Das Gerät in der Hand von Simon Boenigh sieht ein bisschen wie eine Fernbedienung mit Antenne aus. Er malt damit die Zahl 1 in die Luft. Nachdem er abgesetzt hat, setzt sich ein gestengesteuerter Roboterarm in Bewegung und greift zu einem der acht durchnummerierten Würfel, die vor dem Arm liegen. Und tatsächlich. Es ist der Würfel mit der Nummer 1.
Ja, das ist schon beeindruckend. Beim zweiten Anlauf mit der Zahl acht allerdings bewegt sich der Roboterarm keinen Millimeter mehr. "Vorführeffekt", sagt Boenigh ein bisschen entschuldigend.
KI-Technologie soll dort eingesetzt werden, wo Fachkräfte fehlen
Was hier auf einem Tisch steht und noch ein bisschen nach Lego-Technik aussieht, ist natürlich nur ein Modell. In der Industrie könnte so ein gestengesteuerter Roboterarm mit KI-Technologie dort eingesetzt werden, wo wiederkehrende Tätigkeiten ausgeübt werden – und wo es an Fachkräften mangelt.
Gröting ist Mitveranstalter des 1. KI-Startup-Festivals in Duisburg, das im Rahmen der ruhr Startupweek stattfindet. Rund 80 Anmeldungen gab es. Junge Unternehmen, die Produkte mit KI entwickeln sind ebenso zu Gast wie Betriebe, die sich für eben diese interessieren. Veranstaltungsort ist das Zentrum für angewandte Künstliche Intelligenz (ZaKI.D). Es ist eines von drei großen KI-Zentren in NRW und soll in Zukunft kleine und mittlere Unternehmen bei der Anwendung und Umsetzung der KI-Technologie unterstützen. Im Rahmen des 5-Standorte-Programms des Bundes hat das ZaKI.D rund 17 Millionen Euro Fördermittel für die nächsten vier Jahre erhalten.
Produkte, die vielseitig in der Arbeitswelt eingesetzt werden können
Die KI-Start-Up-Szene zeigt sich hier sehr entspannt. Alle sind per Du, zwischen den Vorträgen klingen laute Bässe aus dem modernen Aufenthaltsraum. Statt lauwarmen Kartoffel-Gratin in silbernen Warmhaltebehältern gibt’s Wraps, Hummus und Rotkohlsalat. "Wir haben es absichtlich Festival und nicht etwa Tagung oder Konferenz genannt", sagt Gröting. Das klinge zu sehr nach zäher Infoveranstaltung.
Und werde dem Event nicht gerecht. Denn hier wird nicht nur nerdiges Insiderwissen ausgetauscht, sondern Produkte vorgestellt, die mit KI-Technologie hergestellt und vielseitig in der Arbeitswelt eingesetzt werden. Das Start-Up "LearnSlice - Digitales Lernen für Auszubildende & Fachkräfte" beispielsweise hat eine Lernplattform entwickelt, die unter anderem Unternehmen dabei helfen soll, attraktiver für Auszubildende zu werden. Und die Abbruchquote der Azubis zu senken.
Denn das sei ein großes Problem, sagt Geschäftsführerin Alesia Kunts in ihrem Vortrag.
"Wir haben deshalb intelligente und vor allem kompaktere Lernmaterialien mit Hilfe von verschiedenen KI-Modellen erstellt", erklärt sie. Somit soll Wissen von erfahrenen MitarbeiterInnen, die vielleicht bald in Rente gehen, an die junge Generation weitergegeben werden.
Für moderneren Unterricht
Könnte man damit vielleicht auch verstaubte Unterrichtsmaterialien in Schulen modernisieren? Tatsächlich arbeitet das Düsseldorfer Start-Up bereits mit Schulen zusammen, wünscht sich zukünftig auch noch mehr Kooperationen. Allerdings scheitert es häufig am Geld.
In den USA, sagt Kunts, hätten Start-Ups deutlich bessere Chancen, würden mehr Geld bekommen. Dennoch möchte sie mit ihrem Unternehmen hier bleiben.
Neben Start-Ups präsentieren sich beim KI-Festival auch bekannte Unternehmen wie die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV). Sie haben ihr Roboter-Fahrzeug Fridolin mit dabei. Fridolin patroulliert auf dem Firmengelände der DVV und kann mit (Wärmebild-)Kameras Bilder an die Notruf- und Serviceleitstelle senden, wenn sich beispielsweise Unbefugte auf dem Gelände aufhalten.
Am Nachmittag gibt’s dann noch ein Speeddating. Leute, die sich kennenlernen wollen, setzten sich gegenüber voneinander an Tische und stellen sich Fragen. "Was sind deine Interessen? Bist du Gründerin? Wo wird dein Produkt eingesetzt?" Nach zwei Minuten wird gewechselt. Modernes Netzwerken. Das so eine Tagung, ach nein – so ein Festival - auf jeden Fall auflockert.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 25.09.2024 auch im Radio auf WDR 2.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Fraunhofer-inHaus-Zentrum
- NRW-Wirtschaftsministerium
- Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft