schon wütend."
Eigentlich gilt das "Vier-Augen-Prinzip"
Der Leiter des Bonner Walhamtes Dieter Schubert kann sich den offensichtlichen Fehler nicht erklären: "In den Wahlschulungen werden die Schriftführenden darauf hingewiesen, dass sie bei der Entgegennahme der Wahlberechtigungen oder auch bei der Prüfung der Identität sehr sorgfältig vorgehen müssen und nach dem Vier-Augen-Prinzip das entsprechende Häkchen machen."
Derzeit gebe es im Falle von Delia und Erik Machmüller verschiedene Aussagen, die im Raum stehen. Den beiden einfach trotzdem wählen zu lassen, hätte aber auch Probleme verursacht: "Dann hätten wir am Ende zwei Wahlzettel zu viel gehabt." Wo am Ende der Fehler liegt, könne er nicht sagen.
Wahlamts-Leiter trotzdem mit Wahltag zufrieden
Trotz dieses Falls zieht Dieter Schubert ein positives Fazit von dieser Bundestagwahl: "Aus meiner Sicht ist es sehr gut gelaufen, und ich bin auch zufrieden mit dem Ergebnis, weil das Ergebnis in Bonn schon verhältnismäßig früh am Abend feststand."
Bei Delia Machmüller hinterlässt diese Wahl hingegen ein ungutes Gefühl: "Ich konnte für diese Wahl jetzt keine Stimme abgeben. Das fühlt sich schon echt total blöd an."
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Wahlamt der Stadt Bonn