Seit dem Jahr 1971 ist der 8. April Internationaler Tag der Roma. "An diesem Tag würdigen wir weltweit die Geschichte, Kultur und Rechte der Roma", heißt es in einer Einladung des Kölner Vereins Rom e.V. zur Zeremonie vor dem historischen Rathaus. Rom e.V. versteht sich nach eigenen Angaben als Roma-Selbstorganisation für Teilhabe, Bildung und Kultur.
In Köln leben laut Rom e.V. mehrere Tausend Roma. Diese würden "oft genug übersehen und rassistisch ausgegrenzt". In Deutschland leben nach Angaben der Antidiskriminierungsstelle des Bundes schätzungsweise 80.000 bis 140.000 Sinti und Roma - hiervon besitzen etwa 70.000 die deutsche Staatsbürgerschaft. Sinti und Roma sind die größte Deutsche Minderheit und leben seit 600 Jahren in Deutschland und auch in Köln.
In mehreren Lebensbereichen diskriminiert
Diese Einschätzung deckt sich mit den Angaben der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: "Auch heute noch werden Sinti und Roma in allen Lebensbereichen diskriminiert", heißt es auf der Homepage der Bundesstelle. Klischees über Sinti und Roma kursieren seit Jahrhunderten, aktuell macht ihnen der "massive Rechtsruck in Deutschland große Sorgen", so Rom e.V..
Seit kurzem gibt es die erste Antidiskriminierungsstelle für antiziganistische* Fälle in NRW.
Welt-Roma-Tag: Stadt Köln hisst Flagge vor historischem Rathaus. WDR Studios NRW. 08.04.2025. 00:21 Min.. Verfügbar bis 08.04.2027. WDR Online.
Die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) in Berlin hat im Jahr 2023 deutschlandweit insgesamt 1.233 antiziganistische Vorfälle erfasst. Die Anzahl der Fälle in NRW werden erst in einem Jahr veröffentlicht, da es noch keine Auswertungen gibt.
Die Zahl der Vorfälle insgeamt hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. "Die höheren Zahlen stehen im Zusammenhang mit dem Rechtsruck in Deutschland", so MIA. Gleichzeitig würden mit wachsenender Bekanntheit der Meldestelle auch mehr Fälle gemeldet. Es sei darüber hinaus "nach wie vor von einem großen Dunkelfeld antiziganistischer Vorfälle auszugehen, das erst in den kommenden Jahren schrittweise erhellt werden kann", heißt es im Jahresbericht für 2023, der im vergangenen Sommer erschienen ist, denn häufig ist die Scham oder auch Angst zu groß, Vorfälle zu melden.
Dem will die Stadt Köln entgegentreten. In Vertretung für Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die aktuell in Istanbul ist, werde sich Bürgermeister Andreas Wolter um 16 Uhr auf dem Alten Markt mitten in der Kölner Innenstadt mit einem Grußwort an die Anwesenden richten und ein Zeichen der Solidarität und des Respekts zum Ausdruck bringen.
*Hinweis der Redaktion: Als "Antiziganismus" oder "antiziganistisch" bezeichnet man Rassismus, der sich gegen Sinti und Roma richtet. Über diesen Begriff gibt es in den unterschiedlichen Communities der Betroffenen verschiedene Meinungen: Einige lehnen den Begriff ab, da er das rassistische "Z-Wort" beinhaltet und dadurch repoduziert. Alternativ werden unter anderem die Begriffe "Antiromaismus" oder "Antisintiismus" verwendet. Wir verwenden den Begriff "Antiziganismus", da er vom Zentralrat der Sinti und Roma empfohlen wird.
Unsere Quellen:
- Rom e.V.
- Stadt Köln
- Melde- und Informationsstelle Antiziganismus
- Antidiskriminierungsstelle des Bundes