Gaming und Cybersicherheit auf dem Stundenplan in Dortmunder Schule

Lokalzeit aus Dortmund 01.10.2024 03:10 Min. Verfügbar bis 01.10.2026 WDR Von Sonja Gerhardt

Gaming und Cybersicherheit auf dem Stundenplan in Dortmunder Schule

Stand: 02.10.2024, 11:56 Uhr

Die eigenen Daten schützen, ein sicheres Passwort finden oder Abo-Fallen in Video-Spielen erkennen: wie sie sicher und maßvoll Internet und Smartphone nutzen können, lernen Schülerinnen und Schüler an einer Dortmunder Realschule in einem sogenannten "Smart Camp".

Von Sonja Gerhardt

Ein Hund springt im Video mühelos über einen Zaun: "Der Hund ist ein super Hacker. Der hat es nämlich genauso gemacht wie wir Hacker. Er versucht nicht, ein Loch in den Zaun zu beißen, sondern springt einfach bequem darüber", erklärt Benjamin Krüger. Als der Sicherheitsberater das Video abspielt, hat er sofort die Aufmerksamkeit der Jugendlichen im Klassenraum. Was Krüger meint: Ein höherer Zaun ist wichtig gegen Hacker – ein sicheres Passwort für Daten.

Datenschutz und Cybersicherheit sind Schwerpunkte

Wie schnell ein unsicheres Passwort geknackt werden kann, zeigt Benjamin Krüger an einem Beispiel. Jannik aus der zehnten Klasse nennt seinen Namen, Geburtsjahr und zwei Hobbies. Informationen, die Jugendliche häufig im Netz teilen. Der Workshop-Leiter gibt sie in ein Hackerprogramm ein. Innerhalb von Sekunden werden rund 1.700 Passwortmöglichkeiten angezeigt.

"Das ist schon gruselig", sagt Jannik und staunt. "Da wäre bestimmt ein Passwort dabei, das ich genutzt hätte. Und ich habe nur fünf Daten angegeben".

Projekt "Smart Camps" wird deutschlandweit angeboten

In diesem Workshop können die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 an der Marie-Reinders-Realschule in Dortmund intensiv in die virtuelle Welt und ihre Gefahren eintauchen.

Auf dem Foto sind zwei Schülerinnen zu sehen, die auf ihre Handys schauen.

Heute sind Handys im Unterricht ausdrücklich erwünscht

Im Klassenraum nebenan sitzt eine Gruppe Jugendlicher, die gerade konzentriert auf ihren Handys und Tablets herumtippt. Eigentlich sind Smartphones an der Marie-Reinders-Realschule während der Schulzeit verboten. Heute dürfen die Geräte gezückt werden. In einem Quiz geht es um das Thema Urheberrecht.

"Ich wusste nicht, dass ein Urheberrecht irgendwann enden kann", sagt die 15-jährige Julia. Gerade hat sie erfahren, dass das Urheberrecht für Bilder bis 70 Jahre nach dem Tod des Fotografen oder Malers gilt.

Glücksspielanbieter finanziert das Angebot

Smart Camps heißen die Angebote der Bonner Bildungsinitiative BG3000. Finanziert werden die Workshops vom staatlichen Glücksspielanbieter Westlotto. Wie passt das zusammen?

"Unser Ansatz ist die frühe Prävention", sagt Ron Schindler, der bei Westlotto für den Bereich "Responsible Gaming" zuständig ist. "Wenn Sie sehen, dass es rund 680.000 Kinder in Deutschland gibt, die ein riskantes Spielverhalten haben, ist das natürlich ein sehr früher Einstieg in das Glücksspiel. Wir sagen, Glücksspiel soll Spaß machen. Und Spaß macht es nur, wenn es nicht Überhand nimmt."

Auf dem Foto ist ein Gruppe von Schülerinnen und Schülern, ihrem Schulleitern und den Verantwortlichen für das Projekt abgebildet. Die Schülerinnen und Schülter halten Handys und Tablets in der Hand.

Workschop-Teilnehmer mit Schulleiter (links), Projektverantwortlichen und Schirmherr

So erfahren die Jugendlichen in den Workshops, dass sogenannte "Lootboxen" sehr riskant sind. Die "Beuteboxen" sind in Computerspielen versteckt und bieten zum Beispiel Gegenstände an, die im Spiel nützlich sind. Wenn die jungen Spieler auf die bunten Boxen klicken, endet das mit einer Rechnung in Echtgeld. 

Schulleiter: "Solche Angebote sind notwendig"

"Ich halte es grundsätzlich für notwendig, dass wir den Schülerinnen und Schülern sehr viele Impulse geben, um die Alltagsprobleme, die sie jetzt haben, zu bewältigen", sagt Jörg Skubinn, Leiter der Marie-Reinders-Realschule. "Das wird man nicht mit einer Unterrichtseinheit oder einem einzigen Projekt schaffen, aber man kann das schaffen, wenn man sie immer weiter dafür sensibilisiert".

Im Projektraum gegenüber grinst ein Affe, der direkt in die Kamera guckt, die Jugendlichen an. Dieses unbeabsichtigte Selfie des Tieres ging viral. "Nur natürliche Personen können Urheber werden. Keine Tiere", sagt der Fachanwalt für Medienrecht vorne. Der Workshop endet mit heiterem Gelächter im Klassenraum.

Unsere Quellen:

  • Autorin vor Ort

Über dieses Thema hat der WDR am 02.10.2024 im Radio auf WDR 2 berichtet.

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